Vila Autodromo-Aktivistin geräumt

Olympia und der Bürgermeister von Rio Eduardo Paes haben das Schicksal der Siedlung Vila Autódromo quasi besiegelt. Wie eine schreckliche Ironie des Schicksals erscheint die Tatsache, dass Maria Penha, eine der wahrnehmbaren Stimmen unter den Bewohner*innen am 8. März 2016, dem internationalen Tag des Kampfes der Frauen aus ihrem Haus vertrieben wurde.
| von Uta Grunert
Vila Autodromo-Aktivistin geräumt
Maria Penha vertrieben aus Vila Autódromo

Nach Angaben von Rioonwatch wollte sie an diesem Tag bei einer zivilgesellschaftlichen Konferenz "Wenn die Stadt uns gehören würde" eine Ansprache halten, anschließend an einem Treffen der gesetzgebenden Versammlung des Staates Rio de Janeiro ALERJ teilnehmen und dort am Nachmittag eine Ehrung für ihr mutiges zivilgesellschaftliches Handeln in ihrem Kampf um den Erhalt der Vila Autódromo entgegennehmen. Es kam anders.

Um sechs Uhr früh traf Maria Penha ein Sondereinsatzkommando der Polizei (tropa de choque) an, das sich ihrem Haus näherte, um es abzureißen. Ohne vorherige Absprachen wurden Fakten geschaffen, wobei die Drohung des stellvertretenden Bürgermeisters bereits im Raum stand: Wenn ihr nicht im Guten geht, dann wird es eben weh tun." Maria Penha musste am Kampftag der Frauen ihre Sachen packen, ehe am Nachmittag das Haus ihrer Familie abgerissen wurde. Gleichzeitig gab der Bürgermeister Eduardo Paes bekannt, um 17 Uhr  - zeitgleich zur geplanten Preisverleihung für Maria Penha - in einer Pressekonferenz über seine weiteren städteplanerischen Absichten für die Siedlung Vila Autódromo zu informieren. Dies wird allein dem großen nationalen und internationalen Widerstand und Druck gegen das Vorgehen der Stadt zugeschrieben, die hier in erster Linie ihre Macht demonstriert und zu keinem Zeitpunkt auf eine einvernehmliche Lösung mit den Bewohner*innen aus war, die nicht freiwillig gehen wollten.

Obwohl Maria Penha immer betont hatte, dass kein Geld der Welt den Wert ihres Hauses in der Siedlung an der Lagune aufwiegen könne und dass sie bleiben würde, machten die Polizei und der Bagger ihrem Kampf ein Ende. Zuletzt waren nur noch einzelne Häuser der Siedlung übrig geblieben, die Bewohner*innen mussten mit Passierscheinen ihre Berechtigung auf Zugang nachweisen, um über das angrenzende Olympiaparkgelände gelassen zu werden.

Um der Pressekonferenz zuvor zu kommen und dort ihre Sicht der Dinge darlegen zu können, beraumten die Bewohner*innen eine eigene Pressekonferenz um 16 Uhr vor den Toren des Rathauses an. Dort stellten sie fest, dass der Bürgermeister ebenfalls reagiert hatte und den Ort der Pressekonferenz kurzfristig geändert hatte.

Die Ehrung und Feier einer mutigen Frau fand am Ende des Tages trotzdem und gerade deswegen statt. Vielleicht war es für Maria Penha eine minimale Genugtuung, wenn auch kein Auslgeich für all die erlittenen Demütigungen des Tages.

 

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