Waldbrände, Trockenheit, Niedrigwasser in Amazonien

Extreme Klimaphänomene sind in Brasilien keine Seltenheit mehr. Ob Überschwemmungen nach langen Regenperioden im Süden oder außergewöhnliche Trockenheit im Norden - Waldbrände und niedrigste Wasserpegel der Flüsse in der Amazonasregion sind die Folge. Die Konsequenzen sind Artenverlust (z.B. Schildkröten und Fische) und der Wegfall von Transportwegen, was z.B. den Abtransport von landwirtschaftlichen Produkten behindert oder extrem verteuert. <br />
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Angesichts der diesjährigen Dürre im Amazonasgebiet, mit den niedrigsten gemessenen Wasserständen der letzten 110 Jahre, befürchten Forscher, dass Amazonien zu einer Savannenlandschaft werden könnte. Dies berichten zwei Wissenschaftler der kolumbianischen Universidad Industrial de Santander und des brasilianischen Weltraumforschungsinstitut INPE nach Angaben der Tageszeitung Folha de São Paulo. Der Wasserstand des Amazonas liegt derzeit bei der Hälfte der durchschnittlichen Wassermenge zu dieser Jahreszeit. Am Rio Negro ist der Pegelstand mittlerweile von normal 29,77 Meter auf 13,63 Meter gefallen. Die letzten großen Dürren im Amazonasgebiet waren 1998, 2005 und nun 2010. Die Forscher warnen, dass angesichts von Klimakrise, Abholzung und in Fünfjahresabständen wiederkehrender Dürre vor allem die im Südosten gelegenen Gebiete Amazoniens, also die brasilianischen Bundesstaaten Pará (Süden), Tocantins und Mato Grosso, von einer Regenwald- in eine Savannenzone austrocknen könnte. Bei einer 35-prozentigen Reduzierung der Niederschläge, wie sie derzeit gemessen wird, würde der trockene, amazonische Sommer sich auf vier Monate ausdehnen – und die Pflanzen- und Tierwelt in der Region dramatisch verändern.

Nach Beobachtungen des Instituts für Weltraumforschung INPE, das per Satellit den brasilianischen Wald überwacht, ist von Januar bis September 2010 die Zahl der Waldbrände fast auf das Doppelte angestiegen. Festgestellt wurden über 1600 Brandherde, die zum Teil über Monate fortbestehen. In 14 Bundesstaaten  wurde der Umweltnotstand ausgerufen: Amapá, Amazonas, Ceará, Maranhão, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Rondônia, Roraima, Pará, Piauí, Tocantins, Bahia, Goiás und Minas Gerais. Neben ausgeprägter Trockenheit in Kombination mit hohen Temperaturen waren Brandrodungen (Brennen des Waldes, um die landwirtschaftliche Fläche zu vergrößern) die Hauptursache für die ausgedehnten und gefährlichen Feuer. Hier sieht ein Mitarbeiter des WWF  schon eine Folge der Aufweichung des brasilianischen Waldschutzgesetzes „Código florestal“, das nun Strafffreiheit für illegale Abholzungen und Brandrodungen der Vergangenheit einbaut. Von der Abmilderung oder dem gänzlichen Erlass drohender Strafverfolgung zum einen und den Versprechungen der ständig expandierenden landwirtschaftlichen Großkonzerne zum anderen lassen sich Kleinbauern zum Abfackeln des Waldes verführen/anstiften. Wirtschaftsinteressen wie Viehhaltung (Fleischproduktion) und Sojaanbau hat Brasilien im vergangenen Jahrzehnt durchschnittlich 26.000 Quadratkilometer Wald pro Jahr geopfert, teilte die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO im März mit.

Durch die starken Brände wird Brasiliens Bemühung, den Regenwald zu erhalten, drastisch beschnitten, aber auch Flächen des Savannengebiets Cerrado wurden gefährlich dezimiert, z.B. wurden im Nationalpark von Emas (Goiás) 90 Prozent der Vegetation zerstört. Gleichzeitig ist Brandrodung unter dem Blickwinkel der Kohlenstofffreisetzung natürlich fatal, da sich der in den Bäumen gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff verbindet und als Treibhausgas CO2 in die Atmosphäre entlassen wird – womit das Weltklima weiter aufgeheizt wird. Darüber hinaus werden die Böden in Folge der Degradierung überlassen, wodurch ebenfalls im Boden gespeicherter Kohlenstoff seiner Senke entweicht.