Münchener Rück in der Kritik: Brumadinho und Euklapytus-Plantagen in Brasilien

Die Campanha Permanente contra os Agrotóxicos e pela Vida, GegenStrömung und Kritische Aktionär*innen haben auf der Hauptversammlung der Münchener Rückversicherungsgesellschaft am 30.4. in München scharfe Kritik an dem weltgrößten Rückversicherer geäußert.
| von KoBra
Münchener Rück in der Kritik: Brumadinho und Euklapytus-Plantagen in Brasilien
Alan Tygel auf der Hauptversammlung der Münchener Rück. Foto: Kritische Aktionäre

KoBra dokumentiert die Redebeiträge von Alan Tygel (Campanha Permanenen contra os Agrotóxicos e pela Vida und Christian Russau (GegenStrömung/Kritische Aktionäre) auf der Hauptversammlung der Münchener Rück.

„Können Sie zusichern, dass es keine Sklavenarbeit auf Plantagen aus Ihrem Portfolio gibt?“: Rede von Alan Tygel

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Alan Tygel und ich komme aus Brasilien. Ich bin Mitglied der brasilianischen Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben.

Sie werden sich fragen: Was hat eine Rückversicherung mit Agrargiften und Pestziden zu tun?

Leider sehr viel.

Die Munich RE hat Anteile an mehreren Firmen und Fonds, die in Ländern wie Brasilien Eukalyptusplantagen haben. Diese Plantagen nennen Sie Forste, wir nennen sie grüne Wüsten. Warum?

In einer Eukalyptusplantage, wie es sie in Brasilien in zunehmenden Maßen zu Hauf gibt, überlebt nichts außer den Bäumen selbst. Wenn dort eine andere Pflanze wächst, dann wird sie mit giftigen Herbiziden vernichtet. Wenn eine tierische Spezies sich der Plantage annähert, dann wird sie mit giftigen Insektiziden vernichtet.

Die Munich Re hat einen Anteil in Höhe von 43,47 Prozent an der RMS Forest Growth International, die ihren Sitz auf dem Steuerfluchtparadies Cayman Inseln hat. Diese Firma hat in Brasilien eine Tochterfirma, die RMS do Brasil Administração de Florestas Ltda., die ihren Sitz in Curitiba hat und die in Brasilien über genau solche Plantagen grüner Wüsten verfügt, sowohl eigene als auch welche, die sie für Dritte verwaltet.

Ich frage Sie:

  • Im Jahresbericht 2018 von RMS steht, dass Ihre Firma dort die Gifte Scout (Inhaltsstoff Glufosinat) und Chopper (Inhaltsstoff Imazapir) versprüht. Beide Pestizide werden von BASF produziert. Beide Wirkstoffe sind in Brasilien erlaubt, sind aber in Europa verboten. Ihre Firma RMS erklärt in besagtem Bericht zudem, dass RMS beim Label FSC eine Ausnahmeregel beantragt hat für die Verwendung von Fipronil und Sulfuramid, beides hochgiftige Wirkstoffe. Und: auch diese beiden Wirkstoffe sind in der EU nicht zugelassen. Finde Sie das ethisch, in anderen Ländern Gifte zu versprühen, die von den zuständigen Behörden Ihres Landes (Deutschland und der EU) verboten wurden, eben weil sie zu gefährlich sind für die menschliche Gesundheit und die Umwelt?
  • Der gleich Jahresbericht erklärt auf Seite 17, dass die leeren Agrogiftbehälter nach der Nutzung drei Mal ausgespült werden, bevor sie zurückgegeben werden. Bitte beschreiben Sie mir genau, wie und wo wird dieses mit Agrargiften durchsetzte Abwasser behandelt und entsorgt?
  • Auf Seite 18 beschreibt RMS die Liste der von RMS bekämpften tierischen Schädlinge, darunter befindet sich auch der „macaco prego“, eine in Südamerika beheimatete Affenart: der gehaubte Kapuziner. Ein kleines Äffchen. Aber in dem Bericht wird nicht ausgeführt, wie dieses Äffchen in Schach gehalten wird. Bitte erläutern Sie mir, hier und heute, wie und mit welchen Mitteln Ihre Firma RMS auf Ihren Eukalyptusplantagen gegen das kleine Äffchen vorgeht?

