Bericht zum europäischen Waldtreffen

Einmal im Jahr treffen sich die europäischen Waldaktivisten, um gemeinsam alte Kampagnen zu besprechen und neue zu planen. Dieses Jahr fand das Treffen vom 22. bis 24. April im Osten der Slowakei statt.
| von Keno Tönjes (KoBra)

Etwas über 30 Teilnehmer von den wichtigsten großen und kleinen Organisationen haben den langen Weg in das entlegene Wäldchen am Dreiländereck Polen/Ukraine/Slowakei nicht gescheut.

Ein wichtiger Themenkomplex war ein Rückblick auf die Geschichte dieser Treffen. Startpunkt war im Jahre 1987 ein Hilferuf der Penang auf Borneo, der im folgenden Jahr zu einem ersten Koordinations-Treffen in Amsterdam und zur ersten Europa-weit koordinierten Regenwaldkampagne gegen Japans Holzeinschlag auf Borneo führte. Die Treffen fanden zweimal im Jahr an Wochenenden statt und bekamen 1990 den Namen „Treffen der Europäischen Regenwaldbewegung“ (ERM meeting), in Anlehnung an die bereits existierende „Weltregenwaldbewegung“ (World Rainforest Movement, WRM). Im Jahr des Erdgipfels in Rio, 1992, kam auch die Abholzung in den nordischen Wäldern in die internationale Diskussion und wurde Teil von Waldkampagnen. Das Taiga Rescue Network wurde in Schweden gegründet und seine jährlichen Treffen finden seitdem traditionell zusammen mit den Regenwaldschützern statt. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Treffen 1994 in „Treffen der Europäischen Waldbewegung“ (Forest Movement Europe, FME) umbenannte und diesen Namen bis heute behalten hat. Der Ruf nach einer besseren Organisation der europäischen Waldschutzkampagnen wurde durch die Gründung von FERN im Jahre 1995 unter der Leitung von Saskia Ozinga beantwortet. Seitdem finden die Treffen jährlich bei einem der Mitglieder statt, sie sind offen für alle Umweltverbände, und die Einladung und Tagesordnung wird von FERN erstellt.
Etwa die Hälfte der Teilnehmer befürwortet eine weitere Formalisierung der Struktur und will eine gemeinsame Erklärung , die jeder Teilnehmer unterschreiben muss; andere halten das für zu starr und Zeitverschwendung. Weiter wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen bisherige Kampagnen besprochen und bewertet. Verbraucherkampagnen wie der Tropenholzboykott wurden zwar als erfolgreich in der Öffentlichkeitsarbeit (nachhaltige Waldnutzung und Indigenenrechte auf der internationalen Agenda), aber uneffektiv gegen die Entwaldung gesehen. Kein zwischenstaatlicher Prozess hat bisher sichtbare Ergebnisse gebracht, dies wird sich bei den derzeitigen schlechten politischen Verhältnissen auch nicht ändern. Eine weitergehende Zukunftsdiskussion fand dann leider nicht mehr statt.
Weitere Schwerpunktthemen auf dem Treffen waren der erfolgreiche Start der Europa-weiten Paper-Vision-Kampagne zur nachhaltigen Nutzung von Papier (inklusive Papierverbrauchsreduktion), die verschiedenen regionalen FLEG-Prozesse zur Bekämpfung illegalen Holzhandels sowie, als kontrovers diskutiertes Thema, die Zukunft des FSC-Holzzertifikates.
Alles in allem wurden auf diesem Treffen entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt, die schon bis Ende diesen Jahres sichtbar werden sollten. Und dass sich die führenden Leute der europäischen Waldschutzbewegung einmal persönlich bei Bier und Waldexkursion getroffen haben, statt nur über Email zu kommunizieren, war sicherlich auch ein wesentlicher Teil des Erfolgs dieses FME Treffens.