"Wer aus Erde gemacht ist, braucht das Bewusstsein, dass er Teil der Erde ist." - Zica Pires

Vom 18.-20. Januar 2024 fand der Mecila Civil Society Workshop "Gemeinsam (end-)lich? Klima-Interdependenzen zwischen Europa und Lateinamerika/ Abya Yala" in Berlin statt. Die Aktivistin Zica Pires aus dem Quilombo Santo Rosa dos Pretos in Maranhão war hierfür zu Besuch und wir durften sie nicht nur bei der Konferenz erleben, sondern auch zu Gesprächen im Bundestag begleiten.
| von tilia.goetze@kooperation-brasilien.org
"Wer aus Erde gemacht ist, braucht das Bewusstsein, dass er Teil der Erde ist." - Zica Pires
Bei der Veranstaltung "Afrodiasporische Klimaperspektiven", 18/01/24

Das Quilombo Santa Rosa dos Pretos ist über 348 Jahre alt und dort leben über 800 Familien - das sind mehr als fünftausend Personen. Die Vorfahren von Zica sind ehemals versklavte Menschen aus Guinea-Bissau. Heute lebt die Gemeinschaft immernoch auf dem gleichen Land und ernährt sich größtenteils selbstständig von dem, was die Natur bereitstellt. Für eine Demarkierung sind alle Untersuchungen getätigt und alle Dokumente eingereicht, aber die Bestätigung der Regierung lässt auf sich warten.

Das Leben vor Ort läuft leider nicht nur harmonisch ab - im Gegenteil: Das Land der Quilombolas und die angrenzenden Territorien ist bereits durch Infrstrukturprojekte "zerstückelt". Straßen zur Beförderung von Soja und anderen Produkten der Agrarindustrie wurden teilweise mitten durch Quilombos gebaut und werden von großen Lastern befahren. Der Bau einer neuen Eisenbahnstrecke betrifft auch ihr Gebiet. Daran beteiligt sind viele internationale Unternehmen, wie zum Beispiel die Deutsche Bahn. Die Straßen und Bahnstrecken teilen das Territorium, ebenso wie die Bevölkerung, mit dem Ziel des "Fortschritts". Zica sieht die Folge eher unter dem Stichwort "Entfernung". Im Quilombo führen die Straßen zur Entfernung der Verbindung zwischen Menschen, und der Menschen mit der Natur. Die Menschen fühlen sich übergeordnet, obwohl sie Teil der Natur sind.

"Es geht nicht darum, was man von der Erde rauben kann, sondern was man ihr geben kann, was man sähen kann, Erde muss bestellt werden. Wer auf dem Land lebt, weiß das. Wenn man uns zum schweigen bringt, werden am Ende die Steine aufstehen", sagt Zica. "Wer aus Erde gemacht ist, braucht das Bewusstsein, dass er Teil der Erde ist."

Was tun wir also gegen diesen Umweltrassisumus, gegen Praktiken der Kolonialisierung, fragt sie uns und die Runde, am Ende ihres Beitrags auf der Konferenz.

Bethania Ramos Schröder, die ebenfalls auf dem Podium sitzt, geht es um Reparaturen im Sinne von Geld und Bildung, hauptsächlich aber müssen Schwarze Frauen und Gemeinschaften anerkannt werden. Die Panellistin Nataly Castillo Bennett aus Ecuador sagt es wäre wichtig, mit der weißen Mehrheit in Lateinamerika ins Gespräch zu kommen, also mit denjenigen, die Nachfahren von Kolonisator*innen sind. Dabei solle es nicht um gegenseitige Zerstörung, sondern um ein Miteinander und eine Koexistenz gehen. Sie sagt, weiße Menschen müssen das Leben vor Ort sehen, erleben und die Lebensauffassungen der Menschen unterschiedlicher Regionen kennenlernen.

Kampagne zum Schutz von Menschen und Aktivist*innen vor Ort:

https://www.gofundme.com/f/rivers-in-confluence-rios-em-confluencia