Zuckerrohr - Grundlage neue Landkonflikte?

Mit dem Agrotreibstoffboom erfährt Brasiliens Zuckersektor seit einiger Zeit einen rasanten Wiederaufstieg.
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Nach Schätzungen des Interdisziplinären Instituts für Energieplanung der Universität Campinas (NIPE) werden sich sie Zuckerrohrflächen von heute etwa 7 Mio ha bis 2025 auf 30 Mio ha ausweiten. Wie in der Sojaindustrie lohnt sich auch hier am ehesten der großflächige Anbau und die Produktion ist wenig beschäftigungsintensiv, erfordert dafür aber umso mehr Kapital. Flächenausdehnungen erfolgen häufig auf Kosten von Kleinbauern, die entweder keine Landtitel haben oder zum Verkauf gedrängt werden, und damit ihre Einkommens- bzw. Subsistenzquelle verlieren.

Für das Jahr 2007 lässt sich ein Anstieg der vertriebenen Familien von gut 1.600 (2006) auf 2.700 (2007) beobachten. Dabei fällt auf, dass dieser Anstieg fast ausschließlich auf Vertreibungen im Mittleren Westen, Südosten und Süden des Landes zurückgeht – Gebiete also, in denen derzeit die Expansion des Zuckerrohrs besonders stark stattfindet. Im Mittleren Westen, hier insbesondere in Mato Grosso do Sul und Goiás, gab es zudem einen rasanten Anstieg sowohl der angezeigten Fälle von Sklavenarbeit als auch der Anzahl der Betroffenen – bei landesweit sinkenden Zahlen. Und betrachtet man die regionale Verteilung der Landkonflikte, zeigt sich, dass es im Südosten entgegen dem landesweiten Trend mehr Landkonflikte gab als 2006, und auch etwa 50 % mehr davon betroffene Familien. Die Zahl der ermordeten Indigenen stieg innerhalb eines Jahres von 48 auf 76, davon 48 in der Soja-Region Mato Grosso. Auch diese Morde sind vor allem auf Landkonflikte mit großen Fazendas zurück zu führen. Auch hier sieht man deutlich die Auswirkungen des Agrotreibstoffbooms, der zu einer zunehmenden Inwertsetzung bislang vernachlässigter Ländereien führt.