Prozess gegen die Mörder von Dorothy Stang wird neu aufgerollt

Der Gerichtshof von Pará entschied am 7. April, den Prozess gegen die Mörder von Dorothy Stang neu aufzurollen. Dem Landbesitzer Vitalmiro Bastos de Moura (O Bida) und dem Pistoleiro Rayfran das Neves (O Fogoió) sollen erneut der Prozess gemacht werden. Der Termin für die Wiederaufnahme der Prozesse steht noch nicht fest; man hofft darauf, dass dies in der zweiten Jahreshälfte 2009 geschieht. Die Neuauflage des Prozesses gegen Bastos und Neves löste Erleichterung bei Menschenrechtsorganisationen aus.
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Zur Übersicht: Beteiligte am Mord an Dorothy Stang:
•    Vitalmiro Bastos de Moura (O Bida): Auftraggeber; nach Verurteilung zu 30 Jahren Haft nach Berufung wieder freigesprochen, Prozess wird gerade wieder aufgenommen.
•    Regivaldo Pereira Galvão (O Taradão): Auftraggeber; Galvão musste sich bislang überhaupt nicht vor Gericht verantworten.
•    Amair Feijóli da Cunha (O Tato): Mittelsmann; verbüßt eine Strafe von 18 Jahren für die Vermittlung zwischen Bastos und dem Pistoleiro Rayfran das Neves.
•    Rayfran das Neves Sales (O Fogoió): Auftragsmörder; verbüßt eine Strafe von 27 Jahren für die Tat, Prozess wird derzeit wegen erschwerender Bedingungen neu aufgerollt.
•    Clodoaldo Batista (O Eduardo): Begleitete den Auftragsmörder; verbüßt eine Strafe von 17 Jahren.

Im Mai 2008 war das Urteil gegen Bastos nach Berufung aufgehoben worden, und seither lebte dieser wieder in Freiheit. Menschenrechtsorganisationen hatten die Entscheidung im Mai 2008 als Farce verurteilt und sich in einem offenen Brief an die Regierung gewandt. Denn als Beweismaterial für den Freispruch hatte ein Video herhalten müssen, in dem der Mittelsmann des Mordes, der Fazendeiro Amair Feijóli da Cunha, beteuerte, nicht im Auftrag von Bastos gehandelt zu haben. Einiges wies darauf hin, dass es sich bei der Aufnahme um eine Inszenierung handelt. So tauchte das Video erst 2008 auf, obwohl es bereits 2006 gedreht worden sein soll. Das Geständnis nimmt in dem Film ein nicht befugter Rechtsanwalt auf. Und die Ehefrau des „geständigen“ Feijóli erhielt 100.000 R$ von Bastos. Eine frühere Aufnahme eines Gesprächs der beiden Pistoleiros dokumentiert zudem, dass diesen Geld angeboten wurde, damit sie ihre Aussagen zurück ziehen. Der Fall wird nun aufgrund dieser Ungereimtheiten neu verhandelt. Am Tag nach der Entscheidung des Gerichts wurde Bastos festgenommen und nach Altamira gebracht.

Der Pistoleiro das Neves war im Dezember 2005 zu 27 Jahren Gefängnis verurteilt worden und befindet sich in einer Strafanstalt bei Belém. Nach neueren Erkenntnissen kommt nun erschwerend hinzu, dass er für den Mord an der Ordensschwester eine Zahlung von 50.000 R$ erhalten hat. Diese stammte nach Angaben des Pistoleiros von Bastos und seinem Komplizen Pereira.