Künftig 955 Mio t zusätzliche CO2-Emissionen aus dem Öl vor der Küste

<strong>Brasília.</strong> Die für ab 2015 anstehende Exploration der immensen Erdölvorkommen vor der brasilianischen Küste werde Brasilien zum drittgrößtem Emittenten an Treibhausgasen nach China und den USA machen. Dies ist das Ergebnis einer von Greenpeace Brasilien vorgestellten Studie, aus der die Tageszeitung <a href="http://oglobo.globo.com/economia/greenpeace-pre-sal-colocara-brasil-entre-os-grandes-poluidores-3378210">O Globo</a> zitiert. Demnach würde die Ausbeutung der Erdölfelder des sogenannten "Pré-Sal" ("Vor dem Salz") allein bis 2020 zusätzliche 955,82 Millionen Tonnen an Kohlendioxidäquivalenten in die Atmosphäre entlassen, so die Berechnungen von Greenpeace, die zum Beginn der Klimaverhandlungen im südafrikanischen Durban vorgestellt wurden. Dies entspräche einem Anstieg von 197 Prozent bei den Emissionen, so <a href="http://www.greenpeace.org/brasil/pt/Noticias/Sinais-de-fumaca-do-pre-sal/">Greenpeace</a>.
| von Christian Russau

Sollte das gesamte im "Pré-Sal" vermutete Vorkommen von konservativ geschätzten 80 Milliarden Barrel Erdöl ausgebeutet werden, so enspräche dies in einem Zeitraum von 40 Jahren dem Ausstoß von 35 Milliarden Tonnen an Kohlendioxidäquivalenten, so Greenpeace.

Bei den Reserven des so genannten Pré-Sal handelt es sich Schätzungen zufolge um 80 bis 200 Mrd. Barrel Erdöl. Sie befinden sich bis zu 350 Kilometer vor der Küste in einer Wassertiefe von über 3.000 Metern unter einer zwei bis drei Kilometer dicken Salz- und Gesteinsschicht – daher der Name "Pré-Sal". Die erwarteten Einnahmen könnten sich auf bis zu 14 Billionen US-Dollar belaufen.

Die brasilianische Nichtregierungsorganisation FASE hatte bereits Anfang dieses Jahres angesichts der gesellschaftlichen und politischen Debatte um die künftige Ausbeutung der unlängst vor der brasilianischen Küste entdeckten Erdölfelder eine andere Debatte angemahnt. Demnach sei das Anliegen der Regierung richtig, die zu erwartenden Einnahmen auch für die Lösung sozialer Ungerechtigkeiten im Lande einzusetzen. Dennoch offenbare die Diskussion um das im "Pré-Sal" lagernde Erdöl Mängel und Defizite. Es dürfe nicht allein um Fragen gehen, mit welchen gesetzlichen Regelungen Transparenz und öffentliche Kontrolle über die Investitionen und Ressourcen garantiert werden können. Vielmehr sei es als erster Schritt notwendig, eine gesellschaftliche Debatte darüber zu führen, welche Konsequenzen die Entscheidung zur Ausbeutung dieser fossilen Rohstoffe für Umwelt und Gesellschaft habe. Auch stelle sich die Frage, ob das auf fossilen Energieträgern basierende Wirtschafts- und Entwicklungsmodell durch die Konzentrierung auf die Ausbeutung des "Pré-Sal" nicht eher verfestigt werde.