Drei Jahre nach Dammbruch bei Brumadinho weist neue Studie erhöhte Schwermetalkonzentrationen in Blut und Urin von Anwohner:innen nach

Die dem brasilianischen Gesundheistministerium unterstehende Oswaldo-Cruz-Stiftung (Fiocruz) hat gemeinsam mit der Bundes-Universität von Rio de Janeiro UFRJ hat im Umfeld des im Januar 2019 gebrochenen Rückhaltebeckens der Eisenerzmine Córrego do Feijão bei Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais unter Bewohner:innen Blut- und Urinproben von 3.297 Personen untersucht, darunter 217 Kinder, 275 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren und 2.805 Erwachsene über 18 Jahren. Die Untersuchung ergab, dass die Bevölkerung der Gemeinde Brumadinho unter hohen Schwermetallkonzentrationen im Körper leidet, die über dem zulässigen Wert liegen. Auch die Zahl der Atemwegs- und psychischen Erkrankungen ist der Studie zufolge hoch.
| von Christian.russau@fdcl.org
Drei Jahre nach Dammbruch bei Brumadinho weist neue Studie erhöhte Schwermetalkonzentrationen in Blut und Urin von Anwohner:innen nach
So sieht es in den betroffenen Flüssen nach einem Dammbruch eines Tailings aus: Erz- und Schwermetallreste nach dem Dammbruch von Mariana im Fluss Rio Doce. Foto: christian russau

Untersucht wurden der Zeitung Brasil de fato zufolge vier Regionen der näheren Umgebung von Brumadinho, wo am 25. Januar 2019 der Damm des Rückhaltebeckens einer Vale-Mine gebrochen war und 270 Menschen in den Tod riss: Parque da Cachoeira, Córrego do Feijão, Tejuco und Aranha. Die Untersuchung ergab, dass es in allen untersuchten Altersgruppen eine hohe Konzentration von Metallen gab.

Die Studie ergab, dass 50,6 % der Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren Urinproben mit mindestens einem Schwermetall über dem Referenzwert aufwiesen. Bei 41,9 % der untersuchten Proben wurde Arsen und bei 13 % Blei über dem Grenzwert gefunden. Laut der Forscherin Carmen Froés "gibt es an diesen vier Standorten eine allgemeine Exposition gegenüber einigen untersuchten Metallen, vor allem Arsen. Diese Exposition bedeutet keine Vergiftung oder Krankheit, sondern deutet darauf hin, dass das Kind auf irgendeine Weise mit diesem Metall in Kontakt kommt, das eine toxische Wirkung haben kann", so die Forscherin. Die Wissenschaftlerin rät auf Basis auf ihrer auf die Schwermetallwerte bei Kindern fokussierten Studie den Eltern, ihre Kinder zu einer Gesundheitsuntersuchung bringen. In dem Teil der Studie, der die neurologische Entwicklung der Kinder analysierte, wurde festgestellt, dass einige von ihnen "nicht die für ihr Alter erwarteten Fähigkeiten erworben haben", so Carmen Fróes. Die Wissenschaftlerin schieb aber einschränkend hinterher, dass auch die Corona-Pandemie der vergangenen zwei Jahre dazu beigetragen haben könnte, schliesslich "waren die Kinder zwei Jahre lang nicht in der Schule", so die Wissenschaftlerin.

Auch unter den untersuchten Jugendlichen kam es zu erhöhten Schwermetallkonzentrationen in Urin und Blut. Demnach wiesen 28 % der untersuchten Jugendlichen mehr Arsen im Urin auf als der zulässige Grenzwert. Darüber hinaus ergab die Untersuchung von Blutproben, dass 52,3 % der Personen dieser Altersgruppe einen Manganüberschuss im Körper aufwiesen, während 12,2 % über dem Grenzwert liegende Bleiwerte hatten. Bei den Erwachsenen ergab sich demnach ein ähliches Szenario: 33,7 Prozent von ihnen hatten mehr Arsen im Urin als tolerierbar und 37 Prozent mehr Mangan als erlaubt. In der Studie wurde auch das Vorhandensein von chronischen Krankheiten bei den Einwohner:innen der Gemeinde untersucht. Asthma und asthmatische Bronchitis waren die am häufigsten genannten Krankheiten bei Jugendlichen. Bei den Erwachsenen waren die am häufigsten genannten Krankheiten Bluthochdruck (30,1 %), hoher Cholesterinspiegel (23,1 %) und chronische Rückenprobleme (21,1 %). Was die Kinder anbelangt, so berichtete etwa die Hälfte der Verantwortlichen über gesundheitliche Veränderungen nach dem Dammbruch, wie z. B. Veränderungen des Atmungssystems und der Haut. "Vor allem in den Gebieten in der Nähe des Schlamms meldet die Bevölkerung viele Anzeichen und Symptome von Atemwegserkrankungen und hat auch einen hohen Anteil an Asthma-Diagnosen", sagt Sérgio Peixoto von der Fiocruz-Stiftung im Bundesstaat Minas Gerais, der für die Gesamtkoordination der Studie verantwortlich war. Die Daten zur psychischen Gesundheit der Befragten zeigten der Untersuchung zufolge zudem, dass bei 22,5 % der untersuchten Erwachsenen eine Depression diagnostiziert wurde. Diese Quote liege über den 10,2 %, die in der nationalen Gesundheitserhebung des brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik im Jahr 2019 ermittelt wurden. Die Diagnose von Angstzuständen oder Schlafproblemen wurde von 33,4 % der Befragten über 18 Jahren gestellt. Bei den Jugendlichen gaben 10,4 % eine ärztliche Diagnose für Depressionen und 20,1 % für Angstzustände an.
// Christian Russau