Amazonien in Gefahr: Die zerstörerischen Großprojekte Ferrogrão, Bergbau und Energie

Die Journalistin und Umweltaktivistin Telma Monteiro berichtet in diesem KoBrinar von den zerstörerischen Infrastrukturprojekten, welche die aktuelle Regierung im Amazonas-Becken verfolgt. Telma war bereits mit internationalen Akteur*innen, die an der Finanzierung beteiligt sind im Gespräch und setzt sich gegen die Durchführung ein. Die Veranstaltung wurde simultan übersetzt und im Anschluss an den Input gab es Raum für Fragen und Austausch.
Amazonien in Gefahr: Die zerstörerischen Großprojekte Ferrogrão, Bergbau und Energie
Straßenbauarbeiten der BR 163 in Pará, 2011. Foto: CC BY-NC-SA 2.0 (https://www.flickr.com/photos/pacgov/5978782607/in/photostream/)
  • Wann 03.11.2021 von 18:00 bis 19:30 (Europe/Berlin / UTC100)
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Ferrogrão EF-170 ist ein intensiv verfolgtes Projekt der Regierung Bolsonaro zum Bau einer Eisenbahnlinie. Die Bahnlinie soll dazu dienen, die Transportkosten für Soja und Mais, die im Norden des Bundesstaates Mato Grosso und im Süden des Bundesstaates Pará produziert werden, zu senken. Das Projekt sieht eine 933 km lange Strecke von der Stadt Sinop (Mato Grosso) bis zum Hafen von Miritituba am Tapajós-Fluss in Pará vor, die der Bundestraße BR-163 folgt.

Die BR-163 wurde in den 1970er Jahren angelegt und ist derzeit die Hauptroute für den Transport der im Bundesstaat Mato Grosso produzierten landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Entlang der Strecke kann man den "Fischgräteneffekt" beobachten, der durch die Besiedlung der Ränder der Autobahn entsteht. Das Ferrogrão-Projekt folgt der Strecke der BR-163, die den Jamanxim-Nationalpark in der Mitte durchschneidet und Auswirkungen auf andere wichtige Schutzgebiete und indigenes Land hat.

In den Regierungsdokumenten, mit denen internationale Investor*innen angelockt werden sollen, heißt es, dass die Gleise von Ferrogrão und BR-163 außerhalb der Grenzen des Nationalparks Jamanxim (PARNA) liegen. Die Unwahrheit kann jedoch nachgewiesen werden. Der Bundesgerichtshof (STF) hat eine einstweilige Verfügung erlassen, mit der das Eisenbahnverfahren ausgesetzt wird, weil es den Nationalpark Jamanxim durchquert. Das Bundesministerium für öffentliche Angelegenheiten (Ministério Público Federal - MPF) hat außerdem beim Bundesrechnungshof (Tribunal de Contas da União - TCU) beantragt, das Verfahren wegen Unregelmäßigkeiten auszusetzen. Die fehlende Konsultation der Indigenen ist das schwerwiegendste Problem.

Ferrogrão würde durch die größte Mineralienprovinz der Welt, das Tapajós Einzugsgebiet, führen. Große Unternehmen wie Vale, eines der größten Bergbauunternehmen der Welt, sind an der Bewilligung des Eisenbahnbauvorhabens interessiert. Weitere Projekte wie Erdgas-Wärmekraftwerke, Gaspipelines und Genehmigungen für den Bergbau auf indigenem Land sind geplant.

Mehr Infos zum Thema findet ihr im Interview, das wir bereits mit Telma geführt haben.