Volkswagen in brasilianische Militärdiktatur verstrickt

Der Abschlussbericht der Nationalen Wahrheitskommission listet die Taten der Militärdiktatur auf, verweist aber auch auf die Verstrickungen ausländischer, darunter deutscher Konzerne.
| von KoBra
Volkswagen in brasilianische Militärdiktatur verstrickt

In Brasília wurde am Tag der Menschenrechte, 10. Dezember, der Abschlussbericht der Nationalen Wahrheitskommission nach über zweijähriger Arbeit an Präsidentin Dilma Rousseff überreicht. Der Bericht listet die Taten der Militärdiktatur auf, verweist aber auch auf die Verstrickungen ausländischer, darunter deutscher Konzerne.

Volkswagen do Brasil wird vorgeworfen, schwarze Listen über Betriebsangestellte und Berichte über Mitarbeiter an Repressionsorgane der Militärdiktatur übergeben und als oppositionell geltende Angestellte entlassen zu haben. KoBra berichtete mehrmals ausführlich darüber. Zudem habe VW, so wie etliche andere Konzerne, finanzielle Unterstützung für Organe der Militärdiktatur geleistet. Laut dem nun erschienenen Bericht der Nationalen Wahrheitskommission wurde auch auf dem Betriebsgelände von Volkswagen gefoltert. Ein Betriebsangestellter sagte vor der Wahrheitskommission aus, er sei 1972 von seinem Arbeitsplatz in São Bernardo do Campo von zwei Männern mit Maschinengewehren verhaftet und noch auf dem Betriebsgelände, in den Räumen des Werkschutzes, gefoltert worden.

Vor drei Monaten war bekannt geworden, dass Mitarbeiter von Volkswagen in den 1970er Jahren auch den damaligen Gewerkschafter und späteren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva ausspioniert hätten. Bereits im Mai dieses Jahres hatte sich Volkswagen auf der Aktionärsversammlung in Hannover dem Vorwurf ausgesetzt gesehen, zu wenig Aufklärung über die Verstrickungen der brasilianischen Konzerntochter in die Machenschaften der Militärdiktatur betrieben zu haben. Der Dachverband der kritischen Aktionäre forderte damals VW auf, endlich Licht ins Dunkel der eigenen Vergangenheit zu bringen und sich der Verantwortung zu stellen. Daraufhin erklärte sich VW bereit, die damaligen Vorgänge aufzuklären und dafür Historiker einzusetzen.