“Wir haben Manoel nach Hause geholt.”

Eine Reportage von Sara Fremberg über das Kulturzentrum Centro Cultural Manoel Lisboa in Recife, Pernambuco.
| von Blog Memória e Verdade
“Wir haben Manoel nach Hause geholt.”
Photo: Sara Fremberg

Das kleine rot-weiße Häuschen auf der Rua Carneiro Vinela wirkt im Hochhäusermeer der Millionenstadt Recife ungewohnt idyllisch. Während sich in 50 Metern Entfernung hupende Autos auf der mehrspurigen Rua Conselheiro Portela stauen, ist hier nichts zu hören außer Vogelgezwitscher. Edival Nunes Cajá, der Direktor des Kulturzentrums Manoel Lisboa (Centro Cultural Manoel Lisboa), empfängt mich an der Gartenpforte und führt mich durch den kleinen gepflegten Vorgarten ins Haus.
Die Wände des zweistöckigen Hauses sind mit Fotos und Bildern zugehängt. Neben einer Fotoausstellung zu Che Guevara sind riesige Ölgemälde mit den Anführern des kommunistischen Widerstands in Brasilien platziert. Plakate fordern Aufklärung und Aufarbeitung der Diktaturverbrechen. Und überall dazwischen hängen, sorgfältig verschachtelt, Obduktions- und Polizeifotos ermordeter Widerstandskämpfer. Die Folterspuren sind oft noch deutlich zu erkennen. „Es sind die letzten Fotos, die wir von ihnen haben“, sagt Cajá sanft, während er mich von Bild zu Bild führt. Der 63jährige Soziologe war in den 70er Jahren einer der wichtigsten Führer der pernambucanischen Studentenbewegung und wurde von den Militärs inhaftiert und schwer gefoltert.
Wir führen das Interview in einem der drei winzigen Räumen im Erdgeschoss. Auf sechs Quadratmetern, zwischen Bücherregalen und Archivschränken, beginnt Cajá zu erzählen. Das Kulturzentrum Manoel Lisboa ist 1995 von ihm und anderen ehemaligen Widerstandskämpfern gegründet worden, um die Wahrheit über die Verbrechen der Militärs an die Öffentlichkeit zu bringen und das Andenken an ermordete und „verschwundene“ Freunde und Kameraden zu bewahren. Wichtiger Teil dieser Arbeit war und ist die Lokalisierung der sterblichen Überreste von „Verschwundenen“ und ihr Begräbnis. Dies gelang ihnen erstmals mit der Rückführung des toten Manoel Lisboa. [weiterlesen auf dem Blog memória e verdade...]