Nationalpark Iguaçu von Staudammvorhaben bedroht

Nach Angaben von verschiedenen Umweltorganisationen bedroht ein Staudammvorhaben den Nationalpark Iguaçu.
| von Uta Grunert

Die Wasserfälle gehören zum Weltnaturerbe der Menschheit und sind eine bekannte Touristenattraktion. Der Nationalpark ist daher der meist besuchte Brasiliens. Dessen ungeachtet will die brasilianische Regierung auch hier ein Staudammvorhaben verwirklichen.
Jeder Nationalpark ist in mehrere Schutzzonen gegliedert: In der Mitte befindet sich die Kernzone, die von einer Pufferzone umgeben ist. Diese muss eine bestimmte Größe haben, um störende Einflüsse von der Kernzone abhalten zu können. 2011 wurde der Radius der Pufferzone des Iguaçu-Nationalparks von zehn Kilometern auf 500 Meter reduziert. Kürzlich wurde nun der Bau des Wasserkraftkomplexes Baixo Iguaçu genehmigt, was direkte Auswirkungen auf den Fluss hat.
Mit der Gesetzesvorlage PL 7.123/2010 ist in dem Bauvorhaben einer Zufahrtstraße für die Baustelle vorgesehen, die eines der letzten geschlossenen Waldgebiete des atlantischen Regenwalds Mata Atlântica in der Mitte durchschneiden würde. Aus einem polizeilichen Gutachten für Umweltministerin Teixeira geht hervor, dass mit der Wiedereröffnung der 18 km langen Estrada do Colono auch eine Wiederbelebung des Drogen- und Waffenhandels  an den Grenzen zu Argentinien befürchtet wird. Die in der Renaturierung begriffene alte Straße aus dem Jahr 2001 würde in neu-ausgebauter Form die Grenzkonflikte zu den Nachbarländern verschärfen, so die Einschätzung der Polizei.
Für den Straßenbau ist eine weitere Lockerung des Gesetzesrahmens für nationale Schutzgebiete (SNCU/Sistema nacional de unidades de conservaçao nacionais) vorgesehen, was auch andere Schutzgebiete betreffen wird. Malu Ribeiro, die Koordinatorin des Projekts SOS Mata Atlântica betont daher, dass sich der Protest der Umweltschützer_innen im Nationalpark Iguaçu auch gegen die großen Rückschritte in der Umweltgesetzgebung Brasiliens wende. Brasilien müsse mit seinen nationalen Schutzgebieten achtsamer umgehen, die derzeitige und zukünftige Bevölkerung habe ein Anrecht auf dieses Erbe.
Ende Juni haben Umweltorganisationen und soziale Bewegungen daher zu Demonstrationen aufgerufen, um für den Nationalpark zu kämpfen. Unter anderen haben sich die NROs Mata Atlântica (RMA), Fudaçao SOS Mata Atlântica, ISA (Instituto Socioambiental), Associaçao de Defesa e Educaçao Ambiental de Foz do Iguaçu (ADEAFI) an den Protesten beteiligt.
Die Organisationen beklagen, dass Schutzgebieten in Brasilien nicht die nötige Priorität eingeräumt wird, sei es im Flächennaturschutz oder in Gebieten, die von Indigenen oder von Quilombola-Gemeinschaften beansprucht werden. Die verfügbaren Daten belegen, dass keine dieser Kategorien für effektiven Schutz steht, wenn sich wirtschaftliche Interessen einmischen. Im Fall der Weltnaturerbe der Menschheit wird außerdem eine mangelnde Investitionspolitik beklagt. Der Staat verschenke wichtige Einnahmequellen durch den Tourismus. Von 69 Nationalparks seien nur 26 für Besucher zugänglich und lediglich 18 seinen mit der nötigen Infrastruktur für Tourismus ausgestattet.