Proteste gegen Massenzwangsräumungen des Pinheirinho in São Paulo
Auch in Berlin versammelten sich ca. 40 Brasilianer, um gegen  die Regierung Geraldo Alckmin von der rechts-sozialdemokratischen Partei  PSDB im Bundesstaat São Paulo zu demonstrieren und Solidarität mit den  Bewohnern des Pinheirinho zu signalisieren. Vor dem Gebäude der  brasilianischen Botschaft skandierten die Protestierenden "Rettet das  Pinheirinho!" und forderten ein sofortiges Ende der Polizeigewalt. Ein  Brasilianer erklärte im Gespräch mit KoBra - Kooperation Brasilien, dass Menschenrechte  in Brasilien nicht respektiert würden. Ein anderer erklärte den  Gouverneur São Paulos, Geraldo Alckmin, zum "Mörder", ein weiterer  sandte dem "Faschisten-Bundesstaat São Paulo" Grüße zum Geburtstag.
Während  die PSDB-Regierung in São Paulo das Vorgehen verteidigte, zeigte sich  die brasilianische Bundesregierung entsetzt. Brasília hatte lange auf  den Verhandlungsweg  gesetzt, doch die Landesregierung von São Paulo zog den bewaffneten  Einsatz der Militärpolizei zur "Freimachung des Geländes" der  Verhandlungslösung vor. Auch ein gerichtlich angeordneter Räumungsstopp  bewog den Kommandanten der Militärpolizei vor Ort nicht, von der  Zwangsräumung zunächst Abstand zu nehmen. Bei der Polizeiaktion am  Sonntag war es zu mehreren Verletzten gekommen, darunter auch Frauen und  Kinder. Berichte über mögliche Todesfälle kursierten über die sozialen  Medien, wurden aber bislang nicht von offizieller Seite bestätigt.
Beim  Pinheirinho handelt es sich um ein eine Million Quadratmeter großes  Gebiet mit Wohnhäusern und Geschäften. Das Gelände war vor knapp acht  Jahren von den Familien besetzt worden, nachdem der Besitzer, Naji  Nahas, mit Spekulationen und krummen Geschäften in die Schlagzeilen und  vor Gericht gekommen war. Nahas Verurteilung steht mittlerweile noch  aus. Mit der Polizeiaktion vom Sonntag hat ihm die Landesregierung von  São Paulo wieder den Anspruch auf sein Land zurückgegeben.  Medienberichten zufolge fanden einige der aus dem Pinheirinho  vertriebenen Familien derweil provisorischen Unterschlupf in  Kirchgebäuden.
