Der blanke Horror - und ein Funken Hoffnung

Es kam schlimmer als befürchtet. Bolsonaro. Einen Kandidat der offen Diktatur und Folter befürwortet, wäre um eine Haar schon im ersten Durchgang zum Präsidenten Brasiliens gewählt worden.
| von Thomas Fatheuer
Der blanke Horror - und ein Funken Hoffnung
By Almanaque Lusofonista [CC BY 3.0 br (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/br/deed.en)], from Wikimedia Commons

Nicht nur das, in zwei der wichtigsten Bundesstaaten (Rio und Minas Gerais) liegen gegen alle Umfragen zwei Außenseiter vorne, die Bolsonaro unterstützen. In Sao Paulo, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat liegt ebenfalls ein Kandidat vorne, der Bolsonaro unterstützt. Der Hiobsbotschaften ist keine Ende. Zentrale Figuren der PT wie Supplicy und Ex – Präsidentin Dilma wurden nicht in den Senat gewählt, obwohl die Umfragen einen sicheren Sieg voraussahen. Im Amazonasstaat Acre, der seit vielen Jahren von der PT regiert wird - eine herbe Niederlage auf der ganze Linie (Gouverneur, Senat, Parlament). 60% haben hier für Bolsonaro gestimmt. Ohne Zweifel – eine Pro Bolsonaro Welle hat das Land erfasst. Nur das gute Abschneiden von Haddad im Nordosten Brasiliens hat den frühen Sieg verhindert.

Meine Freunde und Freundinnen hier sind in Schockstarre gefallen, das blanke Entsetzen greift um. Bis zu den ersten Wahlergebnissen gab es doch noch eine gewissen Optimismus, dass Bolsonaro im zweiten Wahlgang besiegbar ist – dieser verhaltene Optimismus hat sich in Verzweiflung verwandelt.

Bleibt nur eins: Bolsonaro hat nicht im ersten Wahlgang gewonnen. Auch wenn es sehr, sehr schwierig sein wird, es muss versucht werden seinen Sieg zu verhindern. Ich bin sicher, dass nach einer angemessen Trauer das demokratische Brasilien reagieren wird. Nicht nur die PT! Bolsonaro hat die Wahl noch nicht gewonnen. Der Anstieg der Stimmen in den letzten Tagen ist eine Zeichen dafür, dass bereits viele WählerInnen anderer Parteien zu ihm über gewechselt sind und er damit sein Potential nicht völlig, aber weitgehend ausgeschöpft hat. Auch müsste er sich im zweiten Wahlgang mehr einer inhaltlichen Debatte stellen. Aber wieweit geht es überhaupt um Inhalte? Zu den vielen Aspekte dieser Wahl gehört, dass Lügen, fake Bilder und Nachrichten eine große Rolle gespielt haben. Hoffen wir mit Hannah Arendt dass auch in Zeiten der Lüge Wahrheitssplitter eine Bedeutung behalten.


Ein Wort noch zum Parlament:

Die PT ist wieder stärkste Partei geworden! Mit 56 Abgeordneten, das sind 10,9 %. Dahinter folgt mit 52 Abgeordneten die Partei Bolsonaros, bisher ein Splittergruppe. Ein „progressiver Block“ der Haddad unterstützen würde kommt bei großzügiger Zählung auf knapp 150 Abgeordnete, weniger als 1/3. 30 Parteien werden im Parlament vertreten sein. Alle bis auf zwei mit unter 10% und keine mit mehr als 11%. Oh meu deus!