Goldbergbau in Terra Indígena Munduruku in Pará läßt illegale Waldrodung wieder explodieren

Neue IMAZON-Studie: Terra Indígena Munduruku durchlebt wieder die höchsten Zahlen illegaler Rodungen, die auf Goldsuche befindliche Eindringlinge von Außen zurückzuführen ist.
| von Christian.russau@fdcl.org
Goldbergbau in Terra Indígena Munduruku in Pará läßt illegale Waldrodung wieder explodieren
Amazonien ist bedroht (Symbolbild). Foto: christian russau

Während der Amtsjahre des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro war die Terra Indígena Munduruku zwischen Jacareacanga und Itaituba eine derjenigen brasilianischen Gemeinden mit den höchsten Zahlen illegaler Rodung. Die Lula-Regierung hatte zwischen November 2024 und Januar 2025 deshalb Maßnahmen ergriffen, um die illegalen Rodungen und den illegalen Goldbergbau aus dem Gebiet zu vertreiben. In einer ressortübergreifenden Aktionen mehrerer Bundesbehörden - laut Pressemeldungen handelte es sich um eine gemeinsame Aktion von mehr als 20 öffentlichen Bundesinstitutionen - , die im November 2024 begann und im Januar dieses Jahres endete, bekämpfte den illegalen Goldabbau in der Terra Indígena, indem dort letztlich insgesamt 91 Motoren, 27 Bagger, 53 Lagerstätten und Fahrzeuge, die für die illegalen Aktivitäten genutzt wurden, vor Ort zerstört worden waren.

Nachdem das Gebiet der Munduruku im ersten Quartal 2025 aufgrund dieser Januar dieses Jahres abgeschlossenen Räumungsaktion nicht mehr zu den am stärksten von Abholzung bedrohten indigenen Gebieten im Amazonasgebiet gehörte, wurde es nun aber erneut Ziel von Zerstörungen. Die neue IMAZON-Studie "Ameaça e Pressão de Desmatamento em Áreas Protegidas" ('Bedrohung und Druck durch Abholzung in Schutzgebieten'), die vierteljährlich vom Forschungsinstitut Imazon erstellt wird, identifizierte nun die Gebiete mit der höchsten Anzahl von Fällen von Waldrodung innerhalb von Schutzgebieten jeglicher Art, die als bedroht eingestuft werden, und in der angrenzenden Umgebung, die als ebenfalls gefährdet identifiziert werden. Das im Bundesstaat Pará gelegene indigene Gebiet der Terra Indígena Munduruku zwischen Jacareacanga und Itaituba verzeichnete zwischen April und Juni 2025 demnach wieder die höchsten illegalen Rodungszahlen.

Rangliste Indigener Territorien in Brasilien unter höchstem externen Druck (illegale Entwaldung)
Rangliste Terra Indígena Bundesstaat
1 TI Munduruku Pará
2 TI Andirá-Marau Amazonas/Pará
3 TI Pirahã Amazonas
4 TI Sepoti Amazonas
5 TI Igarapé Lage Rondônia
6 PI Xingu Mato Grosso
7 TI Arara do Rio Branco Mato Grosso
8 TI Aripuanã Mato Grosso
9 TI Deni Amazonas
10 TI Katukina/Kaxinawa Acre
Quelle: Imazon

"Der erneute Druck auf das Gebiet der Terra Indígena unterstreicht, dass die Überwachung konstant sein muss und über punktuelle Operationen hinausgehen sollte. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, ist es wichtig, die Präsenz des Staates zu stärken und die indigenen Gemeinschaften selbst in die Schutzstrategien einzubeziehen. Darüber hinaus ist es unerlässlich, sicherzustellen, dass die für diese Verbrechen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden", erklärt die Forscherin von Imazon, Bianca Santos, anlässlich der Veröffentlichung des Berichts.

Der illegale Goldabbau ist demnach der Haupttreiber für die Entwaldung im Gebiet der Munduruku in Pará. Nach Angaben der Plattform MapBiomas, die Analysen anhand von Satellitenbildern ermöglicht, gehört das Indigenengebiet zu den Gebieten mit den meisten illegalen Landebahnen, von denen 80 Prozent weniger als fünf Kilometer von den Abbaugebieten entfernt sind. Diese Strukturen stehen in Verbindung mit illegalen Praktiken, die mit teils schwerem Gerät organisiert und durchgeführt werden.

Die Dimensionen des illegalen Goldbergbaus in Amazonien weisen aber immer auch auf die dahinter liegenden kriminellen bis hin zu internationalen Strukturen hin. Erst im Mai dieses Jahres (KoBra berichtete) gab es infolge von Ermittlungen der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft MPF, der Bundespolizei PF und des brasilianischen Zolls Receita Federal einen Gerichtsprozess vor der brasilianischen Bundesjustiz gegen 36 Personen, denen sie vorwirft, zwischen 2018 und und 2023 mittels Gründung eines Netzwerks organisierter Kriminalität aus dem brasilianischen Bundesstaat Pará, hauptsächlich aus der Region von Itaituba, in der Nähe der Indigenen Territorien der Munduruku, mehrere tausend Kilo illegal geschürften Goldes durch Belegfälschung und Herkunftsverschleierung in den formell legalen Goldmarkt eingeschleust und dergestalt Goldexporte ins Ausland in Höhe von insgesamt bis zu 19,6 Milliarden Reais (derzeit umgerechnet ca. drei Milliarden Euro) getätigt zu haben. Der Großteil des illegal geschürften und illegal exportierten Goldes ging demnach die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Hongkong, Italien und die Schweiz. Das Gebiet, aus dem das illegal geschürfte Gold stammt, sind mutmaßlich die indigenen Territorien der Munduruku, in die illegale Goldsucher:innen seit Jahren vermehrt eindringen und in dem sie unter Einsatz großer Maschinen und Quecksilbers das Gold aus dem eigentlich streng geschützten Territorium unter massiver Zerstörung von Natur und Umwelt in Boden, Wasser und Luft gewinnen.

// Christian Russau

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