KoBra Stellungnahme: „Não vai ter golpe!“

Die politische Situation in Brasilien ist sehr angespannt und viele BeobachterInnen sorgen sich um die politische Zukunft des Landes. Am vergangenen Wochenende haben die TeilnehmerInnen der Frühjahrstagung deshalb beschlossen eine Stellungnahme zu schreiben.
| von Fabian Kern
KoBra Stellungnahme: „Não vai ter golpe!“
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Stellungnahme von Mitgliedern der Kooperation Brasilien e.V.

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Brasilien: „Não vai ter golpe!“

„Es darf keinen Putsch geben“ - das ist seit dem 18. März die Losung der demokratischen Kräfte in Brasilien, die ein Amtsenthebungsverfahren (Impeachment) gegen die Präsidentin Dilma Rousseff (PT) verhindern wollen.

 

GegnerInnen des eingeleiteten Verfahrens, unter ihnen GewerkschafterInnen, LandarbeiterInnen, KünstlerInnen, Intellektuelle, sowie AnhängerInnen des Bündnisses »Frente Brasil Popular«, bezeichnen dieses Verfahren als einen "Kalten Putsch" (golpe branco), weil zwar nicht eine gewaltsame Machtübernahme durch das Militär bevorsteht, aber die Absetzung einer direkt vom Volk gewählten Präsidentin ohne rechtlich hinreichenden Grund von der rechten Opposition betrieben wird. Ähnliche Vorgänge gab es 2009 in Honduras und 2012 in Paraguay, als ebenfalls gewählte Präsidenten durch ein oppositionelles Bündnis aus Medien, Justiz und Parlament aus dem Amt gejagt wurden.

 

Auch wenn ein Teil der Medien bewusst einen anderen Eindruck erwecken will - bei dem versuchten Impeachment geht es nicht um eine Verstrickung der Präsidentin in den Korruptionsskandal, der gerade die gesamte politische Landschaft in Brasilien erschüttert. Rechtlich begründet wird das Amtsenthebungsverfahren mit angeblichen Verstößen gegen das Haushaltsrecht. Die Regierung soll sich kurzfristig und ohne Zustimmung des Parlaments Geld bei Staatsbanken geliehen haben. Ein nach dem Haushaltsgesetz nicht erlaubtes Vorgehen, das Vorgängerregierungen ebenfalls anwendeten, das aber nie rechtliche Konsequenzen für diese hatte. Die juristische Begründung des Impeachmentverfahrens ist somit fadenscheinig und vorgeschoben.

 

Wir sehen daher in dem Impeachment ein politisch motiviertes Verfahren. Nicht eine unabhängige Justiz entscheidet über die Vorwürfe, sondern ein Parlament dessen Mitglieder selbst in großer Zahl in Korruptionsvorwürfe verstrickt sind. Gegen den Parlamentspräsidenten Eduardo Cunha, der das Verfahren gegen die Präsidentin mit Anwendung von Tricks der parlamentarischen Geschäftsordnung leitet, läuft selbst ein Impeachmentverfahren aufgrund von Korruptionsvorwürfen und Schwarzgeldkonten in der Schweiz.

 

Für die vielen Initiativen, Institutionen und Einzelpersonen, die sich seit langem in der Solidarität mit Brasilien engagieren, kann es nicht darum gehen, problematische Politik der Regierungen Lula und Rousseff vor Kritik zu bewahren und Verstrickungen wichtiger Leute aus der Arbeiterpartei (PT) in Korruption klein zu reden. Auch für viele von uns in Deutschland war es in den letzten Jahren schmerzhaft anzusehen, wie Reformen verwässert und umstrittene Großprojekte durchgesetzt wurden. Das mindert aber nicht die Anerkennung der historischen Erfolge der Regierungen Lula und Dilma, wie die Ausrottung des Hungers, effiziente Schritte bei der Armutsbekämpfung und minimale Verringerung der sozialen Ungleichheit.

 

Das politische System befindet sich derzeit aufgrund einer Rezession und den Korruptionsermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft gegen große Firmen und PolitikerInnen aller Parteien in einer tiefen Krise. Erst die Regierung der Arbeiterpartei hat jedoch die institutionellen Rahmenbedingungen geschaffen, wirksamer gegen Korruption vorzugehen. Die konservativen Kräfte missbrauchen diese Krise für ihre politischen Ziele und einen Angriff auf die Demokratie. Bei einem Erfolg des Impeachments würde der Vizepräsident Michel Temer das Amt übernehmen, der sich inzwischen zur konservativen Opposition bekennt, so dass die Gefahr besteht, dass soziale Errungenschaft der letzten Jahre abgebaut würden. Wir sind nicht der Auffassung, dass das aktuelle Absetzungsverfahren die politische, wirtschaftliche, soziale und ökologische Blockade Brasiliens lösen wird.

 

Aus diesen Gründen unterstützen wir UnterzeichnerInnen die Forderung der demokratischen Kräfte in Brasilien: "Es darf keinen Putsch geben"!

