Was soll die Olympiade in Rio de Janeiro 2016 kosten?

Das Institut für alternative Politik im Cono Sur PACS hat im Auftrag der Dreikönigsaktion Wien und der Heinrich-Böll-Stiftung unter dem Titel Rio 2016 de ga$tos einen Bericht über Kostenerwartungen rund um das sportliche Mega-Event der Sommerolympiade 2016 in Rio de Janeiro veröffentlicht. Die erste Ausgabe ist gerade erschienen, weitere sollen bis zur Olympiade für Transparenz sorgen.
| von Von Uta Grunert
Was soll die Olympiade in Rio de Janeiro 2016 kosten?

Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro werden sich vom 5.-21.August 2016 vor allem auf vier Zonen konzentrieren: Barra, Deodora, Maracana und Copacabana. Der Großteil der Investitionen und städtebaulichen Veränderungen findet im Westen der Stadt in den Regionen Barra und Jacarepaguá statt. Aktuell treibt die Stadtverwaltung den Zusammenschluss eines neuen Olympia-Stadtteils Barra Olímpica aus den Vierteln Curicica, Vila Autódromo, Parque Olímpico, Riocentro und Vila do Pan voran. Die Bewohner*innen stehen dem kritisch gegenüber. Sie fürchten einerseits die Immobilienspekulation, die mit der Umbenennung in ein "Markenprodukt" einhergeht. Andererseits wollen sie die Eigennamen ihrer Viertel nicht aufgeben, die mit Kulturgeschichte und Widerständen verbunden sind. Die Bewohner*innen der Viertel sind vor allem Afrobrasilianer*innen, deren Identität  mit der Abstammung von Quilombolas (ehemalige Sklaven) verbunden ist. Sie leben von kleinbäuerlicher Landwirtschaft und Fischfang.

In Rio 2016 de ga$stos benennt PACS drei Säulen des Finanzierungskonzepts der Sommerolympiade:

1. 7 Mrd R$ (gut 2 Mrd. Euro) zahlt das IOC, wobei der brasilianische Staat - wie bereits bei der WM gegenüber der FIFA - im Verlustfall haftet.

2. Auf 24,1 Mrd R$ (rund 7,1 Mrd. Euro) werden zum jetzigen Zeitpunkt die Kosten beziffert, die in direktem oder weitern Zusammenhang mit Baumaßnahmen für die Olympiade aufgewendet werden müssen. Sie sollen langfristig der Allgemeinheit dienen. Dies ist im Plano de Poliíticas Públicas  - Legado dos Jogos Olympicos e Paraolympicos Rio 2016 festgehalten.

3. 6,6 Mrd. R$ (1,9 Mrd. Euro/Stand Januar 2015) werden in der Matriz de Responsabilidades Olímpicas für Investitionen veranschlagt, die nur deswegen vorgenommen werden müssen, weil Rio Austragungsort der Olympiade ist.

Dass die Summe von 37,7 Mrd. R$ (rund 11 Mrd. Euro) noch weiter steigen wird, ist abzusehen. Die Präfektur von Rio will 57% der Summe an Private Unternehmen (PPP) vergeben und 43% über öffentliche Gelder finanzieren. Kritiker*innen sehen in dieser stufenweisen Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen den Verlust und die Aufgabe von Mitbestimmung und öffentlicher Verantwortung für das Gemeinwohl.

Der Bericht beziffert auch Vertreibungen, die die Vorbereitung auf Olympia verursacht hat und die vom Basiskomitee WM und Olympia ermittelt wurden. So sollte für den Bau der Transolímpica, einer multiplen Verkehrsader (Straßenbahn VLT, Schnellbus BRT und Autobahn) zwischen Deodoro und Barra 800 Familien geräumt und vertrieben werden. Eine Änderung der Streckenführung führte nach Widerstand und Verhandlungen der Bewohner*innen von Curicica und Vila Uniao zu einer Reduzierung der betroffenen Familien um 191. Nach Angaben des Basiskomitees WM und Olympia wurden bereits über 8.000 Personen aus 24 Vierteln vertrieben, weil sie den Vorbereitungen für das Mega-Sport-Ereignis Olympiade weichen mussten.