Die Situation der Straßenkinder in Brasilien

Die brasilianische Regierungsorganisation „Conselho Nacional dos Direitos da Criança e do Adolescente“ (Conanda) hat in diesem Jahr eine großangelegte Studie zur Situation der Straßenkinder in 75 Städten und Kommunen durchgeführt. Insgesamt gibt es demzufolge 23.973 Kinder, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben.
| von Laura Thies

Von diesen schlafen knapp 60% bei Familie oder Freunden und arbeiten auf der Straße, gut 23% schlafen auf der Straße. Weitere etwa 7% der Kinder befinden sich in Aufnahmestationen oder wechseln zwischen oben genannten Aufenthaltsorten. Größtenteils (71,8%) sind die Kinder männlich, die meisten von ihnen (45,13 %) sind zwischen 12 und 15 Jahre alt.

Auffallend ist auch, dass prozentual 72,8 % der Straßenkinder angaben, sie seien von brauner oder schwarzer Hautfarbe.

Auch wird aus der Studie deutlich, dass die bei den Familien schlafenden Kinder grundsätzlich bessere Lebensbedingungen haben. Sie sind besser ernährt, gesünder und verfügen über eine bessere Schulbildung. Von den 60,5 % der Kinder, die überhaupt familiäre Bindungen haben, bewertet über die Hälfte dies als gut oder sehr gut. Von den auf der Straße schlafenden Kindern sind dies nur 22,4%.
Gewalt im häuslichen Umfeld ist der Hauptgrund für die Kinder, nicht zuhause zu schlafen; 70% gaben dies an. Mit jeweils ca. 30% folgen Wortgefechte mit Eltern oder Geschwistern und Gewalt. Dass sexuelle Gewalt gegen sie ausgeübt wurde, gaben 8,8% der Befragten an.

Mehr als 65% der Straßenkinder gehen der Studie zufolge einer Tätigkeit nach, um Geld zu verdienen. Der größte Anteil verkauft demnach geringwertige Artikel, jeweils ca. 20% betreiben Autopflege oder Mülltrennung. Fast ein Drittel der Kinder gab außerdem an, regelmäßig um Geld zu betteln.
ExpertInnen äußerten, dass die Studie bestätige, was auch kleinere Erhebungen schon deutlich gemacht haben. Kritisiert wird insbesondere, dass es keine brasilienweite Politik für Straßenkinder gibt, wie das etwa bei Missbrauchsopfern oder Kinderarbeit der Fall ist. Nach Einschätzung der ExpertInnen wird die Studie viel zu wenig Beachtung finden.

Zur Studie (in portugiesischer Sprache)