3.500 Quilombola demonstrieren in Brasília

Anerkennung und Durchsetzung der Rechte der Quilombolas gefordert und struktureller Rassismus angeprangert.
| von Christian.russau@fdcl.org
3.500 Quilombola demonstrieren in Brasília
Aquilombar-Treffen in Brasília. Foto: Maryellen Crisóstomo/CONAQ

In der Hauptstadt Brasília haben sich Mitte der Woche rund 3.500 Personen der Quilombola-Gemeinschaften aus 22 Bundesstaaten und dem Bundesdistrikt versammelt, um an einer politisch-kulturellen Veranstaltung teilzunehmen und um für die Rechte der Quilombola und für ihre Anliegen zu protestieren. Das Protestnetzwerk unter dem Titel "Aquilombar" wurde von der Nationalen Koordinierung der Artikulation der ländlichen schwarzen Quilombola-Gemeinschaften (Conaq) organisiert und durchgeführt.

Am Nachmittag des Mittwoch nahmen mehr als 3.500 Tausend Quilombolas an einem Demonstrationszug durch den Eixo Monumental in Brasília zum Kongress teil, wo eine politische Kundgebung stattfand. "Wir fordern eine öffentliche Politik für unser Volk und protestieren gleichzeitig gegen die Verletzung von Rechten und den Abbau der öffentlichen Quilombola-Politik. Wir wollen die Aufmerksamkeit der Regierungen", sagte Arilson Ventura, einer der Koordinatoren von Cona, gegenüber der Zeitung Brasil de fato. Presseberichten zufolge war der Rasen vor dem Kongress mit Demonstrierenden aus ganz Brasilien gefüllt, die die Flaggen ihrer jeweiligen Gemeinden repräsentierten.

Neben der Demonstration galt das Treffen auch als Netzwerkforum mit einem allgemeinen Plenum mit Quilombolas aus dem ganzen Land. Zudem gab es zeitgleich im brasilianischen Nationalkongress eine öffentliche Anhörung unter Teilnahme von Quilombolas, um mit den Abgeordneten Themen wie Bildung, Landregularisierung, soziale Sicherheit und Arbeit, Rassismus und Gesundheit zu diskutieren. Zugleich wiesen die Quilombolas auf den in Brasilien noch immer anhaltenden strukturellen Rassismus gegen Schwarze und Quilombolas hin. "Der strukturelle Rassismus ist sehr groß und dieser hat den Fortschritt der Gemeinschaften behindert. Mit unserer heutigen Aktion wollen wir gegen all das protestieren", erklärte Arilson Ventura gegenüber Medien.

"Die Welt sieht uns nicht", so die Einschätzung anwesender Quilombolas. Eine Erhebung des brasilianischen Institituts für Statistik IBGE schätzt (auf der Grundlage der letzten Volkszählung von 2010), dass es 5.972 Quilombola-Gemeinschaften in 1.672 Gemeinden gibt, die in allen Biomen Brasiliens vertreten sind. In diesen Quilombola-Gemeinschaften leben 16 Millionen Menschen. 34 Jahre nach dem Inkrafttreten der brasilianischen Verfassung von 1988 sind noch immer 1.816 Legalisierungsverfahren für Quilombola-Gebiete auf Bundesebene anhängig. Die Nichtregierungsorganisation Terra de Direitos errechnete bereits 2019, dass die Umsetzung der per Verfassung vorgeschriebenen Landtitulierung aller Quilombola-Gebiete an die 1.000 Jahre dauern würde, wenn es in diesem Tempo weitergehe. Und unter der Regierung Bolsonaro sank die Zahl der Landtitulierungen bei Quilombola-Territorien auf nur vier Anerkennungen auf Bundesebene.
Das Treffen "Aquilombar" ist das zweite Mal, dass eine Quilombola-Mobilisierung dieser Größenordnung in Brasília stattfindet. Die letzte fand 1995 statt - drei Jahrhunderte nach dem Tod von Zumbi dos Palmares. Sechs Monate später wurde die Conaq gegründet.

// Christian Russau