Geraizeiros besetzen Land im Norden von Minas Gerais

Im Morgengrauen des 13. Dezember besetzten ca. 230 Geraizeiro*-Familien die Eukalyptusfarm Rio Rancho Agropecuária S/A.
| von Fabian Kern
Geraizeiros besetzen Land im Norden von Minas Gerais
Geraizeiro Fahne über der besetzten hacienda

40 Jahre nach dem Beginn ihrer Verteibung haben hunderte Geraizeiro-Familien aus Vale das Cancelas, Josenópolis und Padre Carvalho einen Teil ihres Landes wieder in Bestz genommen. Die 6434 Hektar Land wurden 1998 unter dubiosen Umständen der Firma Florestas Rio Doce zugeschrieben. Die Vertreibung der Geraizeiro-Familien begann allerdings bereits während der Militärdiktatut. 2003 gingen die Flächen dann an Rio Rancho Agropecuária S/A, die dem ehemaligen Gouverneur von Minas Gerais Newton Cardoso gehört. Dieser hat schon mehrere Flächen von Florestas Rio Doce gekauft. Flächen auf denen mehr als 1800 Geraizeiro Familien teilweise bereits in der siebten Generation lebten.

Auf der nun besetzten fazenda wurde in den letzten Jahren ohne Rücksicht auf die Umwelt Eukalyptus in Monokultur angebaut und es ist eine Pipeline durch das Gebiet geplant. Durch beide Projekte sind die Wasserquellen der Region akut gefährdet, was als weiterer Grund für die Besetzung angeführt wird.

Seit dem 14. Dezember verhandeln die Geraizeiros mit den Eigentümern der Finca und staatlichen Behörden über die Lösung des Konflikts.

Trotz der laufenden Verhandlungen sind die Besetzer*innen mit Drohungen unterschiedlichster Art konfrontiert.

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Die Geraizeiros leben in den Hochebenen – den gerais - des nördlichen Minas Gerais, die Teil des Großökosystems Cerrado sind. Die Familien bewirtschaften sehr diversifiziert mindestens vier ökologische Einheiten - Höhenzüge, Hochebenen, Trockenwälder und Gewässerauen - in denen sie Garten-, Land-, Vieh- und Sammelwirtschaft betreiben sowie eingeschränkter Fischfang und Jagd. Ergänzt wird das Einkommen heute im geringen Umfang durch die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln, verschiedene Dienstleistungsberufe sowie durch temporäre Arbeitsmigration. Die Gerazeiroshaben eigene kulturelle Ausdrucksweisen und ihre Verhaltensregeln und Mythen sind überwiegend im Volkskatholizismus verwurzelt. In den Gemeinschaften haben die meisten Mitglieder verwandtschaftliche Beziehungen. Seit den 1960er werden sie durch die Ausweitung von Eukalyptus- und andere Monokulturen aus ihrem Lebensraum verdrängt. Ca. 50% der ursprünglichen Cerradovegetation wurden dadurch inzwischen vernichtet und damit ihre Lebensgrundlagen. Wassernot, Agrargifte Erosion sind weitere Folgen der Monokultur.

Mehr Informationen zu Traditionellen Völkern und Gemeinschaften in Brasilien gibt es in unserem aktuellen Brasilicum.