Wird der Landraub digital? Das Umweltkataster CAR in Amazonien: Hoffnungen und Kontroversen

Diese Veranstaltung wurde am 13. April 2021 aufgezeichnet, als Teil einer Veranstaltungsreihe der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppe „Bioökonomie und soziale Ungleichheiten“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
| von tilia.goetze@kooperation-brasilien.org
Wird der Landraub digital? Das Umweltkataster CAR in Amazonien: Hoffnungen und Kontroversen


Die Bioökonomie hat einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel weg von einer fossilen hin zu einer Biomasse-basierten Ökonomie zum Ziel. Unklar ist jedoch, wie verhindert werden soll, dass ein wachsender Biomasse-Verbrauch die ungleiche globale Übernutzung landwirtschaftlicher Flächen, Wälder und Süßwasser verschärft. Entsprechend gewinnen in der Debatte um eine nachhaltige Bioökonomie zunehmend Monitoring- Ansätze an Bedeutung, die über Raumplanungsinstrumente den Schutz von biodiversitätsreichen Gebieten und Landrechte kleinbäuerlicher Gruppen sicherstellen sollen.


In der Veranstaltung wurde der Fokus auf den satellitengestützten Waldschutz, dem Umweltkataster (Cadastro Ambiental Rural), im brasilianischen Amazonasbecken gesetzt. Dieses Instrument sieht vor, den Waldschutz im Privatbesitz sicherzustellen, indem überwacht wird, dass 80% der Besitzfläche mit Wald bedeckt ist oder entsprechend wieder aufgeforstet wird. Während Befürworter*innen mit dem Instrument große Hoffnungen auf eine effektive Abholzungsbekämpfung verbinden, warnen Kritiker*innen vor neuen Fallstricken. Sie problematisieren, dass dieses Instrument von den ungeklärten und umkämpften Landbesitz- und Landzugangsverhältnissen vor Ort abstrahiert. Denn die CAR-Registrierung funktioniert online ohne Vorortkontrolle der angegebenen Landtitel. Die Gefahr, dass über dieses Umweltmonitoring-Instrument Landraub legalisiert wird, ist groß.


mit
Maria Backhouse (FSU, Jena): Einführung
Eliane Moreira (MPE): Die aktuelle Landbesitzfrage
Maurício Torres (UFPA, Belém): CAR - ein neues Instrument des Landraubs
Thomas Fatheuer (FDCL, Berlin): Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit und die Landfrage in Amazonien

Moderation: Maria Backhouse und Kristina Lorenzen


Organisation und Durchführung: BMBF-Nachwuchsforschungsgruppe „Bioökonomie und soziale Ungleichheiten“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena https://www.bioinequalities.uni-jena.de/ 

In Kooperation mit dem FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika: https://www.fdcl.org/ und KoBraKooperation Brasilien https://www.kooperation-brasilien.org/de

Dolmetscher*innen: Marten Henschel und Andrea Borges (Textdesign)

Videobearbeitung: Andrey Patrick Barros Rocha

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