Gegen das ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio: Offener Brief

<p><strong>Gegen das ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio: Offener Brief an die Gesellschaft über den Protest der BewohnerInnen von Santa Cruz vor dem Sitz von Umweltministerium und Umweltamt in Rio de Janeiro</strong></p><p> </p>
| von Christian Russau (Üb.)

“Não há utopia verdadeira fora da tensão entre a denúncia de um presente tornando-se cada vez mais intolerável e o anúncio de um futuro a ser criado, construído, política, estética e eticamente por nós, mulheres e homens” Paulo Freire

Warum halten wir das Protestcamp ab?

Wir, RepräsentantInnen der BewohnerInnen, FischerInnen, ArbeiterInnen, AktivistInnen, PolitikerInnen und AkademikerInnen, protestieren friedlich vor dem Umweltministerium und Umweltamt (SEA und INEA) von Rio de Janeiro mit dem Ziel, Antworten vom Umweltminister Carlos Minc bezüglich der Situation der EinwohnerInnen von Santa Cruz zu bekommen. Sie leiden wegen der Oktroyierung eines schädlichen Projekts, das ernste und unumkehrbare Wirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen hat: das Stahlwerk Thyssen Krupp Companhia Siderúrgica do Atlântico (TKCSA). Die Art und Weise, wie über das Stahlwerk TKCSA entschieden und es dann durchgesetzt wurde, hat die Mehrheit der betroffenen Menschen, vor allem diejenigen, die direkt am Rande des Stahlwerks leben, und tagtäglich unter der Luftverschmutzung leiden, von den Entscheidungen ausgeschlossen.

Wir lehnen die Erteilung der Genehmigung des zweiten Hochofens und die Zulassung der Betriebsgenehmigung im Gegenzug zu “sozialen” Projekten ab. Der sogenannte “Silberregen” aus Stahlwerkstaub, der täglich auf die AnwohnerInnen vom Stahlwerk niedergeht, ist kein Unfall, sondern besteht ständig und verschlimmert sich des Nachts noch, vor allem nachdem der zweite Hochofen in Betrieb genommen wurde. Wir lehnen ebenfalls die verantwortungslose, sich vermehrt anzeigende Bereitschaft zur Erlaubung eines dritten Hochofens ab, der die Produktivität verdoppeln soll, dies vor dem Hintergrund all der zahlreichen Unregelmäßigkeiten und Unfälle seitens des Konzerns, sowie der ernsten und zerstörerischen Wirkungen auf die Gesundheit und das Leben der Menschen. Das ist eine weitere willkürliche Entscheidung dieser Landesregierung.

Letztens prangern wir den Mangel an Verbindlichkeit gegenüber den Institutionen, den EinwohnerInnen, FischerInnen, ArbeiterInnen, und gar gegenüber den Gesetzen eines Rechtstaats seitens Herrn Carlos Minc an, der zum dritten Mal an der Öffentlichen Anhörung des Sonderaussschuss des Parlaments von Rio de Janeiro nicht teilgenommen hat. Darüber hinaus verlangen wir die Anwesenheit von Herrn Minc an der kommende Anhörung am Mittwoch, den 31.8, um sich vor der Bevölkerung zu erklären.
Wir betonen auch die Verantwortung des Umweltamts für die Sicherheit und physische Integrität der Menschen auf dem Protestcamp. Die EinwohnerInnen haben schon genug an den gesundheitlichen und Lebensschäden zu leiden, und müssen mindestens bei dem Protest geschützt werden. Wir sind eine selbstverwaltete Bewegung, die einen horizontalen, nicht-hierarchischen Dialog befürwortet, um eine Art von Politik aufzubauen, die die Menschen von Santa Cruz und die gesamte Bevölkerung von Rio mit einbezieht. Wir wollen eine demokratische Stadt, ohne diese aktuelle, unnachhaltige Entwicklungspolitik.


Was wollen wir?

1 – Wir wollen verhindern, dass TKCSA die definitive Betriebsgenehmigung bekommt, solange die sozialen und Umweltauswirkungen nicht ordnungsgemäß gemessen und vermindert wurden. Wir verlangen eine umfassende Entschädigung für die BewohnerInnen und FischerInnen!
2 – Wir verlangen, dass der Umweltminister, Herr Carlos Minc, der Aufforderung des Landesparlaments Alerj nachkomme und an der öffentlichen Anhörung der Sonderkommission teilnimmt. Wir verlangen, dass Herr Minc nach Santa Cruz kommt, um zuzuhören, und den EinwohnerInnen und FischerInnen, die unter den Tätigkeiten des Stahlkonzerns leiden, konkrete Antworten gibt!

Rio de Janeiro, Donnerstag, 26 August, 2011.