Regierung Temer öffnet indigene Schutzgebiete im Amazonasgebiet für Privatinvestoren im Bergbausektor

Unter dem Vorwand, die Wirtschaft anzukurbeln, ist derzeit in Brasilien alles erlaubt: Mit einem Erlass hat die neoliberale Interimsregierung Temer am 23. August den Schutzstatus des Naturreservats RENCA aufgehoben. Privaten Unternehmen ist damit der Zugang zu Vorkommen von Gold, Eisen, Kupfer und anderen wertvollen Erzen im Amazonasgebiet erlaubt - obwohl sie sich auf ausgewiesenem indigenen Territorium und in Naturschutzgebieten befinden. Menschenrechtsgruppen und Umweltschützer*innen protestieren vehement - auch mit einer Petition (s.u.).
| von Uta Grunert
Regierung Temer öffnet indigene Schutzgebiete im Amazonasgebiet für Privatinvestoren im Bergbausektor
Direkt bedroht: Das Volk der Wajapi im Renca-Gebiet Quelle: http://www.poema-deutschland.de/index.html

Das Naturreservat RENCA (Reserva Nacional de Cobre e Seus Associados - Nationale Kupfer und Erzreserve) hat eine Fläche von über 46.000 Quadratkilometern. Das entspricht etwas mehr als der Landesfläche von Dänemark. Sie erstreckt sich nördlich vom Amazonasstrom zwischen den Bundesstaaten Pará und Amapá.

Gegen Ende der Militärdiktatur war die RENCA 1984 gesetzlich festgelegt worden. Nur die nationale geologische Untersuchungsanstalt CPRM, die dem Energie- und Bergbauministerium angehört, durfte ermitteln, welche Bodenschätze in dem Gebiet vorhanden sind. Bislang waren wirtschaftliche Aktivitäten damit blockiert. Private Bergbauunternehmen aus Brasilien und dem Ausland haben jedoch schon lange ein Auge auf das Gebiet geworfen, in dem Gold, Eisen, Kupfer und andere wertvolle Erze vermutet werden.

Die Umweltorganisation Instituto Socioambiental (ISA) hat bereist 2013 errechnet, dass für das Gebiet des zu Brasilien gehörenden Amazoniens derzeit bereits 4.220 Bergbaukonzessionsvorhaben allein für indigenes Territorium auf die Bewilligung warten; davon betroffen wären 152 indigene Gebiete. Renca stellt einen bedrohlichen Präzedenzfall dar und die Regierung Temer setzt alles an die Lockerung des bisherigen gesetzlichen Schutzes.

Bereits im März hatte das Ministerium für Bergbau und Energie die Aufhebung des Schutzstatus der Renca und damit die Freigabe des wirtschaftlichen Abbaus der Rohstoffe gefordert. Allerdings stieß dies auf Widerstand von Umweltschutzverbänden. Rund 69 Prozent des Gebietes sind mittlerweile in Naturschutzgebiete und indigene Reservate umgewandelt worden. So befinden sich dort neun Naturparks sowie das indigene Territorium der Aparai und der Wajapi. Beide leben bislang weitesgehend abgeschieden.

Die KoBra-Mitgliedsgruppe Poema unterstützt seit Jahren die Wajapi vor allem im Gesundheitsbereich. Gerd Rathgeb und Johann Graf befinden sich zur Zeit in Amazonien und berichten auf einem Blog von ihren Eindrücken.

Protest gegen diesen neuen Vorstoß gegen den Schutz des Amazonasgebiets regt sich z.B. bei Greenpeace Brasilien. Neben Demonstattionen in Manaus wurde eine Petition verfasst Sie wehrt sich gegen die zunehmende Abholzung und damit Befeuerung des Klimawandels sowie gegen die Verletzung indigener Rechte durch die neue Flexibilisierung.

Aus Deutschland kann man die Petition zeichnen, indem man neben seinen persönlichen Daten in das Feld CEP 0000-000 eingibt.

Die Petition auf Deutsch (Übersetzung KoBra):

An den Präsident der Republik

NEIN zur Ausbeutung Amazoniens! - schützt RENCA

Wir fordern die Außerkraftsetzung des Dekrets von Temer, das das Naturreservat im Süden Amapás für die Ausbeutung durch Bergbauunternehmen freigibt. Das Reservat beheimatet Indigene und eine unermessliche Artenvielfalt.

Warum das wichtig ist?

Wir werden vereint für unser Amazonasgebiet kämpfen! Das Vorgehen bedeutet einen enormen Rückschritt und eine völlige Missachtung gegenüber unserer Natur! Erst vor wenigen Jahren haben wir den Rückgang der Entwaldung in Amazonien gefeiert, heute sind wir besorgt über die Zukunft des Regenwalds. Gestern  (die Petition wurde am Tag nach dem Dekret aufgesetzt, Anm. d. Übers.) wurde ein Dekret erlassen, das ein Naturschutzgebiet in Amazonien ausgelöschen wird.

Umweltschützer*innen sind sich in ihrem Urteil einig: Die Maßnahme wird negative Auswirkungen auf die ganze Region haben. Nach übereinstimmenden Einschätzungen wird die Entwaldung ansteigen, Waldbrände werden zunehmen, Wassersysteme werden an Qualität einbüßen, indigene Völker sind neuen Gefahren ausgesetzt und es kann zu Landkonflikten kommen.

Wir fordern die Verteidigung unseres Amazonasgebiets! DAS (was das Dekret erlaubt) DARF NICHT GESCHEHEN! Wir dürfen nicht zulassen, dass der Schutz der Amazonasregion aufgehoben wird, um politische oder ökonomische Interessen zu befriedigen. Ein Rückschritt darf keine Option werden! Wir werden für unser Amazonasgebiet kämpfen!

Die RENCA ist ein Beispiel dafür, wie wir mit unseren Wäldern in Zukunft umgehen. Helfen Sie mit Ihrer Unterschrft, dass Geschichte geschrieben wird, die uns stolz macht.

Hier geht´s zur Petition