Das thematische Sozialforum (FST): „Kapitalistische Krise, soziale und ökologische Gerechtigkeit“

Vom 24. bis 29. Januar hat das thematische Sozialforum in Porto Alegre, Brasilien, stattgefunden. Das Forum war eine zivilgesellschaftliche Vorbereitung für die im Juni stattfindende Rio+20-Konferenz. Themen waren u.a. die Green Economy, Verteilungsgerechtigkeit, nachhaltige Landwirtschaft sowie die Schaffung eines ersten Entwurfs zur zukünftigen Rio-Deklaration. Hauptsächlich zwei Schwerpunkte dominierten die Debatte: die Krise der kapitalistischen Welt und der Kampf der sozialen Bewegungen und Organisationen.
| von Marilia dos Santos

Frei Betto meint, dass das WSF ein Treffpunkt für eine Lösung aus der derzeitigen Krise darstellt und Grundlagen für ein neues Zivilisationsmodell schafft, in dem Globalisierung und Solidarität überwiegen. Durch das FST will man die Erfahrungen und Beiträge der Teilnehmer zu vier Querschnittsthemen sammeln: 1. Ethik und Philosophie: Subjektivität, Dominanz und Emanzipation; 2. Menschenrechte, Völker, Gebiete und der Schutz der Mutter Erde; 3. Produktion, Verteilung und Konsum: Reichtumszugang, Gemeinschaftsgüter und Übergangswirtschaft; 4. Politische Subjekte, Machtstrukturen und Demokratie.

Laut Gerhard Dilger haben sich die Gemeingüter als neue alternative Leitlinie in der FST herauskristallisiert. Die GipfelteilnehmerInnen schreiben in ihrem ersten Entwurf zu einem Alternativkonzept für den UN-Umweltgipfel Rio+20: „Statt des Monopols des Privateigentums schlagen wir soziale Eigentumsformen vor, um die Kontrolle, die Vermehrung und den Erhalt der Ressourcen zu garantieren.“ Auch von einem „Kampf um Umweltgerechtigkeit“ ist die Rede. Die TeilnehmerInnen sehen keinen Ausweg in der Green Economy sondern lediglich die Wiederholung von Grundsätzen des Kapitalismus im grünen Anstrich.
Einerseits wurden Zweifel und Kritik an den offiziellen Konzepten von Rio+20 auf dem Weltsozialforum als wirkungsvolles Instrument für die „neuen Proteste“ angesehen. Manche betrachten sie sogar als einen neuen Auftrieb für die globalisierungskritische Bewegung.

Auch Präsidentin Dilma Roussef ließ sich einen Auftritt auf dem Sozialforum nicht entgehen. Sie gab dem Neoliberalismus die Schuld an der derzeitigen Krise, gleichzeitig glaubt sie aber trotzdem an den Erfolg der UN Konferenz Rio+20.