Amazonien steht unter Druck – neuer Atlas mit internationaler Beteiligung

Das Netzwerk Rede Amazônica de Informação Socioambiental Georeferenciadas (RAISG) hat den Atlas "Amazonía bajo presión" herausgegeben. Die Studie zeigt die Gefahren Amazoniens als stark destabilisiertes Ökosystem. Deutliche Anzeichen von Degradierung, Flächenfragmentierung und hoher Druck auf sensible Gebiete seien erkennbar.
| von Uta Grunert
Amazonien steht unter Druck – neuer Atlas mit internationaler Beteiligung
Studie von RAISG

Das Netzwerk Rede Amazônica de Informação Socioambiental Georeferenciadas (RAISG) besteht aus 11 NGOs aus verschiedenen Ländern, die zum Amazonas Regenwald gehören. Aus Brasilien ist das Sozioökologische Institut ISA an den Forschungen beteiligt. Die Studie resümiert in Karten, Bildern und Texten, dass in den zehn Jahren von 2000 bis 2010 über die Anrainerländer des Amazonasgebiets verteilt eine Fläche von 240.000 km2 abgeholzt wurde. Dies entspricht der Landesfläche von Großbritannien. Die ursächlichen Faktoren seien über die Landesgrenzen hinweg vergleichbar: Infrastrukturprojekte (u.a. Staudämme und Straßenbau), Ausbeutung von Rohstoffen (Bergbau und mineralische Rohstoffe, Erdgas- und Ölförderung).

Die Studie belegt, dass im gesamten Amazonasraum 171 Wasserkraftwerke in Betrieb oder im Bau sind, 246 weitere sind bereits geplant und sollen noch gebaut werden. Bergbauunternehmen haben ein Interesse an 1,6 Millionen km2, um dort in Minen unterschiedliche Rohstoffe abzubauen (siehe auch Schwerpunktthema). Das bedeutet, dass 21% der Fläche des Gesamtbioms von wirtschaftlichem Interesse und daher stark bedroht von Eingriffen ist. Erdöl und Erdgas wird bisher an 81 Punkten gewonnen, an 246 weiteren hat die Erdölindustrie bereits Interesse bekundet.

Beto Ricardo vom Instituto Socioambiental ISA kommt zu dem Schluss, dass der Amazonasregenwald heute schon ein stark destabilisiertes Ökosystem darstellt. Deutliche Anzeichen von Degradierung, Flächenfragmentierung und hoher Druck auf sensible Gebiete seien erkennbar. Jeder Eingriff bedeutet eine Zersplitterung des Gesamtsystems mit weitreichenden Auswirkungen. Über diese Gefahren dürften auch die Meldungen von den Verbesserungen im Waldschutz nicht hinwegtäuschen.