Neue Fiocruz-Studie: Quecksilber bedroht die Gesundheit der Munduruku

Ende September hielten die Munduruku in der Terra Indígena Sawré Myubu im Bundesstaat Pará eine Versammlung ab, auf der auch Forscher:innen der staatlichen Gesundheitsbehörde Fiocruz anwesend waren und die die Auswertung der Ergebnisse der 2019 durchgeführten Untersuchung der Quecksilberkontamination der Munduruku-Bevölkerung erstmals den Betroffenen vorstellten. Die Ergebnisse sind schockierend.
| von Christian.russau@fdcl.org
Neue Fiocruz-Studie: Quecksilber bedroht die Gesundheit der Munduruku
Amazoniens Flüsse: starke Quecksilberbelastung durch Goldschürferei. Foto: christian russau [Symbolbild]

In der vorletzten Septemberwoche legte das Forscher:innenteam der Oswaldo-Cruz-Stiftung (Fiocruz) unter der Leitung des Forschers Paulo Basta die Ergebnisse einer 2019 durchgeführten Untersuchung über die Quecksilberkontamination der Munduruku-Bevölkerung vor. Die Untersuchung geht auf eine Anfrage der Munduruku selbst zurück, die in einem Brief an die Wissenschaftler bereits Jahre zuvor selbst darum gebeten hatten, dass angesichts der rasanten Zunahme der illegalen Goldschürferei durch den sogenannten Garimpo eine Untersuchung ihrer Quecksilberkontamination vorgenommen werde. Die Untersuchng wurde mit Haarproben von 197 Personen unterschiedlichen Alters durchgeführt, die in den Gemeinden Sawré Muybu, Sawré Aboy und Poxo Muybu leben.

Die Studienteilnehmenden lebten in 35 Häusern in den drei Dörfern, und 91,4 % gaben an, Wasser aus Flüssen und Bächen zu trinken. Die Ergebnisse der Studie waren erschreckend: Bei 57,9 % lag die Quecksilberbelastung über 6 Mikrogramm. Das bedeutet, dass 57,9 Prozent der Befragten Quecksilberwerte in ihrem Körper aufwiesen, die über den von verschiedenen internationalen Gesundheitsbehörden, wie der United States Environmental Protection Agency, festgelegten oberen Sicherheitsgrenzen lagen. Dies berichtet das Infoportal Sumauma. Das Infoportal erklärt, dass in den Flüssen wie dem Jamanxim eine der wichtigsten Formen von Quecksilber das Monomethylquecksilber (MeHg) sei, das aufgrund seiner Fähigkeit, biologische Membranen zu durchdringen und das zentrale Nervensystem zu erreichen, die bei weitem giftigste aller Quecksilberverbindungen ist. Selbst eine längere Exposition gegenüber niedrigen MeHg-Konzentrationen kann neben anderen schwerwiegenden Folgen eine Veränderung des genetischen Materials verursachen. Mit anderen Worten: die Hauptleidtragenden sind die Kinder.

Die Ergebnisse der Forscher:innen zeigen: Je näher man den illegalen Abbaugebieten kommt, desto höher werden die nachweisbaren Kontaminationen der betroffenen Personen. In der Gemeinde Sawré Aboy am Jamanxim-Fluss, einer der am stärksten vom illegalen Bergbau betroffenen Gemeinden, liegt die durchschnittliche Quecksilberkonzentration bei 12-jährigen Kindern bei 11 Mikrogramm pro Gramm, ein Wert, der als extrem hoch gilt und in den Prüfungsergebnissen mit dem Satz, wie es Sumauma berichtet, zusammengefasst wird: "Ihr Risiko, krank zu werden, ist sehr hoch".

Eine weitere Studie, die von den Forscher:innen unter der Leitung des Forschers Rogério de Oliveira von der Universität São Paulo (USP) durchgeführt wurde, bestätigte die medizinischen Auswirkungen bei den Betroffenen: Diese Untersuchung mit 111 Personen ergab, dass zwei von ihnen mit Monomethylquecksilberwerten (MeHg) von 11,68 und 15,68 Mikrogramm pro Gramm eine beeinträchtigte motorische Koordination aufwiesen. Bei anderen, die einer Monomethylquecksilberbelastung von mehr als 10 Mikrogramm pro Gramm ausgesetzt waren, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie kognitive Defizite und Fehler in Tests zur Sprachflüssigkeit aufwiesen, etwa doppelt so hoch. Die Verschlechterung der motorischen und kognitiven Funktionen deutet auf eine Neurotoxizität infolge der chronischen Exposition gegenüber der toxischen Substanz hin, so das Portal Sumauma.

Die Wissenschaftler:innen gaben sofortige Empfehlungen: 1) sofortige Einstellung der illegalen Bergbauaktivitäten und Beendigung des Eindringens in traditionelles und geschütztes Amazonasgebiet; 2) Ausarbeitung eines nationalen Plans zur Beendigung der Verwendung von Quecksilber im Kleinbergbau; 3) Ausarbeitung eines Risikomanagementplans für Bevölkerungsgruppen, die chronisch Quecksilber ausgesetzt sind.

Der ganze Bericht in Form einer erschütternden Reportage ist in voller Länger bei Sumauma zu lesen:
https://sumauma.com/ao-amamentar-maes-munduruku-podem-envenenar-seus-filhos-com-mercurio/


// Christian Russau