Regenwaldabholzung

Gerade pünktlich zum Klimagipfel in Kopenhagen verkündet Brasiliens Regierung einen historischen Tiefstand bei der Regenwaldabholzung in Amazonien. Zwischen August 2008 und Juli 2009 wurden  laut INPE- Satellitenbeobachtung 7.000 km2 abgeholzt und damit 45 % weniger als im Vorjahreszeitraum.
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Minc verkündete stolz, das sei der niedrigste Stand seit 21 Jahren. Zum ersten Mal seit Beginn der Satellitenbeobachtung im Jahr 1988 fiel die Abholzungsquote unter einen Jahreswert von 9.000 km2. Minc und Lula werten die Zahl als Erfolg ihrer Waldschutzpolitik und lassen Faktoren wie die niedrigen Holz-, Soja- und Rindfleischpreise als Folge der Wirtschaftskrise unerwähnt.

Aber auch der Druck durch Verbraucher und Gesellschaft, die den Amazonasraum gerettet wissen wollen, ist nicht zu unterschätzen. Laut Gilberto Camara von INPE ist das ein neuer gesellschaftlicher Trend in Brasilien.

Lula und Minc gehen damit als erfolgreiche Regenwaldschützer nach Kopenhagen zum Klimagipfel und setzen sich das Ziel, bis 2020 die Abholzung um 80 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 zu reduzieren. Dies wäre dann eine Restfläche von 4.000 km2 im Jahr (basierend auf einem jährlichen Entwaldungsschnitt von 19.500 km2 zwischen 1996 und 2005). Die Zahlen sind zwar nicht bindend, stellen aber nochmals eine Steigerung gegenüber dem Vorhaben vom vergangenen Jahr dar, als im Rahmen der Klimaschutzpolitik die Entwaldung bis 2018 auf 70 % gesenkt werden sollte.

Brasilianische Umweltgruppen wie Greenpeace u.a. fordern Null-Entwaldung bis 2015 und mehr Input in erneuerbare Energien.
Nach den positiven Zahlen aus dem 11-monatigen Zeitraum bis Juli 09 steigt die Zahl gerodeter Flächen allerdings seit Juli wieder an. Das Institut für Mensch und Umwelt in Amazonien Imazon meldet, dass im Bundesstaat Pará allein im August 200 km2 Wald zerstört wurden. Dafür kann die Rinderzucht zur Verantwortung gezogen werden. Und wieder liegen die betroffenen Flächen in der Nähe zweier großer Straßen in den Süden, was der Abholzung immer sehr zuträglich ist. Im Amazonasgebiet wurden im August 273 km2 gerodet und damit 167% mehr als im gleichen Monat ein Jahr zuvor. Von den Agrarflächenausdehnungen bleiben auch Indianerschutzgebiete und Nationalparks nicht verschont. Das Gebiet „Triunfo do Xingu“ hat im August 18,7 km2 eingebüßt und der Nationalpark „Jamanxin“ 4,2 km². Diese Rodungen sind geplant und Teil der Strategie der Agrarlobby, Schutzgebiete zu verkleinern und den Einfluß der Viehzüchter zu vergrößern.

Im Oktober meldete Imazon gestiegene Entwaldungszahlen für Amazônia Legal. Mit 194 km2 Waldzerstörung liegt der Wert 90% über dem Vorjahresmonat. Die Periode August bis Oktober brachte mit 682 km² eine 30%ige Steigerung der Waldeinbuße in Amazônia Legal. Von Entwarnung kann hier also nicht die Rede sein.

Eine mehrwöchige Untersuchung ebenfalls von Imazon kommt zu dem Schluss, dass Holz im Bundesstaat Pará  zu 89% aus illegalem Holzeinschlag stammt. Zum ersten Mal wird damit eine direkte Schätzung zum illegalen Holzentzug aus Amazonien gemacht. Das staatliche System zur Holzproduktionsschätzung nahm nur einen Wert von 10% an. Satellitenaufnahmen belegen zudem, dass bisher als legal eingestufte Aktivitäten in 37% der Fälle Unregelmäßigkeiten aufwiesen. Die Regierung von Pará tat die Abweichungen mit unterschiedlichen Annahmen bei der Berechnung ab.