Genreis im Mai zum Glück noch nicht zugelassen

Die brasilianische Biosicherheitskommission CTNBio, die für die Zulassung von Genprodukten zuständig ist, hat seit Februar einen neuen Vorsitzenden: der gentechnikfreundliche Edilson Paiva.
| von admin

Der neue Präsident will sich für eine Flexibilisierung der Monitoring-Regeln für bereits zugelassene Genprodukte einsetzen, was bereits sein Vorgänger Walter Colli im Auge hatte (siehe Bericht Ernährunggsicherung von Januar 2010). Zudem versprach er eine zügige Beurteilung der Freigabe des Genreises "Liberty Link" des Unternehmens Bayer. Greenpeace hatte zuletzt mehr als 20.000 Unterschriften gegen die Freigabe dieser Reissorte gesammelt.
Für Mai 2010 hatte man fest mit der Zulassung des Genreises gerechnet. Im vergangenen Jahr hatten sich in einer öffentlichen Anhörung neben Umwelt- und Sozialbewegungen selbst die landwirtschaftliche Forschungs- und Beratungsbehörde Embrapa (Empresa Brasileira de Pesquisa Agropecuária), der Gewerkschaftsdachverband von Rio Grande do Sul, Farsul (Federação da Agricultura do Estado do Rio Grande do Sul) und der Zusammenschluss der Reisproduzenten im südlichen Bundesstaat, Federarroz (Federação das Associações dos Arrozeiros do Rio Grande do Sul) gegen eine Zulassung ausgesprochen. Die traditionell der Gentechnik positiv gegenüberstehenden Organisationen fürchten eine unkontrollierte Ausbreitung des roten Reises infolge des Genreisanbaus (siehe Bericht Ernährungssicherung von Mai 2009). Seither lag die Entscheidung auf Eis. Der neue Präsident der CTNBio mehrheitlich gentechnikbefürwortende Experten zu einem „Runden Tisch“ zur Sitzung eingeladen, die sich den Fragen der Komissionsmitglieder zum Genreis von Bayer stellten. Hier äußerte sich auch der Vertreter der Embrapa positiv über eine mögliche Zulassung. "Dieser Vorschlag (der Durchführung eines Runden Tisches zum Genreis, Anm. d. Übers.) hat einzig und allein das Ziel, die öffentliche Anhörung vom 17. März 2009, an der die Zivilgesellschaft beteiligt war, zu entwerten”, hatten 23 Organisationen und Personen am Tag vor der Sitzung in einer Protestnote an die CTNBio geschrieben, in der sie deren Vorgehen verurteilten . Entgegen den Befürchtungen kam es auf der Sitzung am 20. Mai nicht zu einer Zulassung des Genreises. Die AS-PTA befürchtete bereits im April eine Zulassung des Genreises in der Sitzung im Juni, wenn die internationale Aufmerksamkeit sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft richtet.

Ansonsten wurden in diesem Jahr bereits zwei herbizidresistente Sojasorten von Bayer zugelassen, außerdem ein Impfmittel und eine Hefeart, mit der Agrodiesel aus Zuckerrohr hergestellt werden kann . Pikant war, dass Bayer bestimmte von der CTNBio vorgeschriebene Studien mit der Begründung, sie halte diese nicht für notwendig, nicht vorgelegt hatte. Dies stellte für die Zulassung der infrage stehenden Gensojasorten jedoch aus Sicht der Mehrheit der Komission keinerlei Hindernis dar. Für zukünftige Zulassungen ohne Vorlage von Studien könnte das einen Präzedenzfall darstellen.