Bundesjustiz startet Prozesseröffnung gegen illegalen Goldschmuggel aus Pará ins Ausland in Milliardenhöhe

Infolge von Ermittlungen der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft MPF, der Bundespolizei PF und des brasilianischen Zolls Receita Federal hat nun die Bundesjustiz einen Gerichtsprozess gegen 36 Personen gestartet, denen sie vorwirft, zwischen 2018 und und 2023 mittels Gründung eines Netzwerks organisierter Kriminalität aus dem brasilianischen Bundesstaat Pará, hauptsächlich aus der Region von Itaituba, in der Nähe der Indigenen Territorien der Munduruku, mehrere tausend Kilo illegal geschürften Goldes durch Belegfälschung und Herkunftsverschleierung in den formell legalen Goldmarkt eingeschleust und dergestalt Goldexporte ins Ausland in Höhe von insgesamt bis zu 19,6 Milliarden Reais (derzeit umgerechnet ca. drei Milliarden Euro) getätigt zu haben. Der Großteil des illegal geschürften und illegal exportierten Goldes ging demnach die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Hongkong, Italien und die Schweiz. Das Gebiet, aus dem das illegal geschürfte Gold stammt, sind mutmaßlich die indigenen Territorien der Munduruku, in die illegale Goldsucher:innen seit Jahren vermehrt eindringen und in dem sie unter Einsatz großer Maschinen und Quecksilbers das Gold aus dem eigentlich streng geschützten Territorium unter massiver Zerstörung von Natur und Umwelt in Boden, Wasser und Luft gewinnen.
In ihrer Pressemitteilung teilt die Bundesstaatsanwaltscaft MPF mit, dass "das Bundesgericht den Prozess gegen 36 Personen eröffnet hat, die von der Bundesstaatsanwaltschaft (MPF) beschuldigt werden, an einem System zur Ausfuhr von illegal gewonnenen Goldes, hauptsächlich in der Region Itaituba (PA), beteiligt gewesen zu sein." Dem MPF zufolge bildeten die Angeklagten zwischen 2018 und 2023 eine Organisation, um mehrere "Finanzverbrechen, Aneignung von Bundesvermögen, Geldwäsche und qualifizierten Schmuggel zu begehen". Im vergangenen Jahr 2023 blockierte infolge der Erkenntnisse der Ermittlungen die Bundesjustiz auf Antrag des MPF Vermögenswerte der Angeklagten und der mit ihnen verbundenen Unternehmen in Höhe von insgesamt 19,6 Milliarden R$ (derzeit umgerechnet ca. drei Milliarden Euro).
Zentrale Methode des illegalen Goldexports war den Ermittlungen des MPF zufolge die Praxis der "Goldwäsche", d. h. die Praxis, illegal gewonnenes Gold auf den offiziellen Markt zu bringen: Die illegale Herkunft des Goldes wurde demnach durch die Ausstellung falscher oder überteuerter Rechnungen verschleiert. An dem Plan waren den Angaben der Justiz zufolge mehrere Unternehmen beteiligt, die illegal geschürftes Gold kauften und Rechnungen mit falschen Angaben ausstellten. Diese Unternehmen machten Geschäfte mit Goldexport-Unternehmen. Diese Exporteure schmuggelten die Ware in verschiedene Länder, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Hongkong, Italien und die Schweiz. Der Schmuggel erfolgte über ein Unternehmen, das als Sitz in den Vereinigten Staaten registriert war. Im Zuge der Ermittlungen war es zu Beschlagnahmen in Belém, Santarém, Itaituba, Rio de Janeiro, Brasília, Goiânia, Manaus, São Paulo, Tatuí, Campinas, Sinop und Boa Vista gekommen. Im Zuge der Ermittlungen werde es neben Befragungen der Beteiligten, einer Expertenanalyse der Flächen, die für die tatsächliche Goldgewinnung genutzt wurden in Verbindung mit einer Analyse der auf den Rechnungen angegebenen Bergbaulizenzen, sowie einer Analyse der Inhalte der bei der Operation beschlagnahmten Mobiltelefone und Computergeräte geben. Ob auch das im September 2023 angekündigte neue Verfahren der Bundespolizei, eine chemische Analyse des Goldes zur Herkunftsbestimmung des ursprünglichen Golderzes durchzuführen, dass Brasiliens Bundespolizei einer Meldung zufolge als erstes in Bezug auf Goldproben aus dem Yanomami-Territorium ausarbeiten wollte, eingesetzt wird in dem jetzigen Verfahren , wurde nicht mitgeteilt. Weitere Infos zu den Ermittlungen und zur Prozessakte finden sich auch auf der Webseite der Tageszeitung Estado de SP.
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