Marielle presente! in Berlin, Frankfurt und Bern

Das Gedenken an Marielle Franco und die Kritik an der Politik Bolsonaros brachte in Berlin, Frankfurt und Bern bei Demonstrationen mehrere hundert Menschen auf die Straße. Sie kritisierten ihre eigenen Regierungen, dem rechtsradikalen Präsidenten nicht mehr Distanz entgegenzubringen.
| von Uta Grunert
Marielle presente! in Berlin, Frankfurt und Bern
Marielle presente! Demonstration in Bern

Am 14. März 2018 wurde die Politikerin und Aktivistin Marielle Franco in Rio de Janeiro auf offener Straße ermordet. Aus politischen Gründen. Sie hatte die Polizeigewalt gegen afrobrasilianische Favelabewohner*innen untersucht und sich öffentlich kritisch dazu geäußert.

"Wer hat Marielle umgebracht? Und wer hat den Mord in Auftrag gegeben?" erklang es bei der Demonstration in Bern, bei der Ansprachen und Musik an Marielle erinnerten. Ihr mutiges Eintreten für Menschen- und Minderheitenrechte habe Samen getragen. Viele Afrobrasilianerinnen sehen sich in ihrer Nachfolge. Noch nie haben so viele Afrobrasilianerinnen bei einer Wahl kandidiert wie 2018. Viele von ihnen wurden gewählt. Sie tragen den Kampf gegen Rassismus, gegen Diskriminierung von Homosexuellen und Marginalisierten in die politische Debatte.

Marielle Bern

KoBra dokumentiert einen Auszug aus der Abschlusskundgebung von Bern:

Wir protestieren gegen die menschenverachtende Politik von Jair Bolsonaro und fordern die sofortige Aufklärung der Ermordung von Marielle Franco. Wir verurteilen Rassismus, Homofeindlichkeit und Gewalt gegen Frauen in Brasilien und überall.

Von der Schweizer Regierung fordern wir:

  • Keine Waffen und keine Munition nach Brasilien! Gemäss Exportstatistik des SECO ist Brasilien der drittgrösste Abnehmer von Schweizer Waffen.
  • Kein Freihandelsabkommen, solange grundlegende Menschenrechte nicht garantiert sind.
  • Schweizer Konzerne, die mit Brasilien Geschäftsbeziehungen unterhalten, sollen stärker in die Pflicht genommen werden. Insbesondere geht es darum zu untersuchen, ob sie von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung profitieren.
  • Die Schweiz soll sich gegen die Kriminalisierung und Verfolgung sozialer Bewegungen und der politischen Opposition einsetzen.
  • Die Schweiz muss sich dafür einsetzen, dass Menschenrechte, insbesondere der indigenen Bevölkerung, der LGBTIQ-Community, von Favela-BewohnerInnen, Landlosen etc., respektiert werden. Speziell soll sie sich für den Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen in Brasilien einsetzen.
  • Die Schweiz soll sich dafür stark machen, dass die Ermordung von Marielle Franco aufgeklärt und die Täter*innen und Auftraggeber*innen bestraft werden. Ebenfalls müssen die Verbindungen der Familie Bolsonaro zu den für das Verbrechen Verantwortlichen untersucht werden.