Geldstrafe für ThyssenKrupp wegen Umweltverschmutzung

Das kürzlich fertig gestellte Stahlwerk TKCSA am Westrand der Stadt Rio de Janeiro ist wegen Umweltverschmutzung zu einer Geldstrafe von 1,8 Millionen Reais (umgerechnet 750.000 Euro) verurteilt worden. Anwohner klagen seit Wochen über Beschwerden aufgrund des Ausstoßes von gesundheitsschädlichen Substanzen und haben Klage wegen Umweltverbrechen eingereicht.<br /><br /><br />
| von Pulsar Brasil


Das Konsortium Companhia Siderúrgica do Atlântico, an dem ThyssenKrupp zu 90 Prozent und die brasilianische Vale mit 10 Prozent beteiligt sind, hat maschinelle Probleme im Testbetrieb und konnte das Problem bisher nicht lösen. Als Folge entweichen Schwermetallpartikel in die Luft und verschmutzen die Gegend rund um den von Armut geprägten Vorort Santa Cruz. Das bundesstaatliche Umweltinstitut hat eine Kontrolle durchgeführt und festgestellt, dass im Testbetrieb ernsthafte Probleme aufgetreten sind, die für die extreme Verschmutzung verantwortlich sind. Das Gesetz sieht für diese Art Umweltverbrechen Strafen bis zu einer Höhe von 2 Millionen Reais vor.

Laut Sandra Quintela von der Organisation Alternative Politik im Conosul (Pacs) zeigt die Strafe „ein weiteres Mal den unverantwortlichen Umgang des Unternehmens mit der brasilianischen Gesetzgebung“. Die Wirtschaftswissenschaftlerin erklärt, dass verschiedene Organisationen aufgrund der Verschmutzung und der Folgen für die Bevölkerung sehr besorgt sind. Sandra Quintela berichtet von unzähligen Klagen von Kindern, die – angezogen von den glänzenden chemischen Rückständen – verseucht wurden und Hautverletzungen davon trugen. Erschwerend kommt hinzu, dass der örtliche Gesundheitsposten nicht über einen Hautarzt verfügt.

Das Stahlunternehmen hat 15 Tage Zeit, gegen die Strafverhängung Berufung einzulegen. Die Aussicht auf Erfolg wird gering eingeschätzt, dass erschwerend hinzukommt, dass die TKCSA es versäumt hat, die Behörden von dem aufgetretenen Problem zu unterrichten.

Sandra Quintela befürchtet, dass dies erst der Anfang eines Prozesses ist, den sie als „Tragödie für die Bevölkerung von Santa Cruz“ bezeichnet. „Wir wollen verhindern, dass das Unternehmen wie vorgesehen seine Produktion verdoppelt und dass sich weitere Industrien in der Region ansiedeln,“ so die Koordinatorin des Pacs. Ein Problem sei allerdings, dass alles, was mit der riesigen ThyssenKrupp-Investition zu tun hat, einem „Gesetz des Schweigens“ unterliegt. Viele Anwohner wurden bereits von lokalen Milizen bedroht und haben deswegen Angst, ihre Klagen öffentlich zu machen. Dem Unternehmen wurde in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, diese Milizen in ihr Sicherheitskonzept einbezogen zu haben. Sie bestehen zumeist aus ehemaligen Polizisten, die mit mafiamethoden Schutzgelder erpressen und wie Todesschwadrone agieren.