Entwaldungssituation 2010 Daten und Ursachen

Im November werden die endgültigen Zahlen zum Verlauf der Entwaldung des vergangenen Jahres in Brasilien veröffentlicht. Bislang kann sich der abnehmende Entwaldungstrend des Vorjahres abgeschwächt halten, im Vergleich zum Vorjahr hat die Entwaldung weiter abgenommen.  Die genauen PRODES-Zahlen folgen im nächsten Bericht, da sich bei Abgabeschluss noch nicht veröffentlicht waren, Imazon schätzt, dass sie unter 7.000 km2 bleiben. <br /><br />
| von admin


Zum ersten Mal in der brasilianischen Geschichte sank die Abholzung auch in einem Wahljahr, wo sonst die Strafverfolgung von illegaler Entwaldung eher rückläufig zu erwarten war. Das Amazonasforschungsinstitut Imazon hatte vorausgesagt, dass die Entwaldung 2010 im Vergleich zum Vorjahr steigen müsste, zum einen wegen der starken Trockenheit (Waldbrände) und wegen der Präsidentenwahl.

Die entdeckte Entwaldung konzentriert sich um die Straßen (BR-163 und die Transamazônica) in Pará, Rondônia und im Südosten Amazoniens, was den Türöffnereffekt solcher Baumaßnahmen für die Abholzung bestätigt. Der Monat Juli war auffällig niedrig und korrigierte insgesamt das Jahresentwaldungsergebnis nach unten.

Über Satellitendaten von DETER (Sistema de Detecção de Desmatamento em Tempo Real = System zur Echtzeitkontrolle von Rodungen) kann das Institut für Weltraumforschung INPE gerodete Flächen  ab einer Größe von 25 km2 erkennen und der Staat gegen illegalen Holzeinschlag vorgehen. Allerdings stellt immer noch die Bewölkung zum Aufnahmezeitpunkt ein einschränkendes Problem dar. So wissen illegale Holzhauer, dass ihnen bei Bewölkung nicht so einfach auf die Schliche zu kommen ist und nutzen dies weidlich aus. Da das System mit einem relativ hohen Fehlerquotienten behaftet ist, nutzt die Regierung für ihre Aussagen zur jährlichen Waldsituation PRODES (Program to Calculate Deforestation in the Amazon), das eine Flächengröße von 6,5 km2 erfassen kann.

Ein weiteres Problem stellt die personelle Unterbesetzung  der kontrollierenden Behörde dar. IBAMA, die Behörde, die für die strafrechtliche Durchsetzung der Walderhaltung zuständig ist, leidet drastisch unter Mitarbeitermangel für diese weiträumige und umfassende Aufgabe. Statt 4.000 notwendige Mitarbeiter stünden nur sieben- bis achthundert zur Verfügung, um eine annähernd vierfache Fläche von Westeuropa zu betreuen.

Die absolute Entwaldung des Amazonasgebiets des vergangenen Jahr umfasst immer noch eine Größe von 1.800 Quadratkilometern (DETER) und damit die Fläche des Saarlandes. Der Bundesstaat Pará führt die Liste der Waldzerstörer mit 134 km2 an, gefolgt von Mato Grosso und Amazonas. Im Zeitraum Januar bis August konnte in allen Bundesstaaten Amazoniens ein Rückgang der Entwaldung verzeichnet werden, außer im Bundesstaat Amazonas.

Die Ursachen für die weiter abnehmende Entwaldung sehen Regierung und IBAMA in der besseren Satellitenüberwachung und dem schnelleren Zugriff bei Zuwiderhandlung. Selbst die wolkenbedingte Einschränkung sei bald überwunden, da das System zukünftig mit Radar arbeite, seine Aufnahmen also selbst Tag und Nacht und bei jeden Lichtverhältnissen möglich sein werden. Das neue System (INDICAR= Imaging and Radar Deforestation Indicator)  wird Daten des japanischen Satelliten ALOS verarbeiten und Flächen ab einer Größe von 10 Quadratkilometern erkennen können.

Inzwischen würde die nationale Aufgabe der Eindämmung von illegaler Rodung übergreifend von 17 Ministerien verfolgt, so die neue Umweltministerin Izabella Teixeira. So würden z.B. von Regierungsseite Unternehmen die staatlichen Kredite untersagt, die beim illegalen Holzeinschlag ertappt wurden. Imazon hat zum ersten Mal die Regierungsmaßnahmen als entscheidend im Kampf gegen die Entwaldung anerkannt.

Philip Fearnside vom Nationalen Amazonasforschungsinstitut INPA in Manaus sieht neben den verbesserten Kontrollen jedoch weiterhin die geänderte Weltmarktlage als Ursache für die rückläufige Entwaldung. Sowohl der Soja- als auch der Rindfleischpreis hätten sich nach der Finanzkrise noch nicht wieder an das alte Niveau angeglichen. Auch sei der Wechselkurs zwischen Real und US-Dollar gerade ungünstig für den Export. Beides seien Faktoren, die dem Wald zu Gute kämen, aber keine Garantie dafür böten, dass man die Lage unter Kontrolle habe.