Cúpula dos Povos - die Zivilgesellschaft organisiert sich in Richtung COP30

In der Beurteilung der Klimakrise und den Ansätzen zu ihrer Bewältigung stößt man auf unterschiedliche Sichtweisen je nach Kontext der Lebensumstände. Eines ist jedoch klar: Unser Lebensstil und das ökonomische System tragen wesentlich dazu bei. Hinzu kommt, dass durch diverse Kriegsschauplätze die Aufmerksamkeit und der Stellenwert von Klimadiskussionen auf der internationalen Agenda ab.
Auch Brasilien ist nicht frei von Widersprüchen. In Brasilien herrsche die Meinung vor, die Erdölnutzung sei wichtig für die Entwicklung des Landes, das habe eine Untersuchung im Bundesstaat Amapá ergeben, so Maureen Santos. Amapá sei ein eher armer Staat, die Mehrheit der Bevölkerung unterstütze daher den Zugriff auf fossile Brennstoffe.
Franscisco Kelvim vom Netzwerk der Staudammbetroffenen MAB nannte den Umgang der brasilianischen Regierung mit den Ölvorkommen im Amazonasbecken Sabbotage. Zeitgleich zum Bonner Vorbereitungstreffen für die COP30 werden im brasilianischen Pré-Sal für 1 Millarde Reais Öl- und Gasvorkommen im Mündungsbereich des Amazonas versteigert. Trotzdem traut MAB der Lula-Regierung eine progressive Agenda für die COP30 und das Potenzial, den Moment international zu nutzen.
10-15.000 Personen werden in Belém erwartet. Die Offiziellen Verhandlungstage sollen vorverlegt werden und vom 7.-9. November bereits passieren. Argumentiert wird bei diesem Schritt mit der Überlastung der Stadt. Nun gilt es, sich trotzdem Gehör für die eigenen Positionen und Forderungen zu verschaffen.
Aktuell läuft der Kampf, den offiziellen Teil der Aktivitäten der Zivilgesellschaft auszuweiten. Außerdem macht auch die Agrarlobby mobil und wird sich mit einer Agro COP präsentieren. Hier treten das Bergbauunternehmen Vale und Hydro Norsk u. a. als Sponsoren auf. Ihr Ziel ist die Verbindung von Waldschutz und extraktivistischer Agenda. MAB berichtet auch davon, dass der Agrobusiness-Sektor bereits angekündigt habe, dass Amazonien während der COP brennen werde. Maureen Santos unterstreicht nochmal, dass das Agrobusiness in Brasilien der größte Verursacher von CO2 Ausstoß sei. Erdöl sei in der brasilianischen Diskussion bislang kaum im Fokus, das Agrarbusiness verstecke sich aber hinter der Debatte um fossile Energien, um sein Landnutzungsmodell nicht in den Fokus zu rücken.
800 Organisationen haben bislang die politische Deklaration der Cúpula dos Povos unterzeichnet (es gibt eine englische Übersetzung), die meisten davon stammen aus Brasilien. Damit startet Maureen Santos von der Organisation FASE ihre Präsentation über die Vorbereitungen des zivilgesellschaftlichen Gipfels. Sie gehört der internationalen Arbeitsgruppe an, die bereits seit 2023 auf das Großevent hinarbeiten.
Die Cúpula dos Povos setzt sich aus verschiedenen Achsen zusammen:
1. Kampf um Landrechte: Territorien, Maretorien und das Thema Ernährungssouveränität
2. Anerkennung historischer Reparationslast: Kampf gegen Umweltrassismus und Unternehmen, die sich an Ausbeutung beteiligen
Diese Achse spannt einen weiten Bogen auf. Sie richtet sich gegen Unternehmen, die Energie- und Bergbauprojekte ohne lokale Einbindung der Bevölkerung durchführen und sich an Ausbeutung von Ressourcen und Land beteiligen. Hier ist die Schwarzenbewegung und auch Einheiten der afrobrasilianischen Spiritualität eingebunden.
3. Sozial ökologische und inklusive Transformation
In dieser Achse ist neben dem Kampf für eine gerechte Transformation auch der Kampf gegen rechte Gruppierungen verankert, die sich als Klimawandelleugner und Gegner der Demokratie gezeigt haben.
4. Gerechte Stadtpolitik und eine Aufwertung des peripheren urbanen Raums
5. Feminismus der Basisbewegungen und Stärkung von Frauenrechten
Widerstand in den einzelnen Territorien
Am 12. November werden die unterschiedlichen Karavanen der brasilianischen Bewegungen in Belém ankommen. Am 13. und 14. November sind Aktivitäten und Podiumsveranstaltungen auf dem Gelände der UFPA geplant. Der 15.11. ist als Globaler Aktionstag ausgerufen worden, hier finden Demonstrationen in Richtung der offiziellen COP statt. Am 16. finden weitere Panels und das Abschlussplenum statt.
Die Organisator*innen der Cúpula dos Povos haben bereits mehrere Gelände in Belém für die Unterbringung der Teilnehmenden gesichert. Eine Reihe von Arbeitsgruppen organisiert gerade die Infrastruktur, Verpflegung und die Unterbringung internationaler Besucher*innen.
Für die Finanzierung der Großveranstaltung Cúpula dos Povos werden noch Spenden und Finanzmittel von internationaler Unterstützung gesucht.
Wir empfehlen außerdem die Tagung Runder Tisch Brasilien, die vom 24.-26. Oktober in Bad Boll stattfindet. Dort geht es um Globale Umbrüche und lokale Kämpfe . Neue Allianzen für Klimagerechtigkeit