Hinterhältiger Mord durch Miliz von Vallourec Mannesmann

Der 32-jährige Landarbeiter und zusätzlich von extraktiver Sammelwirtschaft lebende Antônio Joaquim dos Santos wurde hinterhältig von bewaffneten Milizen der Firma VM Vallourec Mannesmann ermordet.
| von Pressemeldung vom 28.02.2007 von: Rede Alerta contra o Deserto Verde (Netzwerk gegen die Grüne Wüste), CAA Norte de Minas (Zentrum für alternative Landwirtschaft, Nordminas), CPT (Landpastorale), Fórum Regional de Desenvolvimento sustentável do Norte de Minas (Regionalforum für nachhaltige Entwicklung von Nordminas), MST (brasilianische Landlosenbewegung) und ASA Minas Gerais (Netzwerk des Semiarid von Minas Gerais).

Dos Santos war verheiratet und Vater von vier Kindern. VM hat im Norden von Minas Gerais Tausende von Hektar Land mit Eukalyptus-Monokulturen bepflanzt. Der Mord ist Teil eines durch die Ausbreitung von Eukalyptus-Monokulturen verursachten gewalttätigen Enteignungsprozesses der im Norden von Minas Gerais ansässigen Bevölkerung. Informationen der Gemeinde zufolge geschah der Mord am 26. Februar 2007 um 21 Uhr, als Joaquim zusammen mit seiner 16-jährigen Tochter Eudisleia dos Santos mit Holz nach Hause kam, das die beiden für den Eigenbedarf der Familie gesammelt hatten. Zwei von der VM angeheuerte bewaffnete Milizen, bekannt als Claudinei und Joãozinho de Carmina, ergriffen Antônio Joaquim, fesselten ihn, schlugen ihn und feuerten vor den Augen seiner Tochter zwei Schüsse auf ihn ab.

Der Mord geschah in einer durch das FSC (Forest Stewartship Council)  zertifizierten Eukalyptusplantage. Das FSC sollte theoretisch eine ökologisch und sozial verantwortungsvolle Arbeitsweise garantieren.

Bereits seit einigen Jahren wirft das ‚Netzwerk gegen die Grüne Wüste’ (Rede Alerta contra o Deserto Verde) der VM die verheerenden sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Plantagen vor. Das ‚Netzwerk gegen die Grüne Wüste’ kämpft gegen die ungehinderte Ausbreitung der Eukalyptusmonokulturen in Brasilien. Im vergangenen Jahr erstattete die Gemeinde von Canabrava international Anzeige, in der sie von ihrem Leid und ihrer Alternativlosigkeit berichtete. Durch die Abholzung des Cerrado (Buschland) stehen den Bewohnern nicht mehr genügend Holz und Früchte zur Verfügung, zudem fällt der Canabravafluss trocken. In Reaktion auf die Anzeige erhöhte VM den Druck auf die Gemeinde, die nun unter den ständigen Drohungen der Wachen in Angst und Schrecken lebt. Die Miliz bedrohte sogar Kinder, die auf dem Nachhauseweg von der Schule kleine Stückchen Holz auf ihrem Fahrradgepäckträger transportierten.

Den Informationen der Gemeinde zufolge wurde Antônio Joaquim von den Wachen der VM auf dem Grundstück seines Bruders ergriffen, auf dem er regelmäßig Holz sammelte. Sie schnappten Antônio und seine Tochter, schleiften sie auf das Grundstück der VM, griffen sie an und drohten Eudisleia mit dem Tod. Einige Anwohner beobachteten die Tat und baten darum, die beiden freizulassen. Ohne auf die Bitten zu hören, schleppten die Wachen ihre Gefangenen zu einem Baum, banden Antônio fest und jagten ihm in der Gegenwart seiner Tochter zwei Kugeln durch den Kopf.
Die Bewohner der Gemeinde Canabrava wurden nicht das erste Mal von der bewaffneten Miliz der VM bedroht. Es gibt verschiedene Berichte von verbaler und körperlicher Gewalt sowie über die Beschlagnahmung von Karren und Arbeitsgeräte der Bauern. Die Gemeinde wird terrorisiert; aufgrund der ständigen Drohungen können sich die Dorfbewohner nicht mehr frei bewegen.
Das ‚Netzwerk gegen die grüne Wüste’ forderte folgende für Agrarfragen und Menschenrechte zuständige Autoritäten dazu auf, sofort und energisch gegen die Verantwortlichen der VM vorzugehen: Dr. Afonso Henriques de Miranda Teixeira von der Koordinationsstelle für Menschenrechte, Umwelt- und Agrarkonflikte der Staatsanwaltschaft von Minas Gerais sowie den Abgeordneten und Präsidenten der Menschenrechtskommission des Parlaments von Minas Gerais, Durval Ângelo. Des weiteren den Botschafter Gercino José da Silva Filho von der Ombudsstelle für nationale Agrarfragen, den Koordinator für Angelegenheiten des Flussbeckens des São Francisco, Dr. Paulo César und Dr. Luiz Chaves vom ITER. Die Anzeigen werden an das FSC Brasilien und das FSC International weitergeleitet, um einen sofortigen Entzug des Grünen Siegels für die Plantagen der VM zu erwirken. Das Siegel wurde VM verliehen, obwohl die Umweltfolgen der Eukalyptus-Plantagen wie auch der menschenunwürdige Umgang der Firma mit der Gemeinde bekannt waren.