Brasilien ist bis heute das einzige Land weltweit, dass den Anbau von gentechnisch verändertem Eukalyptus erlaubt hat. Obwohl es dafür noch gar keine Langzeitstudien gibt, weder über die Gefahren gentechnisch veränderter Kontaminationen, noch über die Auswirkungen auf biologischen Honig der entsprechenden Regionen, die davon brutal betroffen sein werden. Hinzu kommt, dass der transgene Eukalyptus noch viel mehr Wasser verbraucht als die konventionellen Arten dies ohnehin schon tun. Und dies in einem Land wie Brasilien, wo wir mit steigendem Raubbau an der Natur und sich zuspitzendem Klimawandel immer mehr massive Dürren durchleiden.

Wir wollen von Ihnen eine klare Aussage: : die „Firmen und Fonds der grünen Wüsten“, an denen Ihr Unternehmen Anteile hält, baut transgenen Eukalyptus an oder plant dies? Selbst wenn da noch nichts sicher zertifiziert wurde?

Die Probleme mit Eukalyptusplantagen beschränken sich aber nicht nur auf den massiven Pestizideinsatz oder den transgenen Eukalyptus.

Über dem ganzen Sektor des Anbaus von Eukalyptus und Pinien schwebt ein sehr dunkles Kapitel brasilianischer Realität: Sklavenarbeit. Der letzte Bericht über Sklavenarbeit in Brasilien vom 10. April 2018 erwähnt allein für den Sektor Eukalyptus und Pinien elf Fälle von dokumentierter und staatlich aufgedeckter Sklavenarbeit.

Kann die Munich RE schriftlich, transparent und nachvollziehbar BEWEISEN, unter Offenlegung aller Dokumente, dass es auf keiner der Plantagen, an denen die Munich RE Anteile in Brasilien hält, zu sklavenarbeitsähnlichen Zwangsverhältnissen gekommen ist?

Ich muss dies deshalb so direkt fragen, weil Sklavenarbeit in Brasilien ein nach wie vor erschreckend aktuelles Thema ist: Die Sklaverei wurde in Brasilien 1888 abgeschafft. Aber noch immer gibt es Fälle von Sklavenarbeit oder sklavenarbeitsähnlichen Verhältnissen. Der Walk Free Foundation zufolge sollen das in Brasilien im Jahr 2014 155.000 Menschen gewesen sein. Einer repräsentativen Umfrage zufolge erklären 70 Prozent der BrasilianerInnen, sie wüssten, dass es in Brasilien Sklavenarbeit gibt.

Ein weiteres sehr schwerwiegendes Problem ist: Brasilien hat die weltweit ungerechteste Landverteilung. Laut dem letzten Agrarzensus von 2017 besitzen 1 Prozent der Landbesitzer 47,5% der Ländereien Brasiliens. Und noch dramatischer: im Vergleich zum Zensus 10 Jahre zuvor sind diese Zahlen weiter angestiegen.

Das bedeutet, dass die großen Firmen de facto den Kleinbauern weiterhin ihr Land wegnehmen, um dort Commodities für den Weltmarkt zu produzieren. Dies zum Beispiel ist im Jahr 1998 passiert, als die Firma Comfloresta, heute Eigentum Ihrer Tochterfirma RMS, Kleinbauern von ihren Ländereien in São Francisco do Sul, Santa Catarina, vertrieben hat.

Im Jahr 2009 hat eine Gruppe von 36 Familien, die über kein Land zum Überleben verfügten, ein Gebiet der gleichen Firma, Comfloresta, dieses Mal in Tijuca do Sul, Paraná, besetzt, um dort Lebensmittel zu produzieren. Nach zwei Monaten wurden die Familien vertrieben.

Was ist die Position der Munich RE in Bezug auf Landkonflikte, die herrühren aus der Landnutzung im Sinne einer Gewinnmaximierung statt einer Landnutzung im Sinne der Produktuon von Grundnahrungsmittel?

