Soziale Bewegungen protestieren gegen Stahlwerk von Thyssen-Krupp in Sepetiba

Während dem 27. und 28. Juni 2008 trafen sich in den Räumlichkeiten der Kirche Nossa Senhora do Desterro in Campo Grande Rio de Janeiro Organisationen und AktivistInnen um die Auswirkungen des Baus eines Stahlwerks im westlichen Gebiet von Rio de Janeiro durch die vom Konsortium „Thyssen Krupp-Vale Rio Doce“ gegründete atlantische Stahlwerkgesellschaft (Companhia Siderúrgica do Atlântico, im folgenden CSA genannt) und die existierenden Alternativen für eine soziale, wirtschaftliche und umweltgerechte Entwicklung der Region zu diskutieren.
| von admin

Wir protestieren, weil die Einrichtung der CSA schwere soziale und wirtschaftliche Auswirkungen nach sich zieht und irreversible Umweltschäden verursacht, dies alles unter dem Deckmantel eines kapitalistischen, ausgrenzenden und trügerischen „Entwicklungsmodell“, das keine der Versprechen von Fortschritt und Arbeitsplatzbeschaffung erfüllt, und die Lebensbedingungen und Gesundheit der Bevölkerung schädigt. Das Projekt wurde mit der Komplizenschaft der Bundes-, Landes- und Gemeinderegierungen ermöglicht. Die vorgesehene Produktion ist vollständig auf den Export ausgerichtet, ohne dass die sozialwirtschaftlichen Kosten in Betracht gezogen werden. Es ist schlussendlich die Gesellschaft, die die Kosten tragen muss. Laut der Anzeige, aufgenommen von der Bundesstaatsanwaltschaft, ist die Bewilligung in Bezug auf die Umweltverträglichkeit regelwidrig erteilt worden. Mit dem vielversprechenden Synonym „Entwicklung“ und mit dem Versprechen von Arbeitplatzbeschaffung wird die Arbeit und Lebensweise von mehr als 8.000 Fischern und deren Familien (mehr als 40.000 Menschen), die an der Sepetiba-Bucht leben, durch die Gefährdung der Fischerei und Umwelt direkt bedroht. Das Unternehmen hat schon unzählige Unfälle, Verschwinden und Todesfälle von Arbeitern verursacht. Ausserdem gibt es Fälle von Gewaltandrohungen und psychologischem Druck, Morddrohungen und Gerichtsprozesse gegen führende AktivistInnen.

Das Projekt von CSA wird mit veralteten und schmutzerzeugenden Technologien realisiert, die in Industrieländern wie Deutschland nicht mehr zugelassen sind und nur in politisch „schwachen“ Ländern wie Brasilien toleriert werden. Der Bau des Stahlwerks ist kein isoliertes Projekt, sondern Teil einer breiten Strategie der Konsolidierung einer kontinentalen Infrastruktur in die auch das Projekt PAC und die südamerikanische Inititative IIRSA eingebunden sind. Sie werden zwar in Brasilien mit öffentlichen Geldern (Fundus der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES und Steuerbefreiungen) finanziert, doch zugunsten des Grosskapitals, der transnationalen Konzerne sowie der Verbraucher der nördlichen Hemisphäre, anstatt die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen. Somit legitimiert der brasilianische Staat die Fortsetzung sozialer Ungleichheiten und die Kriminalisierung sich im Widerstand engagierenden sozialen Bewegungen und Organisationen.

Das Konsortium „Thyssen Krupp – Vale do Rio Doce“ verbreitet Unwahrheiten und irreführende Propaganda in der Bevölkerung, vor allem bei den Bewohnern der Sepetiba-Bucht, wenn es sagt, dass die CSA Entwicklung in die Region bringt.

Wir akzeptieren nicht als „Entwicklung“- die umweltschädlichen Auswirkungen der Aushebung von 20 Millionen Kubikmeter mit Schwermetallen belasteten Schlamm, der von der in Konkurs gegangenen „Inga Mercantil Gesellschaft“ stammt, und ohne entsprechende Vorsichtsmassnahmen mit Einverständnis der Umweltbehörden am unteren Rand der Sepetiba-Bucht vergraben werden soll.

Wir akzeptieren nicht als „Entwicklung“- die Zerstörung der Mangroven und die Vernichtung der Mannigfaltigkeit der Biosphäre in einem permanent geschütztem Gebiet.

Wir akzeptieren nicht als „Entwicklung“- ein Projekt das die Imigration chinesicher Arbeitskräfte sowie ArbeiterInnen aus den ärmsten Regionen Brasiliens vorsieht, die nur niedrige Arbeitslöhne erhalten und unter riskanten und gefährlichen Arbeitsbedingungen leben müssen.

Wir akzeptieren nicht als „Entwicklung“- einen Eingriff, der Fischsterben und Meerprivatisierung verursacht, die Produktionskette handwerklicher Fischerei zestört, sowie die Fischer - Symbole dieser lokalen traditionellen Wirtschaft - zu „Umweltflüchtlingen“ macht.

Die Auswirkungen dieses Entwicklungsmodells betreffen nicht nur die Fischer, sondern die gesamte örtliche Gesellschaft, vor allem die Frauen und die Ärmsten. Die Region lebt traditionel von der Fischerei und vom ökologischen und Wassersport Tourismus. Durch die Realisierung der CSA wird das westlichen Gebiet von Rio de Janeiro in eine Industrieregion, wie zum Beispiel Cubatão in São Paulo, und die Sepetiba-Bucht in eine industrielle Mülldeponie verwandelt. Wir müssen unsere schon bestehenden Widerstandskräfte nocheinmal verstärken, um zu zeigen, dass der Tot unserer Fischergenossen Carlos Alberto (Bebeto) und Josiel da Silveira Pimentel nicht umsonst waren und zusammen ein Entwicklungsmodell aufbauen, das eine Lebensgrundlage mit Integration der Natur bietet.

Unterschriften:

AAPP – Associação de Agricultores e Pescadores da Pedra de Guaratiba
Ação Social de Vila Benedita – Itacuruçá;
Aerocine
Amaba
AMAS Associação de. Moradores Areal Sepetiba
Apescari – Associação de Pescadores do Canto do Rio
Arqueiros – Associação Água Marinha
Associação de Moradores no Areal de Sepetiba
Caminhos de Luz
Campo – Centro de Apoio ao Movimento Popular
CISA – Centro de Integração Sementes do Amanhã
Comissão de Revitalização de Sepetiba – Cores
Comitê Popular de Mulheres
Cultura Elizabeth Teixeira
Ecology
Emescam
Gama
FAMB
Fapesca
Força de Mulheres Trabalhadoras de Nova Sepetiba
Fórum Carajás
Fórum do Meio Ambiente do Trabalhador
GDASI
Grupo Carioca Tem Arte
Grupo Fé e Política de Sepetiba Padre André
Grupo Vitória em Ação
IESA-AP
Igreja Batista de Itacuruçá
Marcha Mundial de Mulheres
Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra - MST
Nucleo de Estudos Urbanos/FEUC
Ong Sara
PACS - Instituto Politicas Alternativas para o Cone Sul
Pastoral do Trabalhador
Quilombo da Marambaia
Rede Brasileira de Justiça Ambiental
SEPE – Nossa Senhora das Graças – RJ
União Brasileira de Mulheres – Mangaratiba
Colônia de Pescadores Z15