Brasilien: Landkonflikte und Großprojekte in Amazonien - Egidio Alves Sampaio aus der Landpastoral berichtet

Eine Veranstaltung im Rahmen der MISEREOR-Fastenaktion 2016
  • Wann 02.03.2016 von 21:30 bis 23:30 (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Freiburg
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Ort: Gemeindesaal der Ludwigsgemeinde (Starkenstr. 8, 79104 Freiburg im Breisgau)

„Am Ende geht es um die Frage: Welches Entwicklungsmodell wollen wir für diese Region? Ist es ein Modell, das auf Großprojekte setzt, oder eines, das sich an den Interessen der örtlichen Bevölkerung orientiert?“ Egidio Alves Sampaio, CPT Itaituba

Herr Sampaio kommt aus dem brasilianischen Bundesstaat Pará, dieser liegt im Norden Brasiliens, im Amazonasgebiet, zu uns. Die Region ist seit Jahren geprägt durch das enorme Spannungsfeld zwischen den durch die brasilianische Regierung vorangetriebenen, groß-industriellen Entwicklungsvorhaben wie Straßenbau, Bergbau, Staudammbauten sowie großflächige Exportlandwirtschaft und der dort lebenden traditionellen Bevölkerung. Dazu kommen illegaler Holzeinschlag, Landspekulation und Fälle von Korruption. Schon in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann die Militärregierung mit der Erschließung dieser damals noch dicht bewaldeten Region durch Viehzuchtgroßbetriebe und die Ansiedlung von Kleinbauernfamilien. Diese Politik provoziert bis heute blutige Landkonflikte, denen vor allem Landarbeiter(innen) und Gewerkschaftsführer(innen) zum Opfer fallen (in den letzten 20 Jahren über 200 Morde). Am Rio Tapajós, einem südlichen Zufluss des Amazonas, sollen jetzt sieben Staustufen gebaut werden. Der größte Staudamm wird 53 m hoch und 7608 m lang sein und einen Stausee von 123 km Länge erzeugen. Bedroht davon sind mehrere Gemeinden und das indigene Volk der Munduruku. Eine der Gemeinden ist Pimental, ein Fischerdorf mit etwa 850 Einwohnerinnen und Einwohnern, das in den Fluten des Staudamms unterzugehen droht. Den Widerstand dagegen begleitet die CPT (Comissão Pastoral da Terra = Kommission für Landpastoral) Itaituba mit Unterstützung des dortigen Bischofs. Die Prälatur von Itaituba im Bundesstaat Pará ist halb so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Der Bischof, Dom Frei Wilmar Santin, ein Karmelit aus Südbrasilien, zählt dort 13 Priester. Seit 2011 gibt es dort die CPT (die Landpastoral). Sie ist Partnerorganisation von MISEREOR. Die Integration auch dieses Teils des Amazonasbeckens in die Weltwirtschaft konkurriert mit einem alternativen Entwicklungsmodell für die Region, das die Interessen der traditionellen Gemeinden und der indigenen Völker in den Mittelpunkt stellt. Die CPT arbeitet mit indigenen Völkern der Region, Arbeitssklavinnen und Arbeitssklaven auf den Farmen, Kleinbauernfamilien und weiteren Bevölkerungsgruppen zusammen.

Informationen zum Referenten

Mit der Landpastoral (CPT) arbeitet Egidio Alves Sampaio seit dem Jahr 2000 zusammen. Mit dem Bau des Staudamms am Fluss Tapajós versprechen die Firmen den Menschen die Entwicklung der Region, den Bau von Straßen, Universitäten und eine bessere Lebensqualität. Die Interessen der Menschen, die am und vom Fluss leben, sowie die der indigenen Bevölkerungsgruppen werden den ökonomischen Interessen des Landes nachgeordnet. Die Frage, was diese Entwicklung für die Menschen, z. B. in Pimental, bedeutet, wird von der CPT Itaituba mit den Behörden diskutiert. Aktuell unterstützt Egidio Alves Sampaio die Menschen darin, Besitztitel für ihr Land zu erhalten und berät Kleinbauernfamilien in Fragen der nachhaltigen Landwirtschaft.

Geplanter Ablauf:

19:30 – 20:15: Hr. Sampaio stellt seine Arbeit und die Verhältnisse vor Ort vor

20:15 – 21:00: Rückfragen an den Referenten und Austausch/Diskussion

21:00 – 21:10: Engagement auch in Freiburg möglich? Möglichkeit die eigene Initiative in aller Kürze vorzustellen (2 Minuten) und dann darauf hinweisen, dass bei Interesse danach die Möglichkeit des Austausches an den Infotischen bzw. Büchertischen besteht.

Moderation: Manuel Barale