Ich frage das deshalb, weil Ihre Tochterfirma RMS über die „Sicherheit des Eigentums“ Eukalyptusplantagen stolz schreibt: Der Zutritt von unbefugten Personen mit illegalen Absichten („Eindringen, Jagd, Fischerei oder Aneignung und Zerstörung unseres Eigentums“) wird über ein „Sicherheitssystem“ geregelt. Wer Brasilien kennt, versteht genau, was damit gemeint ist: Arme Leute und Kleinbauern aus der Umgebung, die zur Sicherung ihres Lebensunterhalts Fischen und Jagen und Brennholz suchen gehen, sollen mit Gewalt vom Territorium Ihrer Firma ferngehalten werden. Ich muss Sie fragen: Können Sie kategorisch ausschließen, dass Ihre Sicherheitskräfte bewaffnet sind? Kam es in der Vergangenheit zu Vorfällen? Wenn ja, welche?

Zum Schluss, eine letzte Frage:

Die Munich RE besitzt 39,08% der Anteile des Fonds FIA Timber Partners II LP. FIA hat auch Eukalyptus- und Pinienplantagen in Brasilien, in den Bundesstaaten Mato Grosso do Sul, Bahia und Paraná. Nun gibt es mehrere Fonds der Firma FIA. Zumindest einer der Fonds von FIA Timber hat unlängst den Phaunos Timber Fonds aufgekauft, der seine grünen Wüsten der Eukalyptus- und Pinienplantagen an die Stahlwerke zur Verfeuerung anbietet, alles mit einem verlogenen „grünen Mäntelchen“. Können Sie das kategorisch ausschließen, dass Ihr Fondsanteil an FIA nicht den Phaunos Timer Anteil umfasst? Es geht dabei nicht nur um das verlogene grüne Mäntelchen der Baumrohstoffe für die Stahlindustrie, sondern eben auch um das Verfeuern des Eukalyptus in den Holzköhlereien Brasiliens, die, wie Sie hoffentlich wissen, die Ranglisten der Sklavenarbeit in Brasilien ebenfalls anführen. Ich möchte von Ihnen hier und jetzt ein klares Dementi hören!

Meine sehr verehrten Damen und Herren: die Monokulturen von Pinien und Eukalyptus produzieren Umwelt- und soziales Elend in Brasilien und in vielen anderen Ländern des Globalen Südens. Seien Sie versichert, dass diese Form der individuellen Gewinnmaximierung keine Zukunft hat, weil die davon in Mitleidenschaft gezogene Gesellschaft früher als Sie denken Sie dazu zur Rechenschaft ziehen wird.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

[Übersetzung: Christian Russau]

„Die Münchener Rück darf „Upstream“-Dämme explizit nicht mehr versichern!“: Rede von Christian Russau

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Christian Russau, ich bin von der Initiative GegenStrömung und vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Gehen wir gleich in medias res. Im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais ist am 25. Januar dieses Jahres in der Nähe der Kleinstadt Brumadinho, rund 25 Kilometer südwestlich des Landeshauptstadt Belo Horizonte, ein Damm eines Rückhaltebeckens für die Erzschlammreste der Mine Córrego do Feijão gebrochen. Rund 300 Menschen starben, so genau weiß das niemand bis heute, denn noch immer werden Menschen vermisst. Die Betreiberfirma von Mine und Rückhaltebecken, die brasilianische Bergbaufirma Vale, erklärte, in dem gebrochenen Becken hätten sich 11,7 Millionen Kubikmeter Erzschlammreste befunden. Nachdem der Damm des ersten Rückhaltebeckens gebrochen war, flutete der Erzschlamm das nächstgelegene Rückhaltebecken und überflutete dieses. Der sich ins Tal ergießende Schlammtsunami hatte unter anderem eine Betriebskantine mit sich gerissen, in der gerade viele Arbeiter*innen zu Mittag aßen, Busse, in denen Arbeiter saßen, die von oder zur Betriebsschicht fuhren, mindestens ein Dorf wurde zerstört und auf hunderten Kilometern ist der vom Schlamm geflutete Fluss Paraopeba biologisch tot.

Das Alles erinnert leider viel zu sehr an den Dammbruch von Mariana, des Rückhaltebeckens Fundão, als dort bei der Mine Germano der Firma Samarco (im gleichanteiligen Besitz von Vale und BHP Billiton) der Damm brach. Millionen Kubikmeter an Bergwerksschlamm aus der Eisenerz-Mine der Firma Samarco und ein Tsunami aus Schlamm zerstörte mehrere Dörfer, 349 Häuser, Schulen und Kirchen. Die Flüsse Rio Gualaxo do Norte, Rio do Carmo und Rio Doce wurden verseucht – Fischfang ist entlang der 680 Kilometer Flusslauf ist bis heute nicht möglich, ein Desaster für Tausende von Kleinfischern, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Insgesamt starben 19 Menschen. Laut Erhebung der US-amerikanischen Beraterfirma Bowker Associates stellte die Katastrophe von Mariana einen Dreifach-Negativ-Rekord in der Geschichte des Bergbaus dar: 1. Die Menge an ausgetretenem Schlamm: 32 bis 62 Millionen Kubikmeter, 2. Die Größe des betroffenen Gebiets: 680 Kilometern Flusslauf, 3. Die Schadenshöhe: 5 bis 55 Milliarden USD.

Die Münchener Rück war damals an der Versicherung des Dammbruchs von Mariana beteiligt. Zwei Milliarden Reais (damals umgerechnet rund 500 Millionen Euro) haben laut Erhebung der brasilianischen Rückversicherung Terra Brasis Resseguros die Versicherer und Rückversicherer der Firma Samarco damals gezahlt. Denn die hatte eine Versicherung gegen Schäden an eigenen Einrichtungen und Betriebsunterbrechungen, also eine Versicherung gegen sogenannte „entgangene Gewinne“. Das muss man sich mal vor Augen halten: Hunderte Kilometer Flusslauf tot, zeitweise eine für zwei Millionen Menschen unterbrochene Trinkwasserversorgung, tausende von darbenden Kleinfischern – und die Versicherer und Rückversicherer zahlen der Firma einen fetten Millionenbetrag für „entgangene Gewinne“, damit deren Aktionäre nicht leer ausgehen.  Und jetzt haben wir wieder einen Megabruch, mit Hunderten von Toten, – aber in Ihrer Versicherungspolitik bewegt sich immer noch zu wenig.

Ich frage Sie:

Ist die Münchener Rück an dem Schaden von Brumadinho per Deckung in irgendeiner Form beteiligt? Wenn ja, in welcher Höhe und welche Schäden werden abgedeckt?

Die Münchener Rück hat ja gemeinsam mit dem TÜV Süd (neben Vale der derzeit mutmaßliche Hauptverantwortliche für den Dammbruch bei Brumadinho) im Januar 2014 das gemeinsame Projekte „Project Risk Rating“ gestartet. Ich frage Sie: Haben Sie im Rahmen dieses Projektes auch den Brumadinho-Damm überprüft: wenn ja, was waren Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse, wenn nein: warum haben sie diesen Damm nicht geprüft?

Noch eine Frage zurück im Hinblick auf den 2015er-Dammbruch von Mariana: Wieviel hat die Münchener Rück wegen der Schäden beim Dammbruch von Mariana gezahlt?

Noch eine Frage: Laut unseren Recherchen hält die Münchener Rück derzeit keine Aktien oder Anleihen des brasilianischen Bergbaukonzern Vale. Ist dies korrekt? Falls nein, in welchen Anlagen sind Münchener Rück und/oder Tochterfirmen und/oder Fonds direkt oder indirekt an Vale beteiligt? Bitte schlüsseln Sie die Daten je Unternehmenseinheit auf.

Die Fragen zu Ihrer unverantwortlichen Versicherung für den Katastrophen-Staudamm Hidroituango in Kolumbien ist mein Kollege Alejandro Pacheco vom Öku-Büro zuständig, bereiten Sie sich darauf schon mal vor, es wird heftig für Sie!

Sie werden sich erinnern, dass wir Sie auf der Aktionärsversammlung von 2016 wegen des Dammbruchs bei Mariana befragt haben, und Sie werden sich sicherlich auch daran erinnern, dass wir Ihnen die grundlegenden Risiken von Dämmen bei Bergbau-Rückhaltenbecken, die nach der „Upstream“-Methode gebaut wurden, dargelegt haben und Sie aufgefordert haben, solche „Upstream“-Dämme schnellstens auszuphasieren, da sie für Mensch und Umwelt ein untragbares Risiko darstellen.

Der bei Brumadinho (2019) gebrochene Damm war wie der bei Mariana (2015) ein sogenannter „Upstream“-Damm. Die meisten Dämme (tailings) von Bergwerksdeponien werden gebaut nach dem Upstream-Verfahren, dann gibt es noch das Center-Verfahren und das Downstream-Verfahren. Beim „Upstream“-Damm kann der Damm eines Rückhaltebeckens im Laufe von Jahrzehnten bis zu 10 Mal aufgeschüttet werden und so Hunderte von Meter an Höhe gewinnen, sofern die unten abgelagerten Bergbaureste entsprechend ausgetrocknet sind. „Upstream“-Dämme sind deutlich billiger als „Center“- oder „Downstream“-Dämme, deswegen sind sie bei den Bergbaufirmen so beliebt – sie brechen aber auch viel häufiger.

Nach dem Dammbruch von Mariana (5.11.2019) haben wir Sie auf der Hauptversammlung 2016 also aufgefordert, für die Zukunft festzulegen, dass das Upstream-Verfahren bei Tailings (also Bergwerksdeponien) in Zukunft als klares Ausschlusskriterium bewertet werden müsse. Dies ist trotz unserer klaren Warnung, dass weitere Dämme brechen würden, unseres Wissens nach bei Ihnen in der Firma noch nicht geschehen. Es gibt zwar Debatten: Das International Council on Mining and Metals, ein Zusammenschluss der weltweit 23 größten Bergbau- und Metallunternehmen, hatte im Dezember 2015 angekündigt, die Standards für die Lagerung von Abraumschlamm zu überprüfen. Solche Ankündigungen sind wohlfeil, wenn Sie ihren werbetechnischen Hochdruckglanz ausstrahlen, sind aber zynisch, wenn sie hohle Phrasen und somit alles beim Alten bleibt – und dann der nächste, noch größere Dammbruch – wie jetzt bei Brumadinho geschehen, kommt.

In einem Debattenbeitrag aus dem Dezember 2017 erklärt die Münchener Rück auf ihrer Webseite:

„Auch in der Assekuranz hat ein Umdenken begonnen, nachdem Dammbrüche in den vergangenen Jahren mehrere Großschäden ausgelöst hatten. Ziel ist es, die Risiken besser einschätzen zu können, um auch künftig die Versicherbarkeit von Tailings Dams zu gewährleisten. Sinnvoll wäre in diesem Zusammenhang, den Bergbau mit seinen speziellen Risiken aus der gewöhnlichen Sachversicherung herauszutrennen. Munich Re ist in ihrer Einheit Corporate Insurance Partner (CIP) diesen Weg bereits gegangen. Denn anders als etwa für den Öl- und Gassektor ist in der Assekuranz traditionell kein eigener Geschäftsbereich für den Bergbau vorgesehen. Versicherungspolicen werden aus den Policenformularen für „gewöhnliche“ Sachrisiken anderer Branchen abgeleitet, indem man bergbauspezifische Zusätze hinzufügt. Dadurch hat die Produktentwicklung nicht mit den Bedürfnissen und Gefahren der Branche Schritt gehalten.“

Statt also das Problem an der Wurzel anzugreifen, sprich: die gefährlichen Tailing ganz aus der Welt zu schaffen, setzt die Münchener Rück auf ein graduell verschobenes Geschäftsfeld, mit neuen und höheren Umsätzen, denn Ihre Umsatz- und Profitgier kennt wahrlich kaum Grenzen!, ohne dabei das eigentliche zugrundeliegenden Problem anzugehen.

Die Münchener Rück darf solche „Upstream“-Dämme explizit nicht mehr versichern. Und die Münchener Rück hätte die Verantwortung, firmenübergreifend in der Industrieversicherungsbranche dafür zu sorgen, dass alle Versicherer „Upstream“-Dämme ablehnen, um so die Praxis dieser enorm bruchgefährdeten Dämme schnellstmöglich auszuphasieren. Das wäre ein erster Schritt. Weitere Schritte wie grundlegend neue Regeln und Gesetze für den Bergbau vor allem in den Ländern des Globalen Südens müssten schnellstmöglich folgen. Grundsätzlich müssen Sie als Versicherer endlich anfangen, sich konkrete menschenrechtliche und umweltbezogene Kriterien geben, die es wert sind, als solche bezeichnet zu werden. Ihnen bei der Münchener Rück fehlt noch immer ein umfassender Ansatz zur menschenrechtlichen Sorgfalt.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.