Neuerlicher Angriff von Reisfarmern auf Indigene aus Raposa Serra do Sol

Der Rat der Indigenen des Bundesstaates von Roraima, CIR, erstattet in einer heute versandten Mitteilung Anzeige gegen einen weiteren bewaffneten Angriff der Reisfarmer der Region, die die rechtliche Anerkennung des Reservates Raposa Serra do Sol nicht hinnehmen wollen.
| von CIMI

Nach Informationen des CIR wurde heute Vormittag eine Gruppe von 10 Indigenen mit Feuerwaffen angegriffen. Die Angreifer waren eine von der Fazenda Depósito gedungene Bande. Eigentümer der Fazenda ist der Bürgermeister der Gemeinde Pacaraima, Paulo César Quartieiro.

„Die indigenen Gemeinschaften des Reservates Raposa Serra do Sol waren mit dem Bau ihrer Häuser auf ihrem Land beschäftigt, als ein mit mehreren Personen besetzter Lieferwagen und 5 Motorradfahrer auftauchten und überall herumschossen, um zu verhindern, dass die Indigenen ihre Hütten aufbauten“, heisst es in der Mitteilung.

Der CIR weist darauf hin, dass er schon mehrfach gegen Fälle von Verfolgung und gegen die andauernde Anwesenheit von bewaffneten Banden in der Region Anzeige erstattet habe, dennoch seien bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt seitens des Staates keinerlei Vorkehrungen zum Schutz der Indigenen getroffen worden.

Beim letzten Übergriff wurden 10 Indigene verletzt. Einer von ihnen befindet sich in sehr ernstem Zustand.  Kugeln drangen in sein Gehör und in den Rücken ein.

„Die indigenen Gemeinden sind über all das, was in ihrem ‚eigenen Haus’ geschieht, sehr aufgebracht. Sie werden gedemütigt, ihr Eigentum wird zerstört, ihre Menschen werden bedroht und beschossen. Der Rat der Indigenen Völker Roraimas, CIR, fordert angesichts der Menschenrechtsverletzungen der indigenen Völker des Reservates Raposa Serra do Sol sofortige Massnahmen des Staates“ wird im Kommuniqué festgestellt. Indigene Führer gehen davon aus, dass das Oberste Bundesgericht die rechtskräftige Anerkennung des Reservates Raposa Serra do Sol aufrecht halten wird. (Adital 02.05.08)
Am Vormittag des 30. April veranstalteten indigene Führer aus dem Bundesstaat Roraima eine gemeinsame Pressekonferenz um über die Spannungen und Konflikte zu berichten, in welchen indigene Gemeinschaften in der Region Raposa Serra do Sol im Nordwesten des Bundesstaates leben.
Seitdem das Oberste Bundesgericht (STF) am 9. April in einer Einstweiligen Verfügung die richterliche Anordnung zum Rückzug von Eindringlingen aus dem indigenen Gebiet aufhob, versuchen indigene Führer in Brasilia in Verhandlungen mit Vertretern von Legislative, Exekutive und Rechtsprechung die rechtliche Anerkennung der Region Raposa Serra do Sol als Reservat abzusichern.
In einem Interview stellte der Koordenator des CIR fest, dass „wir nicht nur für die Rechte der indigenen Völker der Raposa Serra do Sol kämpfen sondern um die Rechte aller Indigenen (Brasiliens). Wenn die Rechte der in der Region Raposa lebenden Völker nicht eingehalten werden, liegt ein Präzedenzfall dafür vor, auch die Rechte aller anderen indigenen Völker Brasiliens zu missachten.
Die Möglichkeit, dass das Oberste Bundesgericht hinter seine Entscheidung, Raposa rechtlich anzuerkennen, zurückgehen könnte, versetzt die indigenen Führer in grosse Besorgnis. Dennoch betonen sie, dass sie volles Vertrauen in  Fähigkeit und Vermögen der Richter haben, Recht und Gerechtigkeit wieder herzustellen. „Wir sind überzeugt davon, dass das Oberste Bundesgericht dem Recht zum Durchbruch verhelfen wird, zumal es das Oberste Gericht war, welches die Schaffung eines Reservates und dessen rechtliche Anerkennung bestätigt hat“ sagte Makuxi, einer der Führer unter Bezugnahme auf die höchstrichterliche Entscheidung aus dem Jahr 2005, welche die gesetzliche Anerkennung der Region  als Reservat gewährleistete.
Dionito (ein weiterer Führer) stellt klar :“der Reisfarmer Paulo César Quatiero drang auf indigenes Land vor, zahlt aber dem Staat keinen Cent, zerstört Brücken, setzt Häuser der Indigenen  in Brand… Bedrohen die Indigenen vielleicht die Staatsgewalt? Wir kommen nicht von aussen. Wir sind Brasilianer, wird sind in unserem eigenen Haus und wir schützen dieses Haus in dem wir die Natur schützen, die Wälder, die Flüsse. Wir sind der Meinung, dass wir unser Land schützen“, schliesst er.
Innerhalb der nächsten zwei Monate muss der Oberste Gerichtshof die Bedeutung einer Initiative bewerten, die die Annullierung des Richterlichen Erlasses 534 vom April 2005 verlangt, durch welchen die Region zum Reservat erklärt wurde. Gestern sandte der Generalstaatsanwalt seine Einschätzung der Lage an das Oberste Gericht. Danach hat die Anerkennung der Raposa Serra do Sol weiterhin Gültigkeit.