Waffenbesitz unter brasilianischen Sportschützen, Jägern und Sammlern steigt dramatisch

Neuesten Zahlen zufolgen wurden zwischen September und November dieses Jahres im Durchschnitt mehr als 2.000 Waffen pro Tag registriert.
| von Christian.russau@fdcl.org
Waffenbesitz unter brasilianischen Sportschützen, Jägern und Sammlern steigt dramatisch
Waffen in Brasilien (Symbolbild, Rio de Janeiro). Foto: christianrussau

Einer Erhebung des brasilianischen Internetportal UOL zufolge deckt sich die in Brasilien als CAC titulierte Gruppe (also die der Sportschützen, der Jäger und der Sammler von nur schwer als Liebhaberstücken zu titulierenden Gegenständen wie Mordswaffen) kurz vor Ende der Bolsonaro-Amtszeit mit Waffen ein, bevor es der neuen Lula-Regierung vielleicht ab nächstem Jahr gelingt, dieses Recht einzuschränken. Der Erhebung zufolge wurden von dieser CAC-Gruppe zwischen September und November dieses Jahres im Durchschnitt mehr als 2.000 Waffen pro Tag registriert. Diese Rate habe sich damit im Vergleich zum Zeitraum von Januar bis August mehr als verdoppelt, als diese im Durchschnitt 870 Registrierungen pro Tag knapp erreichte, wie UOL berichtet.
In den vergangenen drei Monaten wurden demnach mindestens 184.000 Einträge in das Sigma-System (Sistema de Gerenciamento Militar de Armas) vorgenommen. Das bedeutet einen monatlichen Durchschnitt von 61.400 neuen Waffen. Bis August lag der Monatsdurchschnitt bei 26.000, so UOL.
Die Gesamtzahl der registrierten Waffen belief sich von Januar bis November auf 391.300, wie aus den Daten der Armee hervorgeht, die UOL über das brasilianische Informationsfreiheitsgesetz erhalten hat. Insgesamt meldete die Armee, dass im Sigma-System bis August 1.731.295 Schusswaffen registriert waren, das System kann dabei jedoch, laut UOL-Erklärung, jedoch keine Unterscheidung zwischen der Registrierung einer neuen Waffe und der Verlängerung einer bestehenden Waffe ausweisen. Zudem könnten Waffen können zwischen Sammlungen übertragen und neu registriert werden.
Die Maßnahmen zur Lockerung des Waffenrechts begannen unter der Regierung des damaligen de-facto-Präsidenten Michel Temer, der 2016 die demokratische gewählte Präsidentin der Arbeiter:innenpartei PT, Dilma Rousseff infolge des parlamentarischen Putsches als Präsiden beerbte, in den Jahren 2016 bis 2018. Mit dem Amtsantritt von Bolsonaro als Präsident der Republik wurde die Waffenliberalisierung massiv erweitert. Seit 2019 wurden insgesamt zehn Erlasse und 14 Verordnungen veröffentlicht, die den Erwerb von Waffen und Munition für CACs neu regeln, wie der UOL-Bericht vorrechnet.
Bis 2018 waren die Beschränkungen für den Erwerb von Waffen für Schützen je nach dem Grad ihres Wettkampfes unterschiedlich. Außerdem gab es Beschränkungen für den Erwerb von 12 Gewehren, 6.000 Schuss Munition und 2 kg Schießpulver pro Jahr. Jetzt darf ein Schütze bis zu 60 Waffen besitzen. Für jede Waffe können bis zu tausend Schuss Munition pro Jahr gekauft werden - bei Sportschützen kann diese Grenze um das Fünffache überschritten werden, sofern eine Genehmigung der Armee vorliegt. Die Gültigkeitsdauer der Registrierung wurde von fünf auf zehn Jahre verlängert, und es wurde erlaubt, eine Handfeuerwaffe mit Munition auf der Straße zu tragen.
Weitere Hintergründe über die Waffengeschäfte in Brasilien können Sie hier nachlesen: https://blogs.taz.de/latinorama/sig-sauer-will-kuenftig-auch-in-brasilien-produzieren/
// Christian Russau