Flutung des Teles-Pires-Staudamm ohne vorherige hinreichende Rodung des Terrains

Die Flutung des umstrittenen Staudamms Teles Pires im brasilianischen Amazonasgebiet, an der Grenze der zwei Bundesstaaten Pará und Mato Grosso gelegen, hat Ende 2014 begonnen.
| von Christian Russau

Neue Luftaufnahmen zeigen aber einem Medienbericht zufolge, dass die Flutung des Staubeckens erfolgte, ohne dass zuvor die eigentlich vorgeschriebene komplette Rodung des Terrains erfolgte. Eine solche wird von der Umweltgesetzgebung aber unbedingt verlangt, um dergestalt zu vermeiden, dass durch das langsame, unter Wasserabschluss erfolgende organische Zersetzen der Biomasse Methan gebildet wird und die Bemühungen um "grüne" Energieproduktion ad absurdum geführt wird. Methan ist wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge 22 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid.

Die Anfang Januar 2015 getätigten Luftaufnahmen des Informationsportals Olha direto zeigen die Flutung des Staubeckens im Munizip Paranaíta, 860 Kilometer nördlich der Stadt Cuiabá am Teles Pires Fluss, einem der zwei Tapajós-Zuflüsse, gelegen, dokumentieren aber auch die verbliebene, nicht-gerodete und nun im Wasser treibende oder unter Wasser stehende Vegetation.

Olhar direto befragte den angesehenen Amazonienkenner und Wissenschaftler des Nationalen Amazonischen Forschungsinstituts Instituto Nacional de Pesquisas da Amazônia (Inpa), Philip Fearnside, und dieser erklärte zur Flutung und zur offensichtlich verbliebenen Vegetation: "Die insgesamt zu flutende Gegend umfasst 9.400 Hektar. Berechnungen des Instituto Centro de Vida auf der Basis von Satellitenaufnahmen von September 2014 deuten darauf hin, dass 6.400 Hektar in diesem Gebiet des Staubeckens [zu diesem Zeitpunkt] noch nicht gerodet waren".

Teles Pires soll bei Inbetriebnahme dieses Jahr eine Kapazität von 1,8 Gigawatt haben. Die brasilianische Indigenenbehörde FUNAI vermutet in der Gegend unkontaktierte, in freiwilliger Isolation lebende indigene Gruppen, die durch den Staudammbau direkt betroffen werden könnten. Soziale Bewegungen und indigene Gruppen protestieren seit langem gegen den Staudammbau Teles Pires. Gebaut wird der rund vier Milliarden Reais teure Staudamm im Auftrag eines Konsortiums aus Eletrosul (24,5%), Furnas (24,5%) sowie Neoenergia und Odebrecht, die zusammen auf 51%-Anteil kommen. Aus Deutschland beteiligt sich die MunichRe, die an der Versicherung des Staudamms teilhat.

Der Teles Pires-Staudamm soll der größte Staudamm am gleichnamigen Fluss werden, es sind aber am Teles Pires, seinem Nebenfluss Juruena und am Tapajós-Fluss, wie die beiden Flüsse Teles Pires und Juruena ab ihrer Vereinigung heißen, mehr als ein Dutzend Staudämme geplant, die auch mittels Wasserstraßen und Schleusen den hotspot der brasilianischen (vor allem Soja-)Agrarindustrie in Mato Grosso mit dem Amazonas per Schiff verbinden und somit den Anschluss an den Weltmarkt gewährleisten sollen. Es ist vor allem das indigene Volk der Munduruku, die gegen diese Staudammkomplexe protestieren.