Warum die Ursachen der Wasserkrise in Brasilien ignoriert werden

Nachdem die Menschen in São Paulo schon seit Wochen um ihre Wasserversorgung bangen ist nun auch Rio de Janeiro von der Dürre betroffen. Die Politik versucht zu beschwichtigen und kaum jemand spricht von den eigentlich Ursachen der Krise.
| von Fabian Kern
Warum die Ursachen der Wasserkrise in Brasilien ignoriert werden
Mata Atlântica (Quelle: WWF, Lizenz: Public Domain)

Wie verschiedene Medien berichten spitzt sich die Krise in der Wasserversorung seit Monaten zu. Die Reservoirs sind leer und einige Gemeinden werden nur noch mit Tanklastern versorgt.

Die Politik versucht das Stichwort der "Wasserrationierung" zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Allerdings wird allein vom wegschauen das Problem nicht gelöst. Irgendwie auch verständlich, denn die akute Situation kann praktisch nur von ergiebigen Regenfällen entschärft werden. Die Ursachen des Wassermangel zu bekämpfen gleicht einer politischen Mamutaufgabe an die sich bisher niemand trauen mag.

Von der aktuellen Wasserkrise sind ca. 40 % der brasilianischen Bevölkerung betroffen. Die brasilianische Gesellschaft hat sich im vergangenen Jahrhundert von einer ruralen hin zu einer stark urbanisierten Gesellschaft gewandelt. Die Ziele der internen Migrationsbewegung waren die Metropolregionen São Paulo und Rio de Janeiro. Es leben also heute viel mehr Menschen in dem von der Dürre betroffenen Gebiet als noch vor einem halben Jahrhundert. Mit den Migrant*innen entwickelte sich auch die Industrieproduktion und intensive Landwirtschaft die für einen großen Teil des Wasserbrauchs verantwortlich sind.

Gelichzeitig zu dem großen Zustrom an Migrant*innen vor allem aus dem Nordosten Brasilien wurden die Wälder in den Bundestaaten São Paulo und Rio de Janeiro, die Mata Atlântica, größtenteils zerstört und viel Erdoberfläche mit Beton versiegelt. Dadurch wurde die Erneuerung des Grundwassers verringert aus denen sich auch die Flüsse der Region speißen. Die aktuelle Krise ist also nicht einfach durch den allgemeinen Klimawandel zu begründen sondern hat zu einem nicht unerheblichen Anteil regionalgeschichtliche Ursachen.

Nicht zuletzt geht leider viel Wasser in dem maroden Leitungsnetz verloren.

Die Migration lässt sich nicht einfach rückgängig machen. Auch der Verlust der Mata Atlântica wird innerhalb von ein oder zwei Legislaturperioden nicht annähernd kompensiert werden können. Selbst dringend notwendige Investitionen in moderne  Wasserleitungssysteme sind Lösungsansätze die erst mittelfristig Wirkung zeigen und sich politisch nur schwer vermarkten lassen.

Genau daran scheitert leider eine politische Analyse der Situation, welche die Bekämpfung der Ursachen - und nicht der Symptome - in den Mittelpunkt stellt.