Das Wasserkraftwerk am Becken des Tapajós-Flusses und dessen Auswirkungen in der Region der BR-163

Das aktuelle regionale Streitthema ist neben dem Asphaltierungsvorhaben für die Landstraße BR-163, der Regierungsvorschlag zur Einrichtung eines Wasserwerkes am Becken des Tapajós-Flusses.
| von Adriene Coelho Ferreira, Allyne Mayumi Rodolfo, Ricardo Jerozolimski

Techniker sind schon in der Region, Politiker und lokale Unternehmer machen positive Lobbyarbeit und die Regierung betreibt Werbung dafür, dass die ersten Kraftwerke fertiggestellt worden seien und noch bis Ende 2010 auf den Markt gebracht werden könnten.

Während das Umweltministerium zu diesem Thema offiziell keine klare Stellungnahme abgibt, versuchen das Forum der sozialen Bewegungen der BR-163 und diverse andere Verbände mit Hilfe der gewonnenen Erfahrung der sozialen Bewegungen aus anderen brasilianischen Regionen, wo die Installation von Kraftwerken schwere soziale und ökologische Probleme hervorrief, ein Diskussionsklima über die realen Interessen und Motivationen dieses Vorschlags und dessen potenzielle Auswirkungen, zu schaffen.
Der Tapajós vernetzt die Anwohner indem er ihnen als Fahrweg dient, sein Hochwasser macht dessen umliegenden Gebiete fruchtbar und er leistet seit Jahrzehnten gegen den Abbau von unersetzbaren Mineralien Widerstand.
Der Fluss und seine Nebenärme sind nicht nur für seine Anwohner, sondern auch für die Aufrechterhaltung der Ökosysteme, deren Teil er ist, von großer Bedeutung.
In seiner Umgebung liegen insgesamt viele staatliche Umweltschutzgebiete.
Abgesehen von dem Nationalpark Amazoniens und der FLONA des Tapajós, die 1972 als Förderungsmaßnahme für den Schutz natürlicher Ressourcen gegründet wurden, sind in den 90-er Jahren vier weitere Schutzgebiete ins Leben gerufen worden.

Mit dem Beginn der Diskussionen um den Plano de Desenvolvimento Sustentável für die Einflussregion der BR-163 von Cuiabá bis Santarém, wurden 2006 sieben weitere dieser Zonen geschaffen, die zusammen mit den vorherigen einen großen Zusammenschluss geschützter Gebiete bilden sollen.

Jedoch ist diese wichtige Errungenschafft nun von dem Vorschlag zum Bau der Wasserkraftwerke bedroht. Wenn das ganze Energiepotenzial des Tapajós ausgeschöpft werden würde, dann würden mit den ersten fünf vorgesehenen Kraftwerken mindestens fünf der zu schützenden Gebiete tangiert werden. Dies entspricht 1318km² oder 47,7% des gesamten Überflutungsgebiet der Kraftwerke.  Des Weiteren wären zahlreiche indigene Gemeinschaften unmittelbar betroffen, indem diese nun teilweise überschwemmt wären oder sehr nahe an den Staudämmen liegen würden.

Während der jüngsten topografischen Aufnahmen, die in den Schutzgebieten der Region der BR-163 durchgeführt wurden, wurden beispielsweise viele Tier- und Pflanzenspezies entdeckt, die noch nicht wissenschaftlich erfasst worden sind. Viele durchgeführte Studien zeigen, dass die Gebiete verschiedene Fledermaus-, Säugetier- und Vogelspezies aufweisen, die es sonst auf keinem anderen Gebiet der Erde gibt.
Andere Datenerhebungen zeigen, dass c.a. sieben bedrohte Säugetier- und drei vom Aussterben bedrohte Primatenarten zu finden sind. Viele Fischarten wandern zu verschiedenen Jahreszeiten und benutzen die Hochwassergebiete des Waldes als Brutstätte für ihre Jungen. Das bedeutet, dass eine große Anzahl der Tiere gerade von den Gebieten abhängig ist, die für die Flutung vorgesehen wurden.
Die großen Vorhaben führen in die Gegenrichtung der Diskussionen um nachhaltige Entwicklung, denn sie zielen auf den Gewinn der großen Bauunternehmer und Minenbetreiber ab, die die hier produzierte Energie, die auf bezeichnende Weise die Biodiversität der Region beeinflusst, ausnutzen.

Der Mensch, besonders der, der Amazonien sein Zuhause nennt, ist abhängig vom natürlichen Gleichgewicht, und das ist, wie wir alle wissen, besonders in Amazonien sehr zerbrechlich.