Weiter steigende Entwaldung im Amazonasregenwald und Cerrado – schlimmste Situation seit 16 Jahren

Es braucht schnelles Handeln, um den Treibern von Entwaldung im Amazonasraum und im Cerrado einen Riegel vorzuschieben. In den Jahren der Bolsonaro-Regierung wurde die Umweltgovernance restlos aus den Angeln gehoben. Weder wegen illegaler Entwaldung noch nach illegalem Eindringen in indigene Gebiete war bis Ende letzten Jahres mit Strafe zu rechnen. Ein Umsteuern braucht zunächst den politischen Willen. Aber auch Geld und einen Neuaufbau der Behörden und Kontrolleure, die auf die Einhaltung der Wald- und Schutzgesetze von Indigenen achten. Und die in der Fläche präsent sind.
| von Uta Grunert
Weiter steigende Entwaldung im Amazonasregenwald und Cerrado – schlimmste Situation seit 16 Jahren
Wald in Gefahr. Museo de amanha Rio de Janeiro Foto: Uta Grunert

Für einen Stopp der illegalen Entwaldung braucht es einen starken Staat, der durch seine Organe und Behörden auf der Fläche kontrollierend vorhanden ist und mit Strafen reagiert, die weh tun. Doch das reicht nicht aus, es braucht auch neue politische Konzepte, wie Agrarwirtschaft nachhaltiger gestaltet werden kann und wie gerodete Flächen produktiver genutzt werden können, sagt eine Wissenschaftlerin des IMAZON.

Gerade hat das brasilianische Amazonasforschungsinstitut IMAZON neue Zahlen und Beobachtungen zum Erhalt des Amazonasregenwalds und des Cerrados veröffentlicht. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Monat Januar sind die Flächen mit illegaler Entwaldung erneut angestiegen. Weitere 7% Zunahme an illegaler Entwaldung wurden in den neun Bundesstaaten der Region Amazonas Legal gemessen. Das bedeutet insgesamt das schlimmste Szenario seit 16 Jahren.

Mato Grosso steht hier an erster Stelle in Bezug auf Abholzung. Fast die Hälfte der illegalen Entwaldung des Monats Februar ist dort geschehen. Ursache hierfür ist vor allem die Expansion der Agrarindustrie, die sich auf ehemaligen Waldflächen mit immer mehr und größeren Sojafeldern und Viehweiten ausbreitet.  

An zweiter und dritter Stelle im traurigen Ranking der illegalen Waldzerstörung liegen die Bundesstaaten Amazonas und Pará. In Para sind vor allem Gemeinden im Umfeld des Megastaudamms Belo Monte betroffen. Auch die 10 Schutzgebiete (unidad de conservacao), die am stärksten unter illegaler Entwaldung leiden, liegen in Para. Besonders betroffen ist beispielsweise das Schutzgebiet APA Triunfo do Xingu.

Im Bundesstaat Amazonas konzentriert sich die illegale Entwaldung vor allem auf Bereiche im Süden. In der Grenzregion zu Acre und Rondônia befindet sich das stark expansive agrarindustrielle Projekt (Vieh+Agrarflächen) Amacro. Im gleichen Bundesstaat liegen auch die Siedlungen, die am meisten zur Entwaldung beitragen und gleichzeitig finden hier die stärksten Übergriffe auf Wald statt, die indigene geschützte Territorien betreffen. Die Hälfte der am stärksten betroffenen indigenen Gemeinden liegt ebenfalls im Bundesstaat Amazonien.

Problematisch ist, dass in wichtigen Bundesstaaten politische Verbündete von Bolsonaro die Wahl der Gouverneure gewonnen haben: Paraná (Ratinho Jr., PSD), Goiás (Ronaldo Caiado, do União Brasil), Mato Grosso (Mauro Mendes, do União Brasil), Tocantins (Wanderlei Barbosa, Republicanos), Acre (Gladson Cameli, PP) und Roraima (Antônio Denarium, PP). Amazonas (Wilson Lima (União Brasil) und Rondônia, mit Marcos Rocha (União Brasil). In den Amazonasstaaten gibt es also bislang kein gemeinsames politisches Projekt in Bezug auf Waldschutz. Das macht die Sache und auch eine strategische Zusammenarbeit kompliziert. Denn für eine gute Zusammenarbeit braucht es eine Vertrauensbasis, dass man die gleichen Ziele verfolgt.