Solidaritätsbekundung und Ausdruck der Verachtung an dem Mord an José Maria Filho

Wir die Kooperation Brasilien und viele weitere NGOs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die solidarisch mit sozialen und ökologischen Bewegungen in Brasilien zusammenarbeiten, möchten anhand dieser Solidaritätserklärung mit Nachdruck unsere Empörung über den brutalen Mord an dem Kleinbauern, Umweltaktivsten und führendes Mitglied der lokalen Bewegungen José Maria Filho, der am 21 April auf der Hochebene von Apodi im Bundesstaat Ceará verübt wurde, zum Ausdruck bringen.
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Er wurde in der Nähe seines Hauses mit 19 Schüssen in Brustkorb und Kopf aufgefunden – was ohne Zweifel den Charakter dieser Gräueltat deutlich macht, eine Tat, die leider und schändlicherweise auch heute noch im Hinterland Brasiliens immer wieder passiert.

José Maria do Tomé, der vor allem als Zé Maria bekannt war, war Vorsitzender der Gemeindevereinigung von São João do Tomé, in der Nähe von Limoeiro do Norte (CE) und Vorsitzender der Vereinigung der vertriebenen Landlosen auf der Chapada do Apodi (CE). Seit Jahren kämpfte er gegen Vertreibung und Ausbeutung der Bewohner der Hochebene von Apodi, von denen viele gezwungen waren, ihr Land für große Unternehmen des Agrobusiness aufzugeben. Der bewässerte Obstanbau für den Export gründet auf den intensiven Einsatz von Agrarchemikalien, die den Boden, das Wasser, Tiere, Pflanzen und die Familien kontaminiert und Krankheiten, Tod und tiefreichende soziale Ungerechtigkeit produzieren.

Die lokalen Gemeinschaften und wir, die sozialen Bewegungen in Brasilien und im Ausland, wissen, dass Zé Maria gegen die lokalen Machthaber des Agrobusiness im Tal des Jaguaribe und gegen den exzessiven Agrarchemikalieneinsatz kämpfte. Sein Kampf bewirkte den mutigen Widerstand in den Gemeinden, er platzierte die Hochebene von Apodi auf die Karte der Umweltungerechtigkeit, die von dem brasilianischen Netzwerk der Umweltgerechtigkeit (RBJA) herausgebracht wird.  Durch seine Initiative, Führungsstärke und seinen Mut erreichte er die Verabschiedung des Gesetzes für den Verbot der Austragung von Agrarchemikalien per Flugzeug in der Gemeinde von Limoeiro. Alle, die seinen Kampf begleitet haben, wissen, dass er für die Großproduzenten störend war, und dass er selber bereits vom Druck und von Bedrohungen sprach, denen er ausgesetzt war.

Wir sind uns der Größe und der Macht des Agrobusiness in der Region bewusst, vor allem der Unternehmen des Obstanbaus, die vor allem nach Europa exportieren. Außerdem wissen wir, dass die Region durch seine Topographie und die Nähe zu dem Hafen von Fortaleza begünstigt ist. Doch wir stellen das Konzept der Wassersicherheit in Frage, durch das Wasser des São Francisco Flusses in die Region abgeleitet wird, was ein extrem umstrittenes Unterfangen darstellt, da es zu vielen Konflikten um Wasser im Nordosten führen wird, insbesondere aufgrund der Verwendung für die extensive Bewässerung im semiariden Nordosten Brasiliens.

Wir fordern, dass alle nur möglichen Kräfte aufgewandt werden, diesen gewalttätigen Mord aufzuklären, und dass die Verantwortlichen dafür bestraft werden. Trotz des Einsatzes einer Sonderermittlungskommission durch die Hauptstelle der Zivilpolizei stimmen wir mit den Protesten der lokalen Bewegungen gegen die Einsetzung des Abgeordneten Luciano Barreto als Sonderermittler überein, da dieser als Verbündeter des Abgeordneten von Limoeiro do Norte José Fernandes erachtet wird, der 2004 in einen Mordversuch und in Repressionen gegen Fischer des Ortes Curral Velho in Acaraú verwickelt war. Deswegen denken wir nicht, dass Luciano Barreto der geeignete Mensch ist, um die Ermittlungen in diesem Mordfall zu leiten. Somit fordern wir, dass die Ermittlungen an die Bundespolizei übergeben werden und beantragen ein Gutachten des Falles von Gercenio José da Silva Filho, der der nationale Kommission der Bekämpfung der ländlichen Gewalt vorsitzt.

Wir haben diesen brutalen und feigen Mord auf verschiedenen Internetseiten und in der Zeitschrift von KoBra veröffentlicht und werden das auch weiterhin tun. Gleichzeitig wird die Nachricht auch über andere Publikationen in Deutschland und anderen europäischen Ländern bekannt gemacht. Deswegen unterzeichnen wir diese Erklärung der Solidarität mit der Familie des ermordeten Kleinbauers José Maria Filho und mit der ganzen Gemeinde von São João do Tomé, weisen jegliche Form der Gewalt zurück, verlangen die lückenlose Aufklärung des Verbrechens und die Verurteilung der Schuldigen.

Hochachtungsvoll,