Brasilien. Land der Zukunft oder der Vergangenheit

Öffentliche Vorlesungsreihe an der Universität Kassel mit 6 Einzelsitzungen von Mai bis Juni
  • Wann 05.05.2022 18:00 bis 30.06.2022 20:00 (Europe/Berlin / UTC200)
  • Wo Die Teilnahme ist für max. 100 Personen in Präsenz möglich oder sie können sich zur online Teilnahme per Zoom bei Frau Klein anmelden p.klein@uni-kassel.de
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Öffentliche Vorlesungsreihe an der Universität Kassel

Brasilien. Land der Zukunft oder der Vergangenheit

Im Jahr 1941 schrieb Stefan Zweig im brasilianischen Exil das Buch „Brasilien. Ein Land der Zukunft“. Der Buchtitel galt in Brasilien für Jahrzehnte als Beiname des Landes. Gerechtfertigt wurde dies, da trotz massiver Probleme die Bevölkerung auf ausländische Besucher stets Hoffnung – also Zukunft - ausstrahlte. Oft wurde von den Brasilianerinnen und Brasilianer der melancholisch-ironischen Zusatz angefügt … eine Zukunft, die wir nie erreichen werden.

Dann geschah das Unwahrscheinliche. Mit der Wahl des linken Kandidaten Luiz Inácio Lula da Silva zum Präsidenten, der sein Amt am 1.1. 2003 antrat, hatte Brasilien seine Zukunft erreicht. Die ersten Jahre seiner Regierung waren von einem breiten gesellschaftlichen Aufbruch und Zukunftsgestaltung geprägt. Die Ernüchterung trat ein. Derzeit wird Brasilien von einem rechtsradikalen Präsidenten regiert. Von Aufbruch und Hoffnung ist wenig zu spüren. Seine Wiederwahl würde Brasilien zum Land der Vergangenheit machen. Aber was könnte die Zukunft sein?

Brasilien ist heute ein tief gespaltenes Land. Die Frage, ob es noch ein Land der Zukunft oder doch der Vergangenheit ist, werden die Vortragenden aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.

Erster Vortrag am Do. 5.5.22 um 18 Uhr in Hörsaal 4, Arnold-Bode-Str. 12, auf dem Campus Holländischer Platz in Kassel

Regina Reinart: Gott ist Brasilianer! Hat er aber derzeit einen Asylantrag gestellt?
Im einst überwiegend katholischen Brasilien mischen heute andere Konfessionen mit. Der Anteil der Katholikinnen und Katholiken ist gesunken, die Bevölkerung, die sich als evangelikal oder auch als nicht-gläubig bezeichnet, steigt. Dabei heißt es in Brasilien: „Deus é brasileiro“ („Gott ist Brasilianer“). Was steckt dahinter? Und inwiefern steckt – ähnlich wie in Deutschland - auch die katholische Kirche Brasiliens in der Krise. Hat die einst so bedeutende Theologie der Befreiung an Inspirationskraft verloren?

Regina Reinart ist ehemalige Ordensfrau, die viele Jahre in Brasilien gewirkt hat. Seit 2013 arbeitet sie im Brasilienreferat von MISEREOR. 2019 nahm sie an der Amazonassynode teil und hat darüber promoviert.

 

Die Teilnahme ist für max. 100 Personen in Präsenz möglich oder sie können sich zur online Teilnahme per Zoom bei Frau Klein anmelden

p.klein@uni-kassel.de

 

Weitere Veranstaltungstermine

jeweils Do. 18 – 20 Uhr, Hörsaal 4

Do. 12.5. Christian Russau: Mit wem bist du noch solidarisch?
Die einst so starken sozialen Bewegung Brasiliens, die anziehend und faszinierend für viele politisch Engagierte waren, stehen heute enorm unter Druck, viele Politikerinnen und Politiker, denen vertraut wurde, waren in Korruptionsskandale verwickelt. Was fasziniert und begründet heute noch eine engagierte Solidarität und mit wem überhaupt?

Do. 19.5. Hat der Cerrado eine Zukunft? Buchvorstellung
Der brasilianische Cerrado ist die artenreichste Savanne der Erde. In wenigen Jahrzehnten wurde die Hälfte des Cerrado vernichtet. Seine traditionellen Völker und Gemeinschaften sind bedroht. Das Buch Cerrado möchte eine breite wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Debatte über diese wichtige, aber übersehene Weltregion in Gang setzen.

Do. 2.6. Clarita Müller-Plantenberg: Was wollen die Indigenen noch?
Von Beginn der Eroberung sank die Zahl der Indigenen von etwa fünf Millionen auf unter 200.000 in den 1960er Jahren. Heute wächst die Zahl der Völker in Brasilien und auch das demographische Wachstum ist beachtlich und viele Territorien wurden ausgewiesen. Haben die Indigenen ihre Zukunft erreicht?

Do. 9.6. Thomas Fatheuer: Gibt es eine politische Zukunft?
Brasilien steht im Oktober eine Schicksalswahl bevor. Die Wiederwahl des derzeitigen Präsidenten wäre eine Katastrophe und der Weg in ein weitere Zerstörung von Umwelt und Demokratie. Kann es eine hoffnungsvolle Zukunft mit anderen politischen Konstellationen in einer verwirrenden Parteienlandschaft geben? Wie sehen die politischen Alternativen aus, für welche Perspektiven stehen sie?

Do. 30.6. Dieter Gawora: Brasilien Land der Zukunft oder der Vergangenheit?
Der Versuch der Beantwortung einer Frage.