Vollversammlung Aty Guasu der Guarani Kaiowá fordert "humanitäre Barrieren" gegen menschenrechtsverletzende Agrarprodukte

Die Vollversammlung Aty Guasu der Guarani Kaiowá forderte in ihrer Abschlusserklärung vom 31. Mai dieses Jahres die EU auf, analog zu phytosanitären Handelsbarrieren auch "humanitäre" Barrieren als Mittel gegen EU-Importe von brasilianischen Agrarprodukten aus menschenrechtsverletzenden Produktionsbedingungen einzuführen.
| von Christian Russau
Vollversammlung Aty Guasu der Guarani Kaiowá fordert "humanitäre Barrieren" gegen menschenrechtsverletzende Agrarprodukte
Foto: CIMI / Tiago Motto

"Es ist nichts Neues, aber vielleicht wird der Karai (Weiße) diesmal einsehen, dass sein Entwicklungsmodell geändert werden muss und ein neues Modell geschaffen werden muss, das das Leben Vieler statt nur den Gewinn einiger Weniger wertschätzt", heisst es in der Erklärung, die auf der Webseite des Indigenenmissionsrates CIMI veröffentlicht wurde.
In der Erklärung heisst es weiter: "Wir laden alle Partner, vom Land und aus der Stadt, ein, gemeinsam mit den Guarani Kaiowá gegen dieses unterdrückerische Modell zu kämpfen, und wir verpflichten uns, unsere Landbesetzungen fortzusetzen und dass wir unser eigenes Leben weiter in vorderster Front einsetzen werden, damit unsere Ländereien unserem Volk wiedergegeben werden, dass das Agrobusiness niedergeworfen werde, damit das Leben unseres Volkes und aller anderen Völker endlich respektiert werde."
Der Offene Brief der Guarani Kaiwá fordert des Weiteren, die Demarkation und Homologation allen den Guarani Kaiowá zustehenden Landes. "Wir schicken diesen Brief auch ins Ausland, an das Europaparlament, an die Vereinten Nationen und an den Inter-Amerikanischen Gerichtshof, um diese aufzufordern, dass sie sich weiter dafür einsetzen, von Brasilien die Einhaltung der Verfassung zu gewährleisten und unsere Territorien zu demarkieren. So wie sanitäre Handelsbarrieren in Kraft sind, um gesundheitliche Probleme [bei Handelswaren] zwischen Amerika und Europazu zu verhindern, fordern wir die Europäer auf, "humanitäre Barrieren" zu errichten, damit diese dazu beitragen, den Druck auf Firmen zu erhöhen, damit diese keine Produkte (Vieh, Saatgut, Zuckerrohr etc ) von Produzenten kaufen, die unser Land landwirtschaftlich nutzen und die dadurch die Ermordung unserer Anführer und den Genozid am Volk der Guarani Kaiwá vorantreiben. Wir erinnern daran, dass in den vergangenen Jahren 390 Guarani Kaiowa ermordet wurden, mehr als 16 wichtige Anführer unseres Volkes, und es gab mehr als 33 paramilitärische Angriffe seitens der Fazendeiros".
"Wir akzeptieren keinen Vorschlag zum Kauf unseres Landes. Das Land ist keine Ware, das kauft man nicht und das verkauft man nicht."
Die Erklärung der Vollversammlung Aty Guasu der Guarani Kaiowá forderte zudem ein Ende der anstehenden Gesetzesinitiativen, die die Demarkation indigener Länder erschweren bis hin zu rückgängig machen soll.

Vergleichbare Protestaktionen hatten Vertreter mehrerer indigener Völker bereits im Juli und August vergangenen Jahres vor den Botschaften von Deutschland, Portugal, Russland, der USA, den Niederlanden, Kanadas, Frankreichs und Chinas durchgeführt.