 

UnterzeichnerInnen:

 

KoBra Gruppenmitglieder:

  • Brasilien Initiative Freiburg

  • Stiftung Solidarische Welt

  • Campo Limpo

  • Aktionskreis Pater Beda für Entwicklungsarbeit

  • Instituto dos Países Lusófonos

  • Freundinnen und Freunde der MST

  • Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. (FDCL)

  • Aktionsgemeinschaft Solidariche Welt

  • Correoperation

     

 

KoBra Mitglieder:

  • Hans-Willi Döpp

  • Peter Zorn

  • Fabian Kern

  • Sigrun Pleissner

  • Wolfgang Hees

  • Dr. Dieter Gawora

  • Thomas Fatheuer

  • Uta Grunert

  • Ernst Müller

  • Niklas Schwulst

  • Phyllis Bußler

  • Igor Birindiba Batista

  • Jürgen Stahn

  • Marcos A. da Costa Melo

  • Tobias Schmitt

  • Andrea Zellhuber

  • Matthias Ott

  • Kurt Damm

  • Lutz Taufer

  • Tina Kleiber

  • Bianka Hamann

  • Henri du Vinage

  • Heinz Peter Vetten

  • Dinamor Dourado Braungart

  • Lena Keller

  • Maria Backhouse

  • Hans-Jürgen Withopf

 

KoBra Fördermitglieder:

  • terre des hommes Schweiz

 

Weitere Gruppen:

  • Brasilien-Initiative Nordestino e.V.

  • Living Gaia e.V.

  • AKB im Ev. Stadtjugenddienst Braunschweig

  • Kinderland Brasilien e.V.

  • Brasilienkreis St. Heinrich Marl

  • Lateinamerika Nachrichten

  • Initiative bessere Zukunft

  • terre des hommes, Deutschland

  • Jenny Marx Gesellschaft für politische Bildung RLP e.V.

  • fairplay - Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung

  • TIE Global Internationales Bildungswerk


Einzelpersonen:

  • Gilberto Calcagnotto

  • Univ.-Prof. Dr. Ulrich Brand, Universität Wien

  • Christoph Leucht, KURINGA Berlin

  • Paula Ferreira Lima

  • Iniv.-Prof. Dr. Hanns Wienold, Universität Münster

  • Lucie Matting

  • Susanne Schultz, Goethe-Universität Frankfurt

  • Wilhelm Behrendt

  • Thilo Firminus Papacek

  • Nivia Figueredo Amaral, AK: Solidarität mit den brasilianischen Gewerkschaften

  • Fritz Stahl, AK: Solidarität mit den brasilianischen Gewerkschaften

  • Angela Hidding, AK: Solidarität mit den brasilianischen Gewerkschaften

  • Miriam Lang, Universidad Andina Simón Bolívar, Quito

  • Hans Alfred Trein

  • Hans-Peter Mayer

  • Dr. Werner Würtele, Präsident Lateinamerika-Forum Berlin e.V.

  • Jan Erler, Aktionsgemeinschaft Solidariche Welt

  • Udo Lohoff, Geschäftsführer des Aktionskreises Pater Beda für Entwicklungsarbeit e.V.

  • Jan Schikora

  • Fritz Hofmann, AK: Solidarität mit brasilianischen Gewerkschaften

  • Pfarrer Dr. Karl Braungart

  • Hiram Souza Fernandes, Friedrich-Schiller-Universität Jena

  • Grace Mendonça

  • Amelie Starke

  • Lourdes Picareta

  • Klaus Peter Reuss

  • Fabian Huebner, transit*europe

  • Roswitha Hartwig, AK Brasilien, Augsburg

  • Jonas Wagner, Student Uni Wien, Praktikant Österreichisches Lateinamerika Institut

  • Maria Cristina F. Francisco, GDTB - Grupo de Discussão sobre Temas Brasileiros, Hamburgo

  • Sandro, Eisenhauer, Forrózin Freiburg n.e.V.

  • Mario Schenk

  • Mélanie Baierlé, Universität Fribourg, Schweiz

  • Dieter W. Schneider

  • Dr. Hansjörg Henne, Förderkreis Terra Nova Mondai

  • Gabriela Bromme

  • Ralf Fakbe

  • Vincent Cornels

  • Christel Haag, Serpaz

  • Manfred Koch, GEW

  • Kurt Hemmann, ABAI

  • Susanne Ringel

  • Swen Kausemann

  • Birgit Russi

  • Niklas Franzen

  • Thomas Hager

  • Tobias Töpfer, Universität Innsbruck, Institut für Geographie

  • Marilia Carvalho e Silva

  • Helmut Ochtrop, Brasilien-Initiative Nordestino e.V.

  • Inge Wachowski-Andrade

  • Annette Mokler

  • Edel Moraes, Conselho Nacional das Populações Extrativista

  • Theo Mutter

  • Alexandra Schwarz-Schilling

  • Simon Hrubesch

  • Stephie Mendes Candido

  • Bernhard Völk

  • Felipe Alves van Ham, TU Berlin

  • Maria Eißing, Brasilien AK Gütersloh

  • Uta Bergmann, BtE Jena

  • Prof. Dr. Clarita Müller-Plantenberg

  • Dr. Walter Ulbrich, Campo Limpo

  • Sigrun R.-Timme, ev. Kirchengemeinde Rethem

  • Gilberto Bessa

  • Carolina Alves Vestena, Universität Kassel

  • Paul Planzer

  • Birgit Kern

  • Hans Goswin Clemen, AKB im Ev. Stadtjugenddienst Braunschweig

  • Christine Born

  • Andrea Beeken

  • Klaus Kortz, Welthaus Bielefeld

  • Alexander, Dr. von Papp

  • Bernd Lobgesang, Brasilien-Hilfe e.V.

  • Carmen Junges

  • Ida Schrage, Allerweltshaus Menschenrecht Brasilien

  • Henri du Vinage

  • Miriam Casotti

  • Susanne Sander

  • Werner Wilkens, Kinderland Brasilien e.V.

  • Sebastian Ewig

  • Uwe Berndt

  • Cindy Völler

  • Werner Wies, Brasilien-Initiative Nordestino e.V.

  • Annett Siebert

  • Martina Sproll, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin

  • Eva von Steinburg

  • Frauke Leonhäuser

  • Uli Barth, Kommune Niederkaufungen

  • Peggy Josefine Kersten

  • Norbert Bolte

  • Mathias Fernsebner

  • Martina Winkler

  • Beatriz da Silva Bohner

  • Édien Pantoja

  • Jan Hutta, Universität Bayreuth

  • Dorothee Linnenschmidt

  • Eliana Allerding

  • Maria da Costa-Ziegenbein

  • Annette Martucci

  • Rosi Drießen, Sobradinhofreunde

  • Marianne Turinsky, Sobradinhofreunde

  • Lucia De Castro, Grupo de Discussão de Temas Brasileiros (GDTB)

  • Ana Quintão, Grupo de Discussão de Temas Brasileiros (GDTB)

  • Andrea Schmidt

  • Constanze Lemmerich, Allerweltshaus Köln e.V.

  • Wilfried Kragler, Amazonian Ecological Adventures

  • Verena Ramos

  • Johannes Ghiraldin, Correoperation

  • Ute Mayrhofer, Dreikönigsaktion (AT)

  • Brigitte Göckel, Amnesty International

  • Jonas Vollmer, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

  • Daisy Lange, Universität Leipzig

  • Renata de Carvalho do Val, Universität Hamburg

  • Dr. Markus Auditor

  • Both, Adam, Menschenrechte Brasilien (Allerweltshaus Köln)

  • Leila Himbert, Menschenrechte Brasilien (Allerweltshaus Köln)

  • Debald, Tobias

  • Ferdinand Kerstiens

  • Aristela Guedes Auditor

  • Clarice Engelsing

  • Dorothea Ritter

  • Wiebke Thomas

  • Dr. Hans-Gerhard Koch

  • Michael Sacher

  • Johanna Hoerning, TU Berlin

  • Kristina Dietz, FU Berlin

  • Stefan Grasgruber-Kerl

  • Ditmar Hanke, verdi

  • Matias Facio

  • Christian Wächter, Friedenswerkstatt Hamburg

  • Folker Hoffmann

  • Peter Lorscheidt

  • Lisa Carstensen, Universität Osnabrück

  • Hermann Klosius, Informationsgruppe Lateinamerika (IGLA), Wien

  • Martin Zeis, globalcrisis/globalchange NEWS

  • Peter B. Schumann

  • Rita Nierich

  • Ulrich Lenz, Jenny Marx Gesellschaft für politische Bildung RLP e.V.

  • Elisabete Arantes

  • Peter Engemaier

  • Silvia Jura, globalista

  • Kurt Wachter, fairplay - Initiative für Vielfalt und Antidiskriminierung

  • Uwe Lochefeld

  • Dr. Monika Ottermann, CEBI

  • Lutz Delazari Heilmann

  • Anja Munzig

  • Sara Vivacqua

  • Anna Haindl

  • Karin Stock-de Oliveira Souza

  • Thomas Bauer, Comissão Pastoral da Terra

  • Martin Schlesinger, Ruhr-Universität Bochum

  • Joao Carlos De Oliveira Souza

  • Marcus Brühmann

  • Sabine Lesaar

  • Stephan Best

  • Cindy Völler, Verein zur Förderung der Solidarischen Ökonomie e.V.

  • Elke Touba, ver.di

  • Paulo Jandt, Menschenrechte Brasilien e.V. - Allerweltshaus Köln

  • Jutta Heckel

  • Volker Blaschke, DKP, EVG

  • Eva Rinner, Brasiliengruppe der Stadtpfarrkirche Graz

  • Jan Runge

  • Bernhard Meister, Offene Behindertenarbeit Oberfranken

  • Konrad Rehling,Südwind

  • Josef Foglszinger, DIVaN

  • Annemarie Behmel, Lakom

  • Rainer Thomann, Gewerkschaft Unia

  • Eduardo Fortes Santos, Change Escola de Línguas

  • Miriam Fortes Santos, Change Escola de Línguas

 

 

Stand der Unterschriften: Dienstag, 17.05. - 10:00 Uhr