Es kommt noch besser: Gentech-Soja bekommt Verantwortlichkeitsstempel

Am 28. Mai verabschiedete die Hauptversammlung des Round Table on Sustainable Soy (RTRS) in Brasilien die sogenannten „Responsible Soy Principles and Criteria“, mit denen die an dem Runden Tisch beteiligten Produzenten sich selbst „Verantwortlichkeit“ attestieren. Am RTRS sind Unternehmen wie die ABIOVE, ADM, Cargill, Bunge, Monsanto, Syngenta, BP International, Shell International, Marks and Spencer, COOP, Unilever und Carrefour beteiligt.
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Von NGO-Seite nehmen u.a. der WWF, das Instituto Ethos, IPAM und The Nature Conservancy teil. Der RTRS wird seit Jahren von einer starken Allianz von Basisbewegungen und Umweltorganisationen, darunter in Deutschland bspw. die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL und der BUND, abgelehnt, da er ein Instrument darstellt, in dem sich die Multis selbst ihre Umweltkriterien schaffen. Nichtsdestotrotz bescheinigt sich der RTRS einen „breiten Stakeholderprozess“. Die „Prinzipien und Kriterien“ will der RTRS nun in Feldstudien zwölf Monate lang auf ihre ökonomische Tragfähigkeit und Effektivität überprüfen, und sie anschließend ggf. überarbeiten.
Insbesondere die Tatsache, dass die vom RTRS entwickelten Kriterien für eine „verantwortungsvolle Soja“ Gensoja mit keinem Wort erwähnen, wurde im Vorfeld von den Umweltorganisationen, die den RTRS ablehnen, massiv kritisiert. Gensoja kann somit zukünftig als „verantwortungsvolle Soja“ zertifiziert werden. Dies war gerade nach dem jüngsten Beitritt von Monsanto und Syngenta zum RTRS auch nicht anders zu erwarten, und hatte sich von Beginn an bereits abgezeichnet. Bewegungen, wie bspw. die FETRAF Sul, haben den RTRS letztlich wegen dieser Frage schon vor längerer Zeit verlassen. Der WWF hingegen trägt die Kriterien mit. Die Tatsache, dass mit dem WWF eine international renommierte Umweltorganisation für die Kriterien zeichnet, stärkt den RTRS entscheidend, da die Produzenten dies für ihr Marketing ausnutzen können. Der WWF leistet damit außerdem aktiv der Entwertung der „Basler Kriterien für die Sojaproduktion“ Vorschub, die es seit Jahren gibt und an denen er selbst mitgearbeitet hat. In ihnen wird Gensoja explizit als mit Nachhaltigkeit unvereinbar ausgeschlossen. In den letzten Wochen hatten andere namhafte ökologische Organisationen massiv gegen die Haltung des WWFs protestiert – eine Veränderung in der Haltung des WWFs konnten sie nicht bewirken.

Auch die weiteren Kriterien des RTRS, mit dem er sich „Verantwortlichkeit“ attestiert, lassen nach Analysen der ökologischen Bewegungen zu wünschen übrig. So sind viele Kriterien sehr vage formuliert und reichen nicht aus, um eine Entwaldung zu vermeiden. Gleiches gilt für die sozialen Kriterien. Wie das Monitoring und ggf. Sanktionen vonstatten gehen sollen, ist unklar. Nach Einschätzung von Nina Holland vom Corporate Europe Observatory werden die Kriterien darauf hinführen, dass die zertifizierte Soja vor allem von den großen und berüchtigten Sojaproduzenten stammen wird. Etwa 130 Organisationen unterzeichneten einen offenen Brief an den RTRS, in dem sie dazu aufriefen, diesen zu verlassen (http://www.gmwatch.eu/archives/64-Letter-of-critical-opposition-to-the-Round-Table-on-Responsible-Soy.html). In mehreren E-Mail-Aktionen (GM-Watch, Corporate Europe Observatory) konnte man dem WWF gegenüber seinen Protest gegen dessen schwache Haltung Ausdruck verleihen.