Fraport-Flughafengelände in Fortaleza: Strafzahlung wegen Rodung atlantischen Regenwalds ohne die erforderlichen gesetzlichen Genehmigungen

FRAPORT antwortete erst im Mai auf der Aktionärsversammlung auf die Frage nach illegaler Rodung auf dem Flughafengelände von Fortaleza: Es "werden Aktivitäten auf dem Flughafengelände nur vorgenommen, wenn alle erforderlichen gesetzlichen Genehmigungen dafür vorliegen." Keine vier Monate später wird auf FRAPORT-Gelände in Fortaleza durch eine Drittfirma ohne die erforderlichen gesetzlichen Genehmigungen gerodet.
| von Christian.russau@fdcl.org
Fraport-Flughafengelände in Fortaleza: Strafzahlung wegen Rodung atlantischen Regenwalds ohne die erforderlichen gesetzlichen Genehmigungen
FRAPORT in Brasilien. Foto: christian russau

Im November findet im brasilianischen Belém die 30. Weltklimakonferenz statt - und im nordostbrasilianischen Fortaleza wird geschützter atlantischer Regenwald auf dem FRAPORT-Flughafengelände jenseits der Genehmigung illegal gerodet.

Der internationale Flughafen der nordostbrasilianischen Stadt Fortaleza, Pinto Martins, wird seit 2018 von der deutschen FRAPORT als Konzessionärin betrieben. Die Behörden stellten Ende September vor Ort auf dem Gelände des Flughafens von Fortaleza "Unregelmässigkeiten" bei der von einer Drittfirma durchgeführten Waldrodung für den Bau eines Logistikkomplexes von Lagerhallen, einer Shopping-Mall und eines Hotel fest. Die Umweltbehörden Semace und Sema erklärten, dass das Unternehmen namens Aerotrópolis den Umgang mit lokalen Tieren „unangemessen” gehandhabt habe und dass die Rodung von Bäumen über die genehmigten Grenzen hinaus erfolgte. Dies berichten brasilianischen Medien.

Demnach habe die Drittfirma Aerotrópolis an die 40 Hektar auf dem FRAPORT-Flughafengelände gerodet, obwohl die von den Behörden dazu erteilten Genehmigungen weniger Land freigegeben hatten. Hinzu wird in brasilianischen Medien berichtet, dass die behördlichen Genehmigungen zuvor erteilt worden waren, ohne dass es überhaupt vor Ort eine Inaugenscheinnahme gegeben hätte. Wer dann allerdings vor Ort war, das waren am 24. September infolge von Beschwerden von Umweltschützer:innen die Landesstaatsanwaltschaft - und die Inspektor:innen vor Ort stellten die illegale Abholzung des Waldes fest, ohne dass ein Fauna-Managementplan vorlag, der eine Voraussetzung für die Umweltgenehmigung des Unternehmens ist. Dem Unternehmen Aerotrópolis wurde daraufhin die Lizenz entzogen und die Rodungsgenehmigung wurde zurückgezogen, zudem verhängten die Inspektor:innen eine Geldstrafe in Höhe von 200.000 Reais (derzeit umgerechnet 32.000 Euro) und eine Sperre für die abgeholzten Flächen. In brasilianischen Medien aus Fortaleza wird gefordert, dass die Aktionär:innen von FRAPORT sich fragten, "[w]as die Abholzung von 32 Hektar in Fortaleza durch die deutsche Fraport [an Fragen] aufwirft, ist die offensichtliche Unterschätzung der durchschnittlichen Intelligenz und Sensibilität der angesehenen Öffentlichkeit. Die Aktionäre sollten das Gewicht der Bäume und Tiere auf dieser Waage abwägen. Zeitpläne dieser Art müssen das Dilemma zwischen schnellem Gewinn und langfristiger Nachhaltigkeit berücksichtigen."

In den brasilianischen Medienberichten der letzten Tage hieß es unisono, man habe FRAPORT um Stellungnahme gebeten, aber bisher keine Antwort erhalten.

In den Jahren 2024 und 2025 hatte der Dachverband der Kritischen Aktionär:innen FRAPORT auf der jährlichen Jahreshauptversammlung direkt Bezug genommen auf die Vorgänge auf dem Flughafen von Fortaleza, Pinto Martins, und in diesem Jahr explizit gefragt, wie denn der Stand der Dinge in Fortaleza sei, angesichts der zuvor erfolgten illegalen Rodung atlantischen Regenwalds auf direkt zum Flughafen gehörenden Gelände für ein für nur wenige Tage geplantes Open-Air-Musik-Festival? Und als Antwort erhielt der Dachverband Folgendes:

"In Fortaleza sind alle vertraglich festgelegten Ausbaumaßnahmen abgeschlossen, und auch hier gilt wieder: je nachdem, welche Potentiale wir sehen für Immobilien, für Logistikzentren, Hotels, für Parkplätze, die werden selbstverständlich vorgenommen. Sie fragten im Kontext, wir hätten doch da ein Eventzentrum schaffen wollen, die Landesstaatsanwaltschaft hätte das untersucht? Was wir bestätigen können, dass der Pächter einen alternativen Ort für das Event gefunden [hat] und dass der Vertrag mit Fraport Brasil beendet wurde. Nach unserem Kenntnisstand gab es keine Ermittlungen der Landesstaatsanwaltschaft gegen Fraport Brasil in diesem Zusammenhang. Zumal wenn, dann werden Aktivitäten auf dem Flughafengelände nur vorgenommen, wenn alle erforderlichen gesetzlichen Genehmigungen dafür vorliegen."

"Zumal wenn, dann werden Aktivitäten auf dem Flughafengelände nur vorgenommen, wenn alle erforderlichen gesetzlichen Genehmigungen dafür vorliegen." So behauptet es FRAPORT forsch und frei auf der Aktionärsversammlung im Mai 2025. Keine vier Monate später wird auf FRAPORT-Gelände in Fortaleza ohne die erforderlichen gesetzlichen Genehmigungen gerodet.

// Christian